Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
bestand, zerteilte die Ungeheuer mit langen Messern und machten jeden nieder, der es durch die erste Reihe geschafft hatte.
Galad hatte die Trollocs mit ihrer abartigen Mischung aus menschlichen und tierischen Gesichtszügen für Furcht einflößend gehalten, aber die Ogier verstörten ihn noch mehr. Trollocs waren einfach nur entsetzlich … aber Ogier waren sanft, freundlich und bescheiden. Sie so in Wut zu sehen, wie sie ihr schreckliches Lied brüllten und mit Äxten von beinahe Mannslänge angriffen … beim Licht!
Galad winkte die Kinder zurück und duckte sich, als ganz in der Nähe ein Trolloc gegen einen Baum krachte. Ein paar der Ogier packten verwundete Tiermenschen bei den Armen und schleuderten sie aus dem Weg. Viele der anderen Ogier waren bis zur Taille blutgetränkt und hackten wie Fleischer, die ihre Ware für die Auslage vorbereiteten. Gelegentlich fiel einer von ihnen, aber auch wenn sie keine Rüstung trugen, schien ihre Haut doch sehr widerstandsfähig zu sein.
»Licht!«, sagte Trom und kam an Galads Seite. »Habt Ihr jemals so etwas gesehen?«
Galad schüttelte den Kopf. Das war die ehrlichste Antwort, die ihm einfiel.
»Hätten wir doch nur eine ganze Armee von ihnen …«, sagte Trom.
»Sie sind Schattenfreunde«, sagte Golever, als er sich zu ihnen gesellte. »Mit Sicherheit jedoch Schattengezücht.«
»Ogier sind genauso wenig Schattengezücht wie ich«, sagte Galad trocken. »Seht nur hin, sie schlachten die Trollocs.«
»Sie werden sich jeden Augenblick gegen uns wenden«, beharrte Golever. »Seht nur …« Er verstummte und lauschte dem Kriegslied der Ogier. Eine große Gruppe Trollocs hatte genug und strömte um einen fluchenden Myrddraal herum zurück. Die Ogier ließen sie nicht entkommen. Außer sich vor Wut jagten die Baumeister hinter den Bestien her, die langstieligen Äxte hackten nach ihren Beinen, brachten sie inmitten von Blutregen und Schmerzensschreien zu Boden.
»Nun?«, fragte Trom.
»Vielleicht …«, sagte Golever. »Vielleicht ist das ja ein hinterhältiger Plan. Um unser Vertrauen zu gewinnen.«
»Seid kein Narr, Golever«, meinte Trom.
»Ich bin kein …«
Galad hob die Hand. »Sammelt unsere Verwundeten ein. Begeben wir uns zur Brücke.«
Rand ließ den Farbenwirbel aus seinem Sichtfeld verschwinden. »Bald ist der Augenblick gekommen, dass ich gehe«, sagte er.
»In die Schlacht?«, fragte Moiraine.
»Nein, zu Mat. Er ist in Ebou Dar.«
Er war aus Elaynes Lager nach Merrilor zurückgekehrt. Noch immer spukte ihm die Unterhaltung mit Tam im Kopf herum. Lass los. Als wäre das so einfach. Und doch hatte das Gespräch mit seinem Vater etwas von ihm genommen. Lass los. Tams Worte schienen eine tiefer liegende Bedeutung zu haben, die weit über das Offensichtliche hinausging.
Er schüttelte den Kopf. Er konnte es sich nicht leisten, Zeit mit solchen Gedanken zu verschwenden. Die Letzte Schlacht … sie erforderte seine Aufmerksamkeit.
Ich konnte nahe herankommen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, dachte er und berührte den Dolch mit dem Hirschhorngriff an seinem Gürtel. Anscheinend stimmt es. Der Dunkle König kann mich nicht wahrnehmen, wenn ich ihn trage.
Aber bevor er gegen den Dunklen König losschlagen konnte, musste er etwas wegen der Seanchaner unternehmen. Falls stimmte, was Thom erzählt hatte, war Mat möglicherweise der Schlüssel. Die Seanchaner mussten sich dem Drachenfrieden anschließen. Falls nicht …
»Das ist ein Ausdruck, an den ich mich gut erinnern kann«, sagte die leise Stimme hinter ihm. »Verwirrung. Das macht Ihr so gut, Rand al’Thor.«
Er wandte sich ihr zu. Hinter ihr auf dem Tisch lagen von Aviendha mit Boten geschickte Karten, die die Positionen zeigten, wo sich sein Heer in der Fäule sammeln konnte.
Sie trat einen Schritt vor. »Wisst Ihr eigentlich, dass ich stundenlang darüber nachgedacht habe, dass ich zu ergründen versuchte, was Euer Verstand ausbrütete? Es ist ein Wunder, dass ich mir vor Verzweiflung nicht jedes Haar ausgerissen habe.«
»Ich war ein Narr, dass ich Euch nicht vertraut habe«, sagte Rand.
Sie lachte. Ein leises Lachen, das Lachen einer Aes Sedai, die die Kontrolle hatte. »Ihr habt mir genug vertraut. Das hat es ja so frustrierend gemacht, dass Ihr Eure Gedanken nicht mit mir teilen wolltet.«
Rand atmete tief ein. In Merrilor war die Luft süßer als anderswo. Er hatte das Land hier zu neuem Leben hervorlocken können. Gras wuchs. Blumen sprossen. »Baumstümpfe und Männer«,
Weitere Kostenlose Bücher