Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
kein Wort gesagt.«
»Ich bat sie darum.«
»Dann hast du dich reingeschlichen, ganz egal, aus welchem Grund auch immer.« Elayne ging dicht an ihm vorbei. Sie roch großartig. »Ehrlich, als wäre Aviendha nicht schon genug …«
»Ich wollte nicht von den regulären Truppen gesehen werden«, sagte er. »Ich hatte Angst, dein Lager in Unruhe zu versetzen. Ich bat die Wächter, niemandem zu sagen, dass ich hier bin.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich musste dich sehen, bevor …«
»Du hast mich in Merrilor gesehen.«
»Elayne …«
»Es tut mir leid«, sagte sie und drehte sich zu ihm um. »Ich freue mich, dich zu sehen, und ich bin froh, dass du gekommen bist. Ich versuche bloß in meinen Schädel zu kriegen, welche Rolle du in alldem hier spielst. Welche Rollen wir in alldem hier spielen.«
»Ich weiß es nicht«, gestand er. »Ich habe es nie ergründen können. Es tut mir leid.«
Sie seufzte und setzte sich dann auf den Stuhl neben ihrem Tisch. »Vermutlich ist es ja gut, einige Dinge zu finden, die du nicht mit einem Handwedeln regeln kannst.«
»Es gibt vieles, was ich nicht regeln kann, Elayne.« Er warf einen Blick auf den Tisch und die Karten. »So vieles.«
Denk nicht daran.
Er ging vor ihr auf die Knie, was ihm eine erhobene Braue einbrachte, bis er seine Hand auf ihren Bauch legte – zuerst nur zögernd. »Ich wusste es nicht«, sagte er. »Erst kürzlich habe ich es erfahren, in der Nacht vor der Zusammenkunft. Man spricht von Zwillingen?«
»Ja.«
»Also wird Tam Großvater«, fuhr er fort. »Und ich werde …«
Wie sollte ein Mann auf diese Neuigkeit reagieren? Sollte es ihn erschüttern? In seinem Leben hatte er so manche Überraschung erlebt. Bisweilen hatte es den Anschein, als könnte er keine zwei Schritte mehr machen, ohne dass sich seine Welt veränderte.
Aber das hier … das war keine Überraschung. Tief in seinem Inneren hatte er gehofft, eines Tages Vater sein zu können. Es war passiert. Das gab ihm Wärme. Selbst wenn so viele Dinge auf der Welt schiefgelaufen waren, eine Sache verlief so, wie sie sollte.
Kinder. Seine Kinder. Er schloss die Augen, atmete ein und genoss den Gedanken.
Er würde sie niemals kennenlernen. Er würde sie vaterlos zurücklassen, bevor sie überhaupt zur Welt kamen. Andererseits hatte Janduin ihn ebenfalls vaterlos zurückgelassen – und er war eigentlich ganz gut geraten. Bloß ein paar grobe Kanten hier und da.
»Wie willst du sie nennen?«, fragte er.
»Wenn ein Junge dabei ist, habe ich daran gedacht, ihn Rand zu nennen.«
Rand erstarrte, als er ihren Bauch berührte. War da eine Bewegung gewesen? Ein Tritt?
»Nein«, sagte er leise. »Bitte nenne die Kinder nicht nach mir, Elayne. Lass sie ihr eigenes Leben leben. Mein Schatten wird auch so schon lang genug sein.«
»Nun gut.«
Er schaute nach oben, um ihren Blick zu erwidern, und entdeckte, dass sie voller Zuneigung lächelte. Sie legte eine sanfte Hand auf seine Wange. »Du wirst einen prächtigen Vater abgeben.«
»Elayne …«
»Kein Wort davon«, sagte sie und hob einen Finger. »Nichts über Tod oder Pflicht.«
»Wir können nicht ignorieren, was passieren wird.«
»Wir müssen aber auch nicht darauf herumreiten«, sagte sie. »So vieles habe ich dir darüber beigebracht, wie man ein Monarch ist. Anscheinend habe ich eine Lektion vergessen. Es ist völlig in Ordnung, für die schlimmste aller Möglichkeiten vorzusorgen, aber man muss sich nicht darauf fixieren. Eine Königin muss vor allem Hoffnung haben.«
»Ich habe Hoffnung«, sagte Rand. »Ich hoffe für die Welt, für dich, für jeden, der kämpfen muss. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich meinen Tod akzeptiert habe.«
»Genug davon. Reden wir nicht mehr davon. Heute Abend werde ich in aller Ruhe mit dem Mann zu Abend essen, den ich liebe.«
Rand seufzte, stand aber auf und setzte sich auf den Stuhl neben ihr, während sie den Wächtern am Zelteingang zurief, ihr Essen zu bringen.
»Können wir dann zumindest über die Taktik sprechen?«, fragte er. »Ich bin ehrlich beeindruckt von dem, was du hier geleistet hast. Ich glaube nicht, dass ich das hätte besser machen können.«
»Die Großen Hauptmänner haben das meiste erledigt.«
»Ich habe deine Anmerkungen gesehen. Bashere und die anderen sind großartige Generäle, auf ihre Weise sogar Genies, aber sie denken bloß an die Schlachten, für die sie zuständig sind. Jemand muss sie koordinieren, und du machst das wunderbar.
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