Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
sagte er zu ihr. »In den Zwei Flüssen gibt es beides, und das eine gibt so schnell nach wie das andere.«
»Vielleicht seid Ihr da zu streng. Euch trieb nicht allein Sturheit an; es war der Wille, Euch selbst und allen anderen zu beweisen, dass Ihr es allein schafft.« Sie berührte seinen Arm. »Aber Ihr schafft es nicht allein, oder?«
Rand schüttelte den Kopf. Er griff nach Callandor , das er sich auf den Rücken geschnallt hatte, und berührte es. Das letzte Geheimnis des Schwertes lag nun offen vor ihm. Es war eine Falle, und eine überaus geschickte dazu, denn diese Waffe war nicht bloß ein Sa’angreal für die Eine Macht, sondern ebenfalls für die Wahre Macht.
Den Zugangsschlüssel hatte er weggeworfen, aber er trug etwas so Verführerisches auf seinem Rücken. Die Wahre Macht, die Essenz des Dunklen Königs, war die verlockendste Sache, die er jemals gefühlt hatte. Mit Callandor vermochte er eine Kraft in sich zu ziehen, wie sie so noch nie ein Mann zuvor gespürt hatte. Weil Callandor aber die Sicherheitsmaßnahmen der meisten anderen Angreale und Sa’angreale fehlten, konnte man unmöglich sagen, wie viel Macht es eigentlich in sich aufnehmen konnte.
»Und da ist es wieder«, murmelte Moiraine. »Was habt Ihr vor, Rand al’Thor, Wiedergeborener Drache? Könnt Ihr endlich genug nachgeben, um es mir zu sagen?«
Er musterte sie. »Habt Ihr diese ganze Unterhaltung begonnen, um mir das Geheimnis zu entlocken?«
»Ihr habt eine hohe Meinung von meiner Konversation.«
»Eine nichtssagende Antwort«, meinte Rand.
»Ja«, sagte Moiraine. »Aber darf ich darauf hinweisen, dass Ihr es zuerst gemacht habt, indem Ihr von meiner Frage abgelenkt habt?«
Rand überdachte die bisherige Unterhaltung und erkannte, dass es stimmte. »Ich werde den Dunklen König töten«, sagte er. »Ich werde nicht bloß seinen Kerker versiegeln, ich werde ihm ein Ende bereiten.«
»Ich glaubte, Ihr wärt während meiner Abwesenheit erwachsen geworden.«
»Perrin ist der Einzige, der erwachsen wurde«, sagte Rand. »Mat und ich haben lediglich gelernt, wie man vorgibt, ein Erwachsener zu sein.« Er zögerte. »Mat war nur nicht ganz so erfolgreich darin.«
»Der Dunkle König kann nicht getötet werden«, sagte Moiraine.
»Ich glaube, ich schaffe das«, sagte Rand. »Ich erinnere mich, was Lews Therin gemacht hat, da gab es einen Augenblick … einen kurzen Augenblick … Man kann es schaffen, Moiraine. Ich bin zuversichtlicher, dass ich eher das zustande bringe, als den Dunklen König einzukerkern.« Das stimmte, obwohl er in Wahrheit befürchtete, dass ihm weder das eine noch das andere gelang.
Fragen. So viele Fragen. Hätte er mittlerweile nicht ein paar Antworten finden müssen?
»Der Dunkle König ist ein Teil des Rades«, sagte Moiraine.
»Nein. Der Dunkle König steht außerhalb des Musters«, hielt Rand dagegen. »Er ist kein Teil davon.«
»Natürlich ist der Dunkle König ein Teil des Rades, Rand«, sagte Moiraine. » Wir sind die Fäden, aus denen sich das Muster zusammensetzt, und der Dunkle König beeinflusst uns. Ihr könnt ihn nicht töten. Das ist das Vorhaben eines Narren.«
»Ich war auch schon in der Vergangenheit ein Narr«, sagte Rand. »Und ich werde es wieder sein. Manchmal fühlt sich mein ganzes Leben an, als wäre es eine Aufgabe für einen Narren, Moiraine, alles, was ich getan habe. Was bedeutet da schon eine unmögliche Herausforderung mehr? Allen anderen bin ich begegnet. Vielleicht schaffe ich ja auch diese hier.«
Sie verstärkte den Griff um seinen Arm. »Ihr seid so sehr gewachsen, aber eigentlich seid Ihr noch immer ein Jüngling, nicht wahr?«
Rand brachte auf der Stelle seine Gefühle unter Kontrolle und unterdrückte eine geharnischte Antwort. Die sicherste Methode, als Jüngling betrachtet zu werden, bestand darin, sich wie einer zu benehmen. Hoch aufgerichtet stand er da und sprach leise. »Ich habe vier Jahrhunderte lang gelebt«, sagte er. »Vielleicht bin ich ja noch ein Jüngling, so wie wir das alle verglichen mit dem zeitlosen Alter des Rades sind. Davon abgesehen bin ich einer der ältesten Menschen, die es auf der Welt gibt.«
Moiraine lächelte. »Sehr hübsch. Funktioniert das bei den anderen?«
Er zögerte. Dann musste er seltsamerweise grinsen. »Bei Cadsuane hat es ganz gut funktioniert.«
Moiraine schnaubte. »Ach die … So wie ich sie kenne, habe ich meine Zweifel, dass Ihr sie so gut getäuscht habt, wie Ihr glaubt. Ihr mögt die Erinnerungen eines
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