Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
Schoß gefaltet, auf ihrem Thron und lauschte dem Donnern in der Ferne. Sie hatte absichtlich den Thronsaal gewählt statt ein weniger formelles Audienzgemach. Heute musste man sie als Königin sehen.
Der Thronsaal mit seinen majestätischen Säulen und verschwenderischen Verzierungen war beeindruckend. An jeder Seite des Raumes gab es Zweierreihen goldener Kandelaber, die nur von den Säulen unterbrochen wurden. Davor standen Gardesoldaten in Weiß und Rot mit funkelnden Harnischen. Zu den Marmorsäulen passte der dicke scharlachrote Teppich, in dessen Mitte der Löwe von Andor in Gold eingewebt war. Er führte direkt zu Elayne, die die Rosenkrone trug. Ihr Gewand entsprach der traditionellen Mode und nicht der zur Zeit am Hof favorisierten; die Ärmel waren weit geschnitten und endeten in goldbesticktem Spitzentuch unter ihrer Hand.
Dieses Muster fand im Oberteil seine Entsprechung, das hoch genug reichte, um der Schicklichkeit Genüge zu tun, aber immer noch tief genug war, um alle zu erinnern, dass Elayne eine Frau war. Die noch immer unverheiratet war. Ihre Mutter hatte ganz zu Anfang ihrer Herrschaft einen Mann aus Cairhien geheiratet. Andere mochten sich fragen, ob Elayne das Gleiche tun würde, um ihre Macht dort zu festigen.
Wieder donnerte es in der Ferne. Der Lärm der abgefeuerten Drachen wurde langsam vertraut. Kein richtiger Donnerschlag – tiefer, regelmäßiger.
Elayne war beigebracht worden, ihre Nervosität zu verbergen. Zuerst von ihren Lehrern, dann von den Aes Sedai. Was auch immer manche Leute denken mochten, Elayne Trakand konnte ihr Temperament zügeln, wenn das nötig war. Sie ließ die Hände im Schoß liegen und zwang sich zur Ruhe. Nervosität zu zeigen würde viel schlimmer sein als Zorn.
Dyelin saß neben dem Thron auf einem Stuhl. Die stattliche Frau trug ihr blondes Haar offen, und sie arbeitete ruhig an einer auf einem Reifen aufgespannten Stickerei. Dyelin behauptete, das würde sie entspannen, so hatten ihre Hände etwas zu tun, während ihr Verstand beschäftigt war. Elaynes Mutter war nicht anwesend. Heute würde sie eine zu große Ablenkung darstellen.
Elayne konnte sich Dyelins Luxus nicht erlauben. Man musste sehen, wie sie führte. Unglücklicherweise bestand die »Führung« oft darin, auf ihrem Thron zu sitzen, den Blick nach vorn gerichtet, und Entschlossenheit auszustrahlen, während sie wartete. Sicherlich war die Demonstration mittlerweile beendet?
Ein weiteres Donnern. Vielleicht auch nicht.
Im Wohnzimmer neben dem Thronsaal hörte sie leise Unterhaltungen. Die Hohen Herren und Hohen Herrinnen, die noch immer in Caemlyn waren, hatten eine königliche Einladung erhalten, um sich mit der Königin zu einer Diskussion über die sanitären Erfordernisse zu treffen für jene, die sich außerhalb der Stadt befanden. Diese Audienz würde genau Schlag fünf stattfinden, aber in den Einladungen war angedeutet worden, dass sich die Adelsführer zwei Stunden früher einfinden sollten.
Die Formulierung der Botschaft hätte offensichtlich sein sollen. Elayne würde heute etwas Wichtiges tun, und sie lud die Adligen zu etwas sanktioniertem Lauschen ein. Sie waren im Wohnzimmer ordentlich mit Getränken und kleinen Gerichten wie Pasteten und Obst versorgt. Vermutlich drehten sich die Unterhaltungen um Spekulationen, was sie enthüllen würde.
Wenn sie nur wüssten. Elayne behielt die Hände im Schoß. Dyelin kümmerte sich um ihre Stickerei und schnalzte mit der Zunge, als sie einen falschen Stich wieder auflöste.
Nach einer beinahe unerträglichen Wartezeit verstummten die Drachen, und Elayne fühlte, wie Birgitte in den Palast zurückkehrte. Sie der Gruppe zuzuteilen war die beste Methode gewesen, um zu erfahren, wann sie zurückkehrten. Heute musste der Ablauf reibungslos funktionieren. Elayne atmete ein und aus, um ihre Nerven zu beruhigen. Da. Birgitte war jetzt ganz bestimmt im Palast.
Sie nickte Hauptmann Guybon zu. Es war Zeit, die Gefangenen hereinzubringen.
Einen Augenblick später brachte eine Abteilung Gardisten drei Individuen hinein. Die schnaubende Arymilla war trotz ihrer Gefangenschaft noch immer ganz schön mollig. Die ältere Frau war hübsch oder wäre es zumindest gewesen, hätte sie etwas anderes als Lumpen getragen. Ihre großen braunen Augen waren vor Furcht weit aufgerissen. Als hielte sie es noch immer für möglich, dass Elayne sie hinrichten ließ.
Elenia hatte sich bedeutend besser unter Kontrolle. Wie die anderen hatte man ihr das hübsche
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