Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
sorgen müssen, dass der Mann mehr schlief, sonst …
Bulen rutschte aus dem Sattel.
Fluchend zügelte Lan Mandarb und sprang zu Boden. Er rannte an Bulens Seite und fand den Mann mit leerem Blick in den Himmel starren. Bulens Seite wies eine klaffende Wunde auf, das Kettenhemd war dort wie ein Segel gerissen, das zu lange den Wind eingefangen hatte. Er hatte die Verletzung einfach mit dem Mantel verdeckt. Lan hatte nicht gesehen, dass er getroffen worden war, so wie ihm auch entgangen war, dass der Mann seine Wunde versteckte.
Du Narr!, dachte Lan und fühlte nach seinem Puls.
Da war nichts mehr. Er war tot.
Du Narr!, dachte Lan erneut und senkte den Kopf. Du wolltest einfach nicht meine Seite verlassen, oder? Darum hast du die Wunde auch versteckt. Du hattest Angst, ich könnte dort draußen sterben, während du dich Heilen ließest.
Entweder das, oder du wolltest den Machtlenkern nicht zur Last fallen. Du wusstest, dass sie bis an ihre Grenzen gebracht werden.
Mit zusammengebissenen Zähnen hob Lan den Toten auf seine Schulter. Dann legte er ihn über sein Pferd und band ihn am Sattel fest. In der Nähe saßen Andere und Prinz Kaisel – für gewöhnlich ritten der junge Kandori und seine Kompanie aus hundert Mann mit Lan – und sahen ernst zu. Sich ihrer Blicke bewusst, legte Lan der Leiche die Hand auf die Schulter.
»Ihr habt gute Arbeit geleistet, mein Freund«, sagte er. »Euer Lob wird man für Generationen singen. Mögt Ihr in der Hand des Schöpfers Schutz finden und möge Euch die letzte Umarmung der Mutter daheim willkommen heißen.« Er wandte sich den anderen zu. »Ich werde nicht trauern! Trauer ist für die, die bedauern, und ich bedauere nicht , was wir hier tun! Bulen hätte keinen besseren Tod finden können. Ich weine nicht um ihn, ich jubele !«
Er schwang sich in Mandarbs Sattel, nahm die Zügel von Bulens Tier und richtete sich auf. Er würde sie seine Müdigkeit nicht sehen lassen. Oder sein Bedauern. »Hat einer von euch Bakh fallen sehen?«, fragte er die, die in seiner Nähe ritten. »Er hatte eine Armbrust hinten aufs Pferd geschnallt. Er trug das Ding immer mit sich. Ich hatte ihm geschworen, dass, sollte das Ding je aus Versehen losgehen, ich ihn von den Asha’man an den Zehen von einer Klippe hängen lassen würde.
Er starb gestern, als sich sein Schwert in der Rüstung eines Trollocs verhakte. Er ließ es los und griff nach seiner Ersatzklinge, aber zwei andere Trollocs rissen sein Pferd unter ihm weg. Ich hielt ihn schon für tot und versuchte zu ihm zu kommen, aber da kam er mit dieser lichtverfluchten Armbrust wieder hoch und schoss einem Tiermenschen aus zwei Fuß Entfernung direkt ins Auge. Der Bolzen bohrte sich in seinen Kopf. Der zweite Trolloc schlitzte ihn auf, aber nicht bevor er ihm sein Stiefelmesser in den Hals gerammt hatte.« Lan nickte. »Ich erinnere mich an Euch, Bakh. Ihr seid gut gestorben.«
Sie ritten ein Stück, dann fügte Prinz Kaisel hinzu: »Ragon. Er starb auch gut. Stürmte mit seinem Pferd direkt in eine Gruppe aus dreißig Trollocs, die von der Seite kamen. Hat damit vermutlich ein Dutzend Männer gerettet und uns Zeit erkauft. Er trat einen ins Gesicht, als sie ihn zu Boden zerrten.«
»Ja, Ragon war schon ein Wahnsinniger«, sagte Andere. »Ich gehöre zu den Männern, die er gerettet hat.« Er lächelte. »Er ist gut gestorben. Beim Licht, das tat er. Aber die verrückteste Sache, die ich in den vergangenen Tagen sah, war Kragil, als er gegen diesen Blassen kämpfte. Hat einer von euch gesehen, wie …«
Als sie das Lager erreichten, lachten die Männer und priesen die Gefallenen. Lan trennte sich von ihnen und brachte Bulen zu den Asha’man. Narishma hielt ein Wegetor für einen Karren mit Nachschub offen. Er nickte Lan zu. »Lord Mandragoran?«
»Ich brauche einen kalten Ort für ihn«, sagte Lan und stieg ab. »Wenn das hier erledigt und Malkier zurückerobert ist, brauchen wir einen anständigen Ruheort für die edlen Gefallenen. Bis dahin lasse ich ihn weder verbrennen noch verfaulen. Er war der erste Malkieri, der zu Malkiers König zurückkehrte.«
Narishma nickte, und die arafelischen Glöckchen an den Enden seiner Zöpfe klirrten leise. Er winkte einen Wagen durch das Wegetor, dann bedeutete er den anderen anzuhalten. Er schloss das Tor und öffnete ein neues auf einer Bergspitze.
Eiskalte Luft wehte hindurch. Lan nahm Bulen vom Pferd. Narishma wollte helfen, aber Lan winkte ab und lud sich den Toten mit einem Grunzen
Weitere Kostenlose Bücher