Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Bryne«, sagte Egwene. »Eure Pläne sind weise, und auf jeden Fall sollten ein paar Aes Sedai dafür eingesetzt werden. Aber die Weiße Burg hat sich nicht tausend Jahre vorbereitet, um die Letzte Schlacht als Reservetruppe auszusitzen.«
Bryne nickte und zog neue Papiere unten aus dem Stapel hervor. »Ich habe … dynamischere Strategien überdacht, aber ich wollte meine Autorität nicht überschreiten.« Er reichte ihr die Dokumente.
Egwene überflog sie und hob eine Braue. Dann lächelte sie.
Mat hatte ganz vergessen, dass es in der Umgebung von Ebou Dar so viele Kesselflicker gab. Grellbunte Wagen wuchsen wie farbenprächtige Pilze aus einem ansonsten braunen Feld. Es gab genug von ihnen, um eine verdammte Stadt zu füllen. Eine Stadt der Kesselflicker? Das würde wie … eine Stadt der Aiel sein. Einfach nur falsch.
Mat ließ Pips die Straße entlanggehen. Andererseits gab es eine Aiel-Stadt. Vielleicht würde es eines Tages auch eine Stadt der Kesselflicker geben. Sie würden alle Farben aufkaufen, und alle anderen in der Welt würden Braun tragen müssen. In der Stadt würde es keine Kämpfe geben, also würde sie schrecklich langweilig sein, aber es würde im Umkreis von hundertzwanzig Meilen nicht einen einzigen verfluchten Kessel mit einem Loch im Boden geben!
Mat lächelte und tätschelte Pips. Er hatte seinen Ashandarei so gut wie möglich eingewickelt, damit er wie ein an den Sattel geschnallter Wanderstab aussah. Sein Hut befand sich in dem Bündel, das von seinen Satteltaschen hing, zusammen mit allen guten Mänteln. Von dem, den er trug, hatte er den Besatz aus Spitze abgerissen. Eine wahre Schande, aber er wollte nicht erkannt werden.
Ein primitiver Verband bedeckte die eine Seite seines Kopfes und verbarg das fehlende Auge. Als er sich dem Dal-Eira-Tor näherte, reihte er sich brav in die Reihe derer ein, die darauf warteten, in die Stadt gelassen zu werden. Eigentlich sollte er genau wie die anderen verletzten Söldner aussehen, die in die Stadt wollten, um dort Zuflucht oder neue Arbeit zu suchen.
Er achtete darauf, zusammengesunken im Sattel zu sitzen. Den Kopf unten halten, das war ein guter Rat für jedes Schlachtfeld, und wenn man in eine Stadt wollte, in der man bekannt war. Er konnte hier nicht Matrim Cauthon sein. Matrim Cauthon hatte die Königin dieser Stadt gefesselt zurückgelassen, damit man sie ermorden konnte. Viele würden ihn für ihren Mörder halten. Beim Licht, er hätte sich selbst verdächtigt. Beslan würde ihn jetzt hassen, und es war völlig ungewiss, wie Tuon nach ihrer langen Trennung für ihn empfinden würde.
Ja, es war besser, den Kopf unten zu halten und nichts zu sagen. Er würde erst einmal die Stadt erforschen und ein Gefühl für sie bekommen. Immer vorausgesetzt, er erreichte je den Anfang dieser verdammten Schlange. Wer hatte je davon gehört, dass man sich anstellen musste, um eine Stadt zu betreten?
Schließlich erreichte er das Stadttor. Der gelangweilte Soldat, der dort stationiert war, hatte ein Gesicht wie eine alte Schaufel – es war schmutzig und gehörte in einen Schuppen weggeschlossen. Er musterte Mat von Kopf bis Fuß.
»Habt Ihr die Eide geschworen, Reisender?«, fragte der Wächter mit seinem behäbigen seanchanischen Akzent. Auf der anderen Seite des Tores winkte ein anderer Soldat den Nächsten in der Reihe herbei.
»Ja, das habe ich in der Tat«, sagte Mat. »Die Eide für das große seanchanische Kaiserreich und die Kaiserin selbst, möge sie ewig leben. Ich bin bloß ein armer reisender Söldner, der einst zu Haus Haak gehörte, einer adeligen Familie in Murandy. Vor zwei Jahren verlor ich mein Auge an ein paar Banditen im Tweenwald, während ich ein kleines Kind beschützte, das ich im Wald fand. Ich zog sie wie meine eigene Tochter auf, aber …«
Der Soldat winkte ihn weiter. Der Bursche schien ihm nicht wirklich zugehört zu haben. Mat zog in Betracht, allein schon aus Prinzip stehen zu bleiben. Warum sollten die Soldaten Leute zwingen, in einer so langen Schlange zu warten und ihnen Zeit zu geben, sich eine Lügengeschichte auszudenken, nur um sie sich dann nicht anzuhören? Unter Umständen konnte man das schon als Beleidigung auffassen. Nicht Matrim Cauthon, der immer leichten Herzens und nie beleidigt war. Ein anderer aber schon.
Er ritt weiter und verbarg seine Verärgerung. Jetzt musste er nur noch den Weg zur richtigen Schenke finden. Schade, dass Setalle Anans Laden nicht länger zur Verfügung stand. Das hatte
Weitere Kostenlose Bücher