Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
dafür, dass die gemeinen Soldaten und Wächter nichts erfahren. Informiert meine Stimme, dass unser Täuschungsmanöver nicht länger effektiv ist und wir uns ein neues ausdenken müssen.«
»Jawohl, Kaiserin«, sagte Karede und verneigte sich tief.
»Schwärmt jetzt aus und sichert alles«, sagte Tuon. »Ich werde Zeit mit meinem Gemahl verbringen, der darum ersucht, dass ich ihm das ›Gefühl‹ gebe, ›geliebt zu werden‹.«
»So habe ich das aber nicht ausgedrückt …«, sagte Mat, während die Totenwächter in der Dunkelheit verschwanden.
Tuon musterte ihn kurz, dann fing sie an, sich auszuziehen.
»Beim Licht!«, sagte Mat. »Das habt Ihr ernst gemeint?«
»Ich werde mich nicht auf Euren Schoß setzen!«, verkündete Tuon, zog einen Arm aus dem Ärmel und entblößte ihre Brüste, »obwohl ich Euch vielleicht erlaube, Euch auf meinen zu setzen. Heute Nacht habt Ihr mir das Leben gerettet. Damit habt Ihr Euch ein besonderes Privileg verdient. Es …«
Sie verstummte, als Mat sie packte und küsste. Vor Überraschung war sie ganz starr. Im verdammten Garten, dachte er. Wo überall in Hörweite Soldaten rumstehen. Nun, wenn sie etwa glaubte, dass Matrim Cauthon schüchtern war, würde sie eine Überraschung erleben.
Er entließ sie aus dem Kuss. Ihr Körper presste sich an ihn, und er bemerkte erfreut, dass sie atemlos war.
»Ich werde nicht dein Spielzeug sein«, sagte er streng. »Da mache ich nicht mit, Tuon. Wenn du so bist, gehe ich. Denk an meine Worte. Manchmal spiele ich den Narren. Bei Tylin tat ich es mit Sicherheit. Bei dir mache ich da aber nicht mit.«
Überraschend zärtlich berührte sie sein Gesicht. »Wenn ich in Euch bloß ein Spielzeug gefunden hätte, dann hätte ich niemals diese Worte gesagt. Ein Mann, dem ein Auge fehlt, ist sowieso kein Spielzeug. Ihr wart in der Schlacht, das wird von nun an jeder wissen, der Euch sieht. Sie werden Euch nicht mit einem Narren verwechseln, und ich habe keine Verwendung für ein Spielzeug. Ich werde stattdessen einen Prinzen haben.«
»Und liebst du mich?«, fragte er und zwang diese Worte heraus.
»Eine Kaiserin liebt nicht«, sagte sie. »Es tut mir leid. Ich bin mit Euch zusammen, weil es die Omen bestimmt haben, also werde ich Seanchan zusammen mit Euch einen Erben geben.«
Mat verspürte ein flaues Gefühl im Magen.
»Jedoch«, fuhr sie fort. »Vielleicht kann ich zugeben, dass es … schön ist, dich zu sehen.«
Nun, dachte Mat, vermutlich kann ich damit zufrieden sein. Für den Augenblick.
Er küsste sie wieder.
KAPITEL 16
Eine Stille wie ein Schrei
L oial, Sohn von Arent, Sohn von Halan, hatte insgeheim schon immer einmal hektisch sein wollen.
Menschen faszinierten ihn, daraus hatte er nie ein Geheimnis gemacht. Er war sich ziemlich sicher, dass das die meisten seiner Freunde wussten, obwohl, so richtig sicher konnte er sich da nicht sein. Es war erstaunlich, was Menschen nicht mitbekamen. Den ganzen Tag konnte er mit ihnen sprechen, um dann herauszufinden, dass sie nur einen Teil davon mitbekommen hatten. Glaubten sie etwa, dass jemand einfach nur um des Redens willen redete?
Loial hörte zu, wenn sie sprachen. Jedes Wort aus ihrem Mund enthüllte mehr über sie. Menschen waren wie der Blitz. Ein flackerndes Aufleuchten, eine Explosion, Macht und Energie . Dann war alles verschwunden. Wie würde das wohl sein?
Hast. Aus Hast konnte man vieles lernen. Langsam fragte er sich aber, ob er diese besondere Lektion zu gut gelernt hatte.
Loial strich durch einen Wald, dessen Bäume zu still waren. Erith war an seiner Seite, andere Ogier umgaben sie. Alle hatten Äxte auf den Schultern oder trugen lange Messer, während sie zur Front marschierten. Eriths Ohren zuckten; sie war keine Baumsängerin, aber sie konnte spüren, dass sich die Bäume nicht wohlfühlten.
Es war in der Tat ganz schrecklich. Er konnte genauso wenig erklären, wie sich eine Gruppe gesunder Bäume anfühlte, wie er das Gefühl des Windes auf seiner Haut erklären konnte. Gesunde Bäume verbreiteten das Gefühl, dass alles richtig war. So wie der Geruch von morgendlichem Regen. Es war kein Laut, aber es fühlte sich wie eine Melodie an. Wenn er zu ihnen sang, dann schwamm er förmlich in diesem richtigen Gefühl.
Diese Bäume hatten nichts davon. Wenn er ihnen ganz nahe kam, glaubte er, etwas hören zu können. Eine Stille wie ein Schrei. Aber das war kein Laut, sondern nur ein Gefühl.
Vor ihnen im Wald tobte der Kampf. Königin Elaynes Streitkräfte
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