Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
schob ihr den Beutel entgegen.
Neugierig sah sie Rand an. Sie knotete den Beutel auf und entnahm ihm eine Frauenstatuette. Sie stand aufrecht und hatte eine Stola um die Schultern gelegt, aber sie sah nicht wie eine Aes Sedai aus. Das Gesicht war das einer Erwachsenen; gealtert und weise lächelte sie.
»Ein Angreal ?«
»Nein, ein Samenkorn.«
»Ein … Samenkorn?«
»Du hast das Talent, Ter’angreale zu erschaffen«, sagte Rand. » Angreale zu erschaffen benötigt aber einen anderen Prozess. Er beginnt mit einem von diesen hier, ein Objekt, das dazu erschaffen wurde, deine Macht aufzunehmen und sie in etwas anderem zu verankern. Das braucht seine Zeit und wird dich mehrere Monate lang schwächen, also solltest du es nicht versuchen, solange wir im Krieg sind. Aber als ich es fand, völlig in Vergessenheit geraten, musste ich an dich denken. Ich hatte mich gefragt, was ich dir geben sollte.«
»Oh, Rand, ich habe auch etwas für dich.« Sie eilte zu einem elfenbeinernen Schmuckkästchen, das auf einem Lagertischchen stand, und holte einen Gegenstand heraus. Es war ein Dolch mit einer kurzen stumpfen Klinge und einem Griff aus Hirschhorn, der mit Golddraht umwickelt war.
Rand sah den Dolch fragend an. »Versteh mich nicht falsch, aber das sieht nach einer schlechten Waffe aus, Elayne.«
»Es ist ein Ter’angreal , das dir am Shayol Ghul nützlich sein könnte. Damit kann dich der Schatten nicht sehen.« Sie legte die Hand an seine Wange.
Er hielt sie.
Bis spät in die Nacht blieben sie zusammen.
KAPITEL 10
Drachen im Einsatz
P errin ritt Steher, und hinter ihm donnerten Hufe, leichte Kavallerie aus Elaynes Streitkräften: Weißmäntel, Mayener, Ghealdaner und ein paar Leute von der Bande der Roten Hand. Nur ein Bruchteil ihrer Heere. Darum ging es hier.
Sie ritten seitlich an den vor Caemlyn lagernden Trollocs vorbei. Die Stadt qualmte noch immer; Elaynes Plan mit dem Öl hatte die Kreaturen größtenteils hinausgetrieben, aber noch immer hielten einige von ihnen die Mauern.
»Bogenschützen«, rief Arganda, »Feuer!« Seine Stimme würde sich größtenteils im Donnern des Sturmangriffs, dem Schnauben der Pferde und dem Galopp der Hufe verlieren. Trotzdem würden genug den Befehl mitbekommen, und der Rest wusste ohnehin, was zu tun war.
Perrin beugte sich vor und hoffte, dass sein Hammer bei diesem Scharmützel nicht gebraucht werden würde. Sie rasten an den Trollocs vorbei und schossen ihre Pfeile ab, dann wandten sie sich von der Stadt ab.
Perrin warf einen Blick über die Schulter und wurde mit dem Anblick sterbender Trollocs belohnt. Die Bande folgte Perrins Kavallerie und kam nahe genug heran, um Pfeile abzuschießen.
Nun flogen Trolloc-Pfeile durch die Luft – schwarz und dick erinnerten sie beinahe schon an Speere und wurden von gewaltigen Bogen abgeschossen. Ein paar von Perrins Reitern stürzten zu Boden, aber sein Angriff war schnell gewesen.
Die Bestien verließen ihre Position vor den Stadtmauern nicht. Die Reiter wurden langsamer. Arganda setzte sich an Perrins Seite und schaute dabei über die Schulter.
»Sie greifen immer noch nicht an«, sagte er.
»Dann schlagen wir so lange auf sie ein«, erwiderte Perrin, »bis sie die Geduld verlieren.«
»Unsere Angriffe werden fortgesetzt, Euer Majestät«, sagte der Bote, der durch ein von Kusinen erschaffenes Wegetor zu der Stelle im Wald kam, an der Elayne ihr Lager aufgeschlagen hatte. »Lord Goldauge schickt seine Grüße, falls nötig machen sie den ganzen Tag damit weiter.«
Sie nickte, und der Bote kehrte wieder um. Der Braemwald schlummerte; die Bäume waren so kahl, als stünde der Winter unmittelbar bevor. »Botschaften zu übermitteln erfordert viel zu viel Mühe«, sagte Elayne unzufrieden. »Ich wünschte, wir könnten diese Ter’angreale zum Funktionieren bringen; Aviendha sagt, dass eines davon einen über große Entfernungen sehen lässt und mit dem anderen kann man sprechen. Aber von Wünschen kann man sich nichts kaufen, wie Lini zu sagen pflegt. Trotzdem, könnte ich den Kampf doch nur selbst sehen …«
Birgitte sagte nichts. Die blonde Behüterin gab durch nichts zu verstehen, dass sie die Bemerkung mitbekommen hatte.
»Schließlich kann ich mich selbst verteidigen, wie ich schon bereits bei einigen Gelegenheiten bewiesen habe«, fuhr Elayne fort.
Keine Reaktion. Die beiden Pferde gingen leise nebeneinander, auf dem weichen Boden machten die Hufe kaum einen Laut. Die »Zelte« der Soldaten bestanden aus
Weitere Kostenlose Bücher