Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
gern«, erwiderte sie, »und glaubt ja nicht, nicht einmal eine Sekunde, dass ich Euer Leben nicht für die Welt eintauschen würde.«
»Das habt Ihr ja von Anfang an ausgesprochen deutlich gemacht. Also warum jetzt diese Sorge? Dieser Kampf wird mich verschlingen. So muss es sein.«
»Ihr dürft nicht von der Voraussetzung ausgehen, dass Ihr sterbt«, sagte Cadsuane streng. »Selbst wenn es so gut wie unausweichlich ist, dürft Ihr das nicht als vollkommen unausweichlich betrachten.«
»Elayne sagte so ziemlich das Gleiche.«
»Dann hat sie zumindest einmal in ihrem Leben weise gesprochen. Ein besserer Durchschnitt, als ich bei einer wie ihr erwartet hätte.«
Rand verzichtete darauf, auf diese Bemerkung zu reagieren, und Cadsuane zeigte ein kleines Lächeln. Sie war darüber erfreut, wie sehr er sich jetzt unter Kontrolle hatte. Darum stellte sie ihn auf die Probe.
Würden diese Prüfungen denn niemals enden?
Nein, dachte er. Nicht bis zur letzten. Die, die wirklich zählt.
Plötzlich blieb Cadsuane stehen, und er folgte notgedrungen ihrem Beispiel. »Habt Ihr auch ein Geschenk für mich?«
»Ich gebe sie nur jenen, an denen mir etwas liegt.«
Das ließ sie sogar noch breiter lächeln. »Unsere Beziehung ist nicht immer völlig reibungslos verlaufen, Rand al’Thor.«
»So kann man es auch ausdrücken.«
»Aber ich muss Euch sagen«, fuhr sie fort, ohne ihn aus den Augen zu lassen, »dass ich erfreut bin. Am Ende ist doch noch etwas Anständiges aus Euch geworden.«
»Also habe ich Eure Erlaubnis, die Welt zu retten?«
»Ja.« Sie schaute zum Himmel, wo die dunklen Wolken brodelten. Durch seine Anwesenheit rissen sie auseinander, denn er versuchte sich nicht zu verstecken oder sie zusammenzuhalten.
»Ja«, wiederholte sie. »Ihr habt meine Erlaubnis. Solange Ihr es bald tut. Die Dunkelheit wächst.«
Wie um ihre Worte zu unterstreichen, grollte der Boden. In letzter Zeit geschah dies immer öfter. Das ganze Lager erbebte, und Leute stolperten misstrauisch.
»Dort werden die Verlorenen sein«, sagte Rand. »Sobald ich eintreffe. Jemand wird ihnen entgegentreten müssen. Ich will Aviendha bitten, den Widerstand gegen sie anzuführen. Sie könnte Eure Hilfe brauchen.«
Cadsuane nickte. »Ich werde meinen Teil dazu beitragen.«
»Nehmt Alivia mit. Sie ist stark, aber es bereitet mir Sorgen, sie anderen zuzuteilen. Sie hat kein Gespür für Grenzen, wie sie es haben sollte.«
Wieder nickte Cadsuane, und bei dem Ausdruck in ihren Augen fragte er sich, ob sie das nicht schon bereits vorgehabt hatte. »Und die Schwarze Burg?«
Rand biss die Zähne zusammen. Die Schwarze Burg war eine Falle. Er wusste, dass es eine Falle war. Taim wollte ihn an einen Ort locken, wo er nicht durch ein Wegetor entkommen konnte.
»Ich schickte Perrin los, um dort zu helfen.«
»Und Eure Entschlossenheit, selbst zu gehen?«
Ich muss ihnen helfen. Irgendwie. Ich ließ zu, dass Taim sie um sich schart. Ich kann sie ihm nicht einfach überlassen …
»Ihr seid Euch noch immer nicht sicher«, sagte Cadsuane ungehalten. »Ihr würdet Euch selbst in Gefahr bringen, Ihr würdet uns alle in Gefahr bringen, wenn Ihr eine Falle betretet.«
»Ich …«
»Sie sind frei.« Cadsuane wandte sich von ihm ab und setzte sich in Bewegung. »Taim und seine Männer sind aus der Schwarzen Burg vertrieben worden.«
»Was?«, verlangte Rand zu wissen, machte einen großen Schritt und nahm ihren Arm.
»Eure Männer haben sich selbst befreit«, verkündete sie. »Obwohl sie dabei schwere Prügel bezogen haben, so wie ich es gehört habe. Nur wenige wissen es. Möglicherweise kann Königin Elayne sie die nächste Zeit nicht in der Schlacht einsetzen. Ich kenne keine Einzelheiten.«
»Sie haben sich selbst befreit?«
»Ja.«
Sie haben es geschafft. Oder vielmehr Perrin hat es geschafft.
Rand frohlockte, aber dann schlug eine Woge der Schuld über ihm zusammen. Wie viele waren umgekommen? Hätte er sie retten können, wenn er selbst gegangen wäre? Schon seit Tagen hatte er von ihrer Zwangslage gewusst, und dennoch hatte er sie sich selbst überlassen und Moiraines beharrlichem Rat gehorcht, dass das eine Falle war, in die er nicht hineintappen durfte.
Und jetzt waren sie ihr entkommen.
»Ich wünschte, ich hätte Euch eine Antwort darüber entlocken können, was Ihr dort eigentlich tun wolltet«, sagte Cadsuane. Sie seufzte, dann schüttelte sie den Kopf. »Ihr seid innerlich zerrissen, Rand al’Thor, aber Ihr werdet ausreichen
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