Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
stehen als zu ihr –, aber Bryne hatte darauf bestanden. Er behauptete, dass ihrer Streitmacht, so gewaltig sie auch sein mochte, eine Elitetruppe wie die Gefährten fehlte.
»Ich finde noch immer, wir hätten früher aufbrechen sollen«, sagte Gawyn, als sie durch das Tor nach Kandor hinübertraten.
»Es sind doch nur ein paar Tage vergangen.«
»Ein paar Tage, in denen Kandor brannte.« Sie konnte seine Frustration fühlen. Und dass er sie leidenschaftlich liebte. Er war jetzt ihr Ehemann. Silviana hatte sie am Vorabend in einer schlichten Zeremonie getraut. Es kam Egwene noch immer seltsam vor, ihre eigene Hochzeit genehmigt zu haben. Aber wenn man die höchste Autorität war, was sollte man machen?
Als sie das Lager an der Grenze von Kandor betraten, ritt Bryne heran und gab einer wartenden Patrouille angespannt Befehle. Als er Egwene erreichte, stieg er aus dem Sattel, verbeugte sich tief und küsste ihren Ring. Dann stieg er wieder aufs Pferd und ritt weiter. Zog man in Betracht, dass man ihn letztlich dazu hatte zwingen müssen, diese Armee anzuführen, war er doch sehr respektvoll. Natürlich hatte auch er seine Forderungen gestellt, die erfüllt worden waren, also hatte er vielleicht auch sie unter Druck gesetzt. Die Heere der Weißen Burg anzuführen war für ihn eine Gelegenheit gewesen; kein Mann wurde gern in den Ruhestand geschickt. Der Große Hauptmann hätte überhaupt nicht in der Situation sein dürfen, dieses Angebot zu erhalten.
Egwene sah Siuan an, die an Brynes Seite ritt, und lächelte zufrieden. Nun ist er fest an uns gebunden.
Sie betrachtete die Hügel an der südöstlichen Grenze von Kandor. Wie bei den meisten Orten auf der Welt fehlte auch hier das Grün, trotzdem ließ die friedliche Gegend nicht ahnen, dass das Land dahinter in Flammen stand. Die Hauptstadt Chachin bestand mittlerweile nur noch aus Trümmern. Königin Ethenielle hatte vor ihrem Rückzug, um an der Seite der anderen Grenzländer zu kämpfen, sämtliche Hilfsaktionen an die Amyrlin und den Saal abgegeben. Sie hatten getan, was sie konnten, hatten Kundschafter durch Wegetore zu den Hauptverkehrsstraßen geschickt und sie nach Flüchtlingen suchen lassen, um sie dann in Sicherheit zu bringen – falls es so etwas wie einen sicheren Ort überhaupt noch gab.
Der Hauptteil der Trolloc-Armee hatte die brennenden Städte verlassen und bewegte sich nun südöstlich auf die Hügel und den Fluss zu, der Kandors Grenze zu Arafel bildete.
Silviana ritt herbei und blieb gegenüber von Gawyn stehen. Bevor sie Egwenes Ring küsste, warf sie Gawyn einen finsteren Blick zu – die beiden würden wirklich aufhören müssen, sich zu befehden; das wurde langsam ermüdend. »Mutter.«
»Silviana.«
»Wir haben Nachricht von Elayne Sedai.«
Egwene gönnte sich ein Lächeln. Unabhängig voneinander hatten sie beide angefangen, Elayne mit ihrem Burgtitel zu belegen statt mit ihrem weltlichen Titel. »Und?«
»Sie schlägt vor, dass wir einen Ort auswählen, an den man die Verwundeten zur Heilung schickt.«
»Wir hatten darüber gesprochen, die Gelben von einem Schlachtfeld zum anderen zu schicken«, erwiderte Egwene.
»Elayne Sedai sorgt sich darüber, dass man die Gelben Angriffen aussetzen könnte. Sie will ein stationäres Lazarett.«
»Das wäre effizienter, Mutter«, warf Gawyn ein und rieb sich das Kinn. »Nach einer Schlacht die Verletzten zu finden ist eine brutale Arbeit. Ich weiß nicht, ob ich Schwestern losschicken würde, um unter den Toten nach Lebenden zu forschen. Wenn die Großen Hauptmänner recht behalten, dann könnte sich dieser Krieg über Wochen, wenn nicht gar Monate hinziehen. Irgendwann wird der Schatten anfangen, Aes Sedai auf dem Schlachtfeld ins Visier zu nehmen.«
»Elayne Sedai hat sehr darauf … gedrungen«, sagte Silviana. Ihr Gesicht war eine Maske, ihr Ton völlig sachlich, trotzdem ließ sie entschiedenen Unmut erkennen. Darin war sie sehr gut.
Ich habe geholfen, Elayne zur Anführerin zu machen, rief sich Egwene ins Gedächtnis. Ihr das abzuschlagen wäre ein schlechter Präzedenzfall. Ihr zu gehorchen aber auch. Vielleicht würden sie es ja doch schaffen, dass ihre Freundschaft das alles hier überstand.
»Elayne Sedai zeigt Weisheit«, sagte Egwene. »Sagt Romanda, dass es auf diese Weise geschehen muss. Die ganze Gelbe Ajah soll sich zum Heilen sammeln, aber nicht in der Weißen Burg.«
»Mutter?«, fragte Silviana.
»Die Seanchaner«, verkündete Egwene. Immer, wenn sie an sie
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