Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
näher kommen. Trollocs, die witterten.
Die Kreaturen stöberten im Wald herum. Die Straßen mussten sie gezwungenermaßen meiden, weil ein Angriff mit Drachen tödlich sein konnte. Elaynes Plan basierte auf Gruppen, wie Birgitte eine anführte, die ständig auf die Bestien einschlugen, kleine Abteilungen von ihnen tiefer in den Wald lockten und sie dezimierten.
Leider war diese Abteilung bedeutend zu groß für ihren Stoßtrupp. Birgitte zog sich zurück, bedeutete den Aiel, ihr zu folgen, und huschte lautlos zu ihrem Lager zurück.
In der Nacht nach seinem Fehlschlag mit Lans Heer floh Rand in seine Träume.
Er suchte sein Tal des Friedens auf und erschien in einem Hain aus Kirschbäumen in voller Blüte, deren Duft schwer in der Luft lag. Dank dieser wunderschönen weißen Blüten mit der roten Mitte hatte es fast den Anschein, als würden die Bäume in Flammen stehen.
Rand trug die einfache Kleidung der Zwei Flüsse. Nach Monaten in königlicher Kleidung mit hellen Farben und weichen Stoffen waren die locker sitzende Wollhose und das Leinenhemd sehr bequem. An die Füße dachte er robuste Stiefel, wie er sie während seiner Jugend getragen hatte. Sie passten ihm auf eine Weise, wie kein neuer Stiefel, ganz egal, wie gut er auch gemacht war, es je geschafft hatte.
Alte Stiefel durfte er mittlerweile nicht mehr tragen. Gab es auch nur einen Funken Abnutzung zu sehen, ließ sie irgendein Diener stets verschwinden.
Rand stand in den Traumhügeln und machte sich einen Wanderstab. Dann stieg er nach oben in die Berge. Das Tal war kein echter Ort, jedenfalls nicht mehr. Er hatte es aus Erinnerungen und Wunschdenken erschaffen, Vertrautes mit einem Gespür für Entdeckungsreisen vermengt. Überall roch es frisch nach Blättern und Pflanzensaft. Im Unterholz huschten Tiere. Irgendwo in der Ferne kreischte ein Falke.
Lews Therin hatte gewusst, wie man solche Traumsplitter erschuf. Obwohl er kein Traumgänger gewesen war, hatten sich die meisten Aes Sedai dieses Zeitalters das Tel’aran’rhiod auf irgendeine Weise zunutze gemacht. Unter anderem hatten sie gelernt, wie man einen Traum für den Eigenbedarf abtrennte, ein Zufluchtsort innerhalb des eigenen Bewusstseins, der kontrollierter als normale Träume war. Sie hatten gelernt, während ihrer Meditation solche Fragmente zu betreten und dem Körper dabei eine Erholungspause zu verschaffen, die so wirksam wie Schlaf war.
Lews Therin hatte diese Dinge gewusst und noch viel mehr. Wie man auf den Geist eines anderen zugriff, falls dieser den Traumsplitter betrat. Wie man feststellen konnte, ob ein Fremder in seine Träume eingedrungen war. Wie man andere seinen Träumen aussetzte. Lews Therin hatte es einfach Spaß gemacht, Dinge zu wissen ; er war darin wie ein Reisender gewesen, der in seinem Rucksack alles haben wollte, was sich irgendwann als nützlich erweisen konnte.
Diese Werkzeuge hatte er zwar nur selten benutzt. Er hatte sie in seinem Hinterkopf abgelegt, wo sie dann verstaubten. Hätten die Geschehnisse ein anderes Ende genommen, wenn er sich jede Nacht die Zeit genommen hätte, in einem friedlichen Tal wie dem hier umherzuwandern? Rand vermochte es nicht zu sagen. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, war dieses Tal auch nicht länger sicher. Er passierte eine tiefe Höhle zu seiner Linken. Er hatte sie nicht dort hingesetzt. Ein weiterer Versuch Moridins, ihn anzulocken? Er ging daran vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
Der Wald erschien nicht mehr so lebendig wie noch Augenblicke zuvor. Rand ging weiter und versuchte, dem Land seinen Willen aufzuzwingen. Aber darin hatte er sich nicht genug geübt – also nahm der Wald Grautöne an und erschien ausgewaschen.
Da war die Höhle wieder. Rand blieb an ihrem Eingang stehen. Kalte, feuchte Luft wehte ihm entgegen und ließ ihn frösteln; es roch nach Pilzen. Er warf den Wanderstab zur Seite und betrat die Höhle, webte eine Kugel aus weißblauem Licht und hängte sie neben seinen Kopf. Die Helligkeit wurde von dem feuchten Felsen reflektiert und zeigte glatte Flächen und Spalten.
Aus den Tiefen der Höhle ertönten keuchende Echos. Ihnen folgte Stöhnen. Und … Geplätscher. Rand ging weiter, obwohl ihm mittlerweile klar war, worum es sich hier handelte. Er hatte sich schon gefragt, ob sie es erneut versuchen würde.
Am Ende des Tunnels stieß er auf einen kleinen, vielleicht zehn Schritt breiten Raum, wo sich der Felsen zu einem kreisrunden Teich mit klarem Wasser absenkte. Die blauen
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