Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
Bertome Saighan oder Lorstrum Aesnan.
Bertome war ein kleiner, auf gewisse Weise ansehnlicher Mann, obwohl Elayne von der cairhienischen Tradition sich die Stirn zu rasieren und zu pudern nicht gerade begeistert war. Er trug ein großes Messer am Gürtel – in Anwesenheit der Königin waren Schwerter verboten – und schien von Elaynes Behandlung der Gefangenen verstört zu sein. Was auch gut so war. Seine Kusine Colavaere war von Rand auf ähnliche Weise bestraft worden, obwohl das nicht das ganze Haus betroffen hatte. Sie hatte sich lieber aufgehängt, als mit dieser Schande zu leben.
Ihr Tod hatte Bertome aufsteigen lassen, und auch wenn er sich große Mühe gab, in der Öffentlichkeit keine Stimmung gegen Rands Herrschaft zu machen, hatten Elaynes Quellen ihn als einen von Rands größten Kritikern im privaten Kreis in Cairhien ausgemacht.
Lorstrum Aesnan war ein stiller, hagerer Mann, der mit hinter dem Rücken verschränkten Händen ging und dazu neigte, einen herablassenden Eindruck zu erwecken. Wie die anderen trug er dunkle Kleidung in cairhienischer Mode; die Streifen auf seinem Mantel verkündeten die Farben seines Hauses. Er war nach Rands Verschwinden aus Cairhien aufgestiegen. Verzweifelte Zeiten sorgten für schnelles Vorankommen, und dieser Mann hatte es nicht eilig gehabt, sich gegen Rand zu stellen, aber er hatte sich auch nicht mit ihm verbündet. Dieser Mittelweg verlieh ihm Macht, und es wurde getuschelt, dass er darüber nachdachte, sich den Thron unter den Nagel zu reißen.
Der Rest der Cairhiener stellte eine bunte Auswahl des dortigen Adels dar. Ailil Riatin war nicht die Anführerin ihres Hauses, aber seit dem Verschwinden ihres Bruders – ein Verschwinden, das immer mehr auf seinen Tod hindeutete – hatte sie die Macht übernommen. Riatin war ein mächtiges Haus. Die schlanke Frau mittleren Alters war groß für eine Cairhienerin und trug ein dunkelblaues Kleid, das mit ihren Farben geschlitzt war; Reifen im Rock verliehen dem Kleid seine Form. Ihre Familie hatte erst kürzlich auf dem Sonnenthron gesessen, wenn auch nur für kurze Zeit, und sie war dafür bekannt, lautstark Elaynes Partei ergriffen zu haben.
Lord und Lady Osiellin, Lord und Lady Chuliandred, Lord und Lady Hamarashle und Lord Mavabwin hatten sich hinter den wichtigeren Leuten versammelt. Ihr Einfluss bewegte sich im Mittelfeld, und aus dem einen oder anderen Grund stellten sie alle möglichen Hindernisse für Elayne dar. Sie waren ein Haufen sorgfältig frisierten Haares und gepuderter Stirnen, weiten Gewändern bei den Frauen, Mantel und Hosen bei den Männern, Spitzenbesatz an den Ärmeln.
»Meine Lords und Ladys«, sagte Elayne und begrüßte jedes Haus mit seinem Namen. »Euch hat Andors Vorführung gefallen?«
»In der Tat, Euer Majestät«, sagte der schlanke Lorstrum und neigte gnädig den Kopf. »Diese Waffen sind ziemlich … interessant.«
Er wollte offensichtlich mehr darüber wissen. Elayne segnete ihre Lehrer für ihre Beharrlichkeit, dass sie das Spiel der Häuser begriff. »Wir alle wissen, dass die Letzte Schlacht mit großer Schnelligkeit naht«, erwiderte sie. »Ich war der Ansicht, dass Cairhien über die Stärke seines größten und nächsten Verbündeten unterrichtet werden sollte. In naher Zukunft wird es Augenblicke geben, an denen wir uns aufeinander verlassen müssen.«
»Allerdings, Euer Majestät«, sagte Lorstrum.
»Euer Majestät«, sagte Bertome und trat vor. Der kleine Mann verschränkte die Arme. »Ich versichere Euch, dass Cairhien von Andors Stärke und Stabilität begeistert ist.«
Elayne musterte ihn. Bot er ihr seine Unterstützung an? Nein, anscheinend wollte auch er nur mehr wissen und fragte sich, ob Elayne nach dem Thron greifen würde. Mittlerweile hätten ihre Absichten eigentlich offensichtlich sein müssen – ein paar Abteilungen der Bande in die Stadt zu schicken war ein offensichtlicher Zug gewesen, anscheinend zu offensichtlich für die subtilen Cairhiener.
»Hätte doch Cairhien eine ähnliche Stabilität«, sagte Elayne sorgfältig.
Einige von ihnen nickten, zweifellos von der Hoffnung getrieben, dass sie einem von ihnen den Thron anbot. Hätte sie demjenigen Andors Unterstützung zugesichert, wäre sein Sieg sicher gewesen. Und sie hätte einen Regenten bekommen, der ihren Absichten sehr wohlwollend gegenüber gewesen wäre.
Ein anderer hätte diesen Trick vielleicht versucht. Sie aber nicht. Dieser Thron würde ihr gehören.
»Die Übernahme eines Throns
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