Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
Gewand abgenommen und stattdessen ein abgetragenes Kleid gegeben, aber sie hatte das Gesicht gewaschen und das blonde Haar zu einem sauberen Knoten gebunden. Elayne ließ ihre Gefangenen nicht hungern und misshandelte sie auch nicht. Sie waren zwar ihre Feinde, aber sie hatten Andor nicht verraten .
Elenia sah Elayne an. Ihr verschlagenes Gesicht war nachdenklich, berechnend. Wusste sie, wohin das Heer ihres Mannes verschwunden war? Diese Streitmacht kam Elayne wie ein verborgenes Messer vor, das man ihr in den Rücken drückte. Keiner ihrer Späher hatte sie aufspüren können. Beim Licht. Eine Sorge reihte sich an die nächste.
Die dritte im Bund war Naean Arawn, eine schlanke, blasse Frau, deren schwarzes Haar während ihrer Gefangenschaft viel von seinem Glanz verloren hatte. Sie war bereits gebrochen erschienen, bevor Elayne sie gefangen genommen hatte, und sie hielt deutlichen Abstand zu den anderen beiden Frauen.
Man stieß sie bis zum Thronpodest, dann zwang man sie auf die Knie. Draußen im Korridor kehrten die Adeligen aus Cairhien lautstark von der Demonstration mit den Drachen zurück. Sie würden annehmen, dass sie zufällig auf Elaynes Machtdemonstration stießen.
»Die Krone nimmt Naean Arawn, Elenia Sarand und Arymilla Marne zur Kenntnis«, sagte Elayne mit lauter Stimme. Das ließ die Unterhaltungen draußen verstummen – sowohl die der andoranischen Adligen im Wohnzimmer als auch die der cairhienischen Adligen im Korridor.
Von den dreien schaute nur Elenia auf. Elayne erwiderte den Blick steinhart, und die Frau errötete, bevor sie wieder zu Boden sah. Dyelin hatte ihre Stickarbeit zur Seite gelegt und verfolgte alles aufmerksam.
»Die Krone hat viel über euch drei nachgedacht«, verkündete Elayne. »Euer fehlgeleiteter Krieg gegen Trakand hat euch in den Bankrott getrieben, Lösegeldforderungen sind von euren Erben und Nachkommen zurückgewiesen worden. Eure eigenen Häuser haben euch im Stich gelassen.«
Ihre Worte hallten durch den großen Thronsaal. Die Frauen vor ihr sanken noch tiefer in sich zusammen.
»Das konfrontiert die Krone mit einer schwierigen Frage«, fuhr Elayne fort. »Ihr ärgert uns mit eurer lästigen Existenz. Einige Königinnen hätten euch vielleicht im Kerker gelassen, aber ich bin der Ansicht, dass das nach Unentschlossenheit stinkt. Ihr würdet mir nur Kosten bereiten und Männer über Pläne flüstern lassen, euch zu befreien.«
Abgesehen vom heiseren Atmen der Gefangenen herrschte völlige Stille im Thronsaal.
» Diese Krone neigt nicht zu Unentschlossenheit«, verkündete Elayne. »An diesem Tag werden den Häusern Sarand, Marne und Arawn Titel und Güter aberkannt, ihre Besitzungen fallen an die Krone als Entschädigung für ihre Verbrechen.«
Elenia schaute keuchend auf. Arymilla stöhnte und sackte auf den Teppich mit dem Löwenkopf. Naean reagierte überhaupt nicht. Sie erschien wie taub.
Im Wohnzimmer ertönte Gemurmel. Das war schlimmer als eine Hinrichtung. Richtete man Adlige hin, wurden sie wenigstens mit ihren Titeln hingerichtet – in gewisser Weise war eine Hinrichtung die Anerkennung eines würdigen Gegners. Titel und Ländereien gingen auf den Erben über, und das Haus überlebte.
Aber das … das war etwas, das nur sehr wenige Königinnen jemals versuchen würden. Wenn Elayne den Eindruck erweckte, sich Land und Geld für die Krone anzueignen, würden sich die anderen Adligen gegen sie vereinigen. Sie konnte sich denken, was jetzt im Nebenzimmer gesprochen wurde. Ihre Machtbasis war wackelig. Ihre Verbündeten, die vor der Belagerung auf ihrer Seite gewesen waren und selbst mit der Möglichkeit, hingerichtet zu werden, hatten rechnen müssen, würden unter Umständen in diesem Augenblick damit anfangen, sich die Frage zu stellen, ob sie richtig gehandelt hatten.
Besser, die Sache schnell zu Ende zu bringen. Elayne gab ein Zeichen, und die Gardisten zogen die drei Gefangenen auf ihre Füße und führten sie zur Seite des Raumes. Selbst die trotzige Elenia erschien ungläubig. Im Grunde war diese Verkündung eine Proklamation des Todes. Sie würden so bald wie möglich Selbstmord begehen, um sich nicht ihren Häusern stellen zu müssen.
Birgitte kannte ihr Stichwort. Sie führte die Gruppe cairhienischer Adliger herein. Man hatte sie zu der Vorführung von Andors neuer Waffe zur »Verteidigung gegen den Schatten« eingeladen, und es war ein sehr unterschiedlicher Haufen. Die wichtigsten Leute in dieser Gruppe waren vermutlich entweder
Weitere Kostenlose Bücher