Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
müssen.«
Sie ließ ihn stehen und ging.
»Deepe war ein guter Mann«, sagte Antail. »Er überlebte den Fall von Maradon. Er stand auf der Mauer, als sie in die Luft flog, aber er überlebte und kämpfte weiter. Schließlich erwischten ihn die Schattenlords dennoch und schleuderten ihm eine Explosion entgegen, die ihm den Rest gab. Deepe verbrachte seine letzten Augenblicke damit, sie mit Geweben der Macht anzugreifen. Er starb ehrenhaft.«
Die Malkieri hoben Antail ihre Becher entgegen und salutierten dem Gefallenen. Lan hob ebenfalls den Becher, obwohl er außerhalb des Kreises um das Feuer herumstand. Er wünschte sich, Deepe hätte seinen Befehlen gehorcht. Dann schüttelte er den Kopf und trank seinen Wein. Obwohl es Nacht war, blieben seine Männer abwechselnd wach, um im Fall eines Angriffs sofort kampfbereit zu sein.
Lan drehte den Becher zwischen zwei Fingern und dachte wieder an Deepe. Er konnte einfach keinen Zorn auf den Mann heraufbeschwören. Deepe hatte einen der gefährlichsten Machtlenker des Schattens töten wollen. Lan vermochte nicht zu sagen, ob er eine ähnliche Gelegenheit verstreichen ließe, wenn sie sich ihm böte.
Die Männer hoben ihre Becher für andere Gefallene. Das war jeden Abend zur Tradition geworden und hatte sich in sämtlichen Lagern der Grenzländer ausgebreitet. Lan fand es ermutigend, dass die Männer anfingen, Antail und Narishma als Kameraden zu betrachten. Die Asha’man waren zurückhaltend, aber Deepes Tod hatte eine Verbindung zwischen ihnen und den einfachen Soldaten geschmiedet. Jetzt hatten sie alle die Metzgerrechnung bezahlt. Die Männer hatten Antail trauern gesehen und ihn eingeladen, auf das Wohl des Gefallenen zu trinken.
Lan verließ das Feuer und ging durch das Lager, blieb bei den Pferdeseilen stehen, um nach Mandarb zu sehen. Der Hengst hielt sich wacker, auch wenn er eine große Wunde auf der linken Flanke hatte, wo das Fell nie wieder wachsen würde; sie schien gut zu verheilen. Die Pferdeknechte sprachen noch immer in gedämpftem Ton darüber, wie das verletzte Pferd nach dem Kampf, der Deepe das Leben gekostet hatte, aus der Nacht erschienen war. Nur sehr wenige Pferde waren den Trollocs entkommen und hatten es ins Lager zurückgeschafft.
Lan tätschelte Mandarbs Hals. »Bald ruhen wir uns aus, alter Freund«, sagte er leise. »Ich verspreche es.«
Mandarb schnaubte in der Dunkelheit, und in der Nähe wieherten mehrere Pferde leise.
»Wir schaffen es nach Hause«, sagte Lan. »Der Schatten wird besiegt, Nynaeve und ich werden Malkier für uns beanspruchen. Wir bringen die Felder wieder zum Blühen, reinigen die Seen. Grüne Weiden. Keine Trollocs mehr, die man töten muss. Kinder werden auf deinem Rücken reiten, alter Freund. Du kannst deine Tage in Frieden verbringen, Äpfel essen und dir Stuten aussuchen.«
Es war sehr lange her, dass Lan auch nur mit so etwas Ähnlichem wie Hoffnung an die Zukunft hatte denken können. Schon seltsam, sie jetzt zu finden, an diesem Ort, in diesem Krieg. Er war ein harter Mann. Manchmal hatte er das Gefühl, mehr mit den Felsen und dem Sand gemein zu haben als mit den Männern, die am Feuer gemeinsam lachten.
Dazu hatte er sich selbst gemacht. Das war der einsame Kämpfer, der er sein musste, der eines Tages nach Malkier reiten und die Familienehre aufrechterhalten konnte. Rand al’Thor hatte angefangen, diese Schale zu knacken, danach hatte Nynaeves Liebe sie völlig zerstört.
Ich frage mich, ob Rand es je gewusst hat, dachte Lan, zog einen Striegel hervor und fing an, Mandarbs Fell zu bürsten. Er wusste, wie das war, von Kindheit an dazu bestimmt zu sein, für eine Sache zu sterben. Er wusste, wie es war, die Richtung der Fäule gezeigt und gesagt zu bekommen, dass er dort sein Leben opfern würde. Beim Licht, das wusste er. Vermutlich würde Rand al’Thor niemals erfahren, wie ähnlich sie sich doch waren.
Obwohl er völlig erschöpft war, striegelte er Mandarb eine Weile. Nynaeve hätte ihm befohlen zu schlafen. Im Kopf spielte er diese Unterhaltung durch und gestattete sich ein Lächeln. Sie hätte gewonnen und erklärt, dass ein General seinen Schlaf brauchte und es genug Pferdeknechte gab, die sich um die Tiere kümmern konnten.
Aber Nynaeve war nicht da. Er arbeitete weiter.
Jemand näherte sich den Pferdeseilen. Natürlich hörte er die Schritte lange, bevor derjenige eintraf. Lord Baldhere holte sich aus dem Posten der Knechte eine Bürste, nickte einem der dort stationierten Wächter zu
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