Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
mir mal gesagt hat, dass Tar Valon und Caemlyn die beiden qualvollsten Orte waren, an denen du je warst? Jetzt rennst du kopfüber den Hügel hinunter, an dessen Ende du in der einen oder anderen Stadt leben wirst!«
Thom zuckte mit den Schultern. »Zeiten ändern sich.«
»Ich habe nie viel Zeit in Tar Valon verbracht«, sagte Moiraine. »Ich glaube, wir werden das gemeinsame Reisen genießen, Thom Merrilin. Sollten wir die kommenden Monate überleben.« Sie sah Mat an. »Du solltest den Behüterbund nicht so leichtfertig abtun, Mat. Seine Segnungen werden Männern in diesen Tagen von großem Nutzen sein.«
Mat setzte sich wieder den Hut auf. »Das mag schon sein, aber du wirst nicht erleben, dass ich in diese verdammte Falle tappe. Nichts für ungut, Moiraine. Ich habe dich wirklich gern. Aber mit einer Frau verbunden zu sein? Das wird Matrim Cauthon nicht passieren.«
»Tatsächlich?«, fragte Thom amüsiert. »Sind wir nicht zu dem Schluss gekommen, dass deine Tuon durchaus zum Machtlenken imstande wäre, sollte sie sich entscheiden, es zu lernen?«
Mat erstarrte. Verdammte Asche. Thom hatte recht. Aber Machtlenken würde sie zur Marath’Damane machen. Das würde sie nie tun. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen.
Oder etwa doch?
Er musste bei dem Gedanken die Miene verzogen haben, denn Thom kicherte, und Moiraine lächelte wieder. Aber die beiden verloren bald das Interesse an einem Wortgefecht und wandten sich einem weniger ernsten Thema zu. Diese Zuneigung in ihren Augen war echt. Sie liebten sich. Beim Licht! Wie hatte er das nur übersehen können? Er kam sich vor wie ein Mann, der ein Schwein zum Pferderennen mitgebracht hatte.
Er entschied, die beiden allein zu lassen. Er ging los, um sich an der Stelle umzusehen, an der ihr Wegetor erscheinen sollte. Was besser auch passierte. Sie hatten keine Vorräte, und Mat verspürte nicht die geringste Lust, ein Schiff auf sie aufmerksam zu machen und den langen Weg nach Caemlyn zu fahren.
Zum Ufer des Arinelle war es ein kurzer Weg über die Wiese. Dort errichtete er einen kleinen Gedenkhügel für Noal und nahm davor in stillem Gedenken den Hut ab, dann setzte er sich, um zu warten und nachzudenken.
Moiraine war in Sicherheit. Er hatte überlebt, auch wenn die verdammte Augenhöhle übel schmerzte. Er war sich immer noch nicht sicher, ob die Aelfinn und Eelfinn bei ihm die Strippen zogen oder nicht, aber er hatte sich in ihren Bau gewagt und war unversehrt wieder herausgekommen. Jedenfalls größtenteils.
Ein Auge verloren. Welche Auswirkungen hatte das auf sein Geschick im Kampf? Das bereitete ihm mehr Sorgen als alles andere. Er hatte sich unerschütterlich gegeben, aber innerlich zitterte er. Was würde Tuon von einem Gemahl halten, dem ein Auge fehlte? Ein Gemahl, der sich möglicherweise nicht verteidigen konnte?
Er zog ein Messer, warf es in die Höhe und fing es an der Klinge wieder auf. Dann, aus einer Laune heraus, schleuderte er es ohne hinzusehen hinter sich. Ein schrilles Quieken ertönte, und er wandte sich um und entdeckte einen Hasen auf dem Boden zusammensinken, aufgespießt von dem lässig geworfenen Messer.
Er grinste und wandte sich wieder dem Fluss zu. Dort entdeckte er am Ufer etwas zwischen zwei großen Steinen klemmen. Es war ein umgedrehter Kochtopf mit einem Kupferboden, kaum benutzt und lediglich an der Seite etwas eingedellt. Ein am Ufer vorbeimarschierender Reisender musste ihn verloren haben.
Ja, womöglich konnte er keine Entfernungen mehr abschätzen, womöglich konnte er nicht mehr so gut sehen wie früher. Aber Glück funktionierte sowieso besser, wenn man nicht hinsah.
Sein Grinsen wurde breiter, dann holte er den Hasen, den er fürs Abendessen häuten würde, und fischte den Topf aus dem Fluss.
Moiraine würde doch noch ihren Tee bekommen.
EPILOG
Etwas später
G raendal suchte in ihrem neuen Palast eilig zusammen, was sie brauchte. Sie holte das kleine Angreal aus dem Schreibtisch, das Mesaana ihr im Gegenzug für Informationen gegeben hatte. Es hatte die Gestalt eines kleinen Messers mit Elfenbeingriff; al’Thors Angriff hatte sie ihren Goldring gekostet.
Graendal warf es in ihre Tasche, dann schnappte sie sich einen Papierstapel von ihrem Bett. Namen von Kontakten, Augen-und-Ohren – alles, woran sie sich noch von den in Natrins Hügel zerstörten Unterlagen hatte erinnern können.
Draußen schlugen Wellen gegen die Felsen. Es war noch dunkel. Es war erst Augenblicke her, dass ihr letztes Werkzeug sie
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