Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
in dem Canler, Jonneth und Emarin mit Tassen heißen Tees warteten. Die Männer fingen an, sich von dem Kampf zu erholen, Jonneth am schnellsten. Emarin trug die meisten Narben, viele davon tief in seiner Seele. Er war wie Logain dem Prozess des Umdrehens ausgesetzt worden. Pevara war nicht entgangen, wie er manchmal ins Leere starrte und sein Gesicht dabei einen Ausdruck tiefen Entsetzens annahm, als würde er sich an etwas Schreckliches erinnern.
»Ihr drei solltet nicht hier sein«, sagte Pevara, stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete Emarin und die anderen beiden. »Ich weiß, dass Logain euch die Beförderung versprochen hat, aber ihr tragt nur das Schwert am Kragen. Hätte eine dieser Frauen euch gesehen, könnten sie euch als Behüter nehmen.«
»Sie werden uns nicht sehen«, sagte Jonneth mit einem Lachen. »Androl hätte uns durch ein Wegetor geschickt, bevor wir fluchen könnten!«
»Und was tun wir jetzt?«, fragte Canler.
»Was auch immer Logain von uns will«, erwiderte Androl.
Logain hatte sich seit der Tortur … verändert. Androl hatte ihr zugestimmt, dass er jetzt finsterer war. Er sprach weniger. Er war noch immer fest entschlossen, in die Letzte Schlacht zu ziehen, aber im Augenblick sammelte er seine Männer und brütete über Dingen, die sie in Taims Räumen gefunden hatten. Pevara sorgte sich, dass ihn die Verwandlung innerlich gebrochen hatte.
»Er glaubt, auf den in Taims Räumen gefundenen Schlachtplänen könnte etwas zu entdecken sein«, meinte Emarin.
»Wir gehen, wenn Logain entscheidet, dass wir am nützlichsten sind«, erwiderte Androl. Eine direkte Antwort, die aber auch nicht unbedingt viel aussagte.
»Und was ist mit dem Lord Drachen?«, fragte Pevara vorsichtig.
Sie spürte Androls Unsicherheit. Der Asha’man Naeff hatte sie besucht und Neuigkeiten und Befehle überbracht – und daraus hatten sich einige Schlussfolgerungen ergeben. Der Wiedergeborene Drache hatte gewusst, dass die Dinge in der Schwarzen Burg nicht zum Besten standen.
»Er hat uns absichtlich im Stich gelassen«, sagte Androl.
»Er wäre hergekommen, wäre ihm das möglich gewesen!«, erwiderte Jonneth. »Das versichere ich Euch.«
»Er wollte, dass wir aus eigener Kraft entkommen oder allein untergehen«, sagte Emarin. »Er ist ein brutaler Mann geworden. Vielleicht sogar hartherzig.«
»Es spielt keine Rolle«, sagte Androl. »Die Schwarze Burg hat gelernt, ohne ihn zu überleben. Beim Licht! Sie hat immer ohne ihn überlebt. Er hatte noch kaum etwas mit uns zu tun. Es war Logain, der uns Hoffnung gab. Logain erhält meine Gefolgstreue.«
Die anderen nickten. Pevara erkannte, dass hier gerade etwas Wichtiges geschah. Sie hätten sich sowieso nicht für alle Zeiten auf ihn stützen können, dachte sie. Der Wiedergeborene Drache wird in der Letzten Schlacht sterben. Ob absichtlich oder nicht, er hatte ihnen die Gelegenheit gegeben, auf eigenen Füßen zu stehen.
»Allerdings werde ich mir seinen letzten Befehl zu Herzen nehmen«, sagte Androl. »Ich werde nicht bloß eine Waffe sein. Der Makel ist bereinigt. Wir kämpfen nicht, um zu sterben, sondern um zu leben. Wir haben einen Grund, um zu leben. Verbreitet die Nachricht unter den anderen Männern, und lasst uns Eide ablegen, Logain als unseren Anführer anzunehmen. Und dann geht es zur Letzten Schlacht. Nicht als Handlanger des Wiedergeborenen Drachen, nicht als Marionetten des Amyrlin-Sitzes, sondern als die Schwarze Burg. Wir stehen auf eigenen Beinen.«
»Wir stehen auf eigenen Beinen«, flüsterten die anderen drei und nickten.
KAPITEL 22
Der Wyld
E gwene schreckte hoch. Gawyn drückte ihr die Hand auf den Mund. Sie erstarrte, während die Erinnerungen wie das Licht des Sonnenaufgangs zurückkehrten. Noch immer verbargen sie sich unter dem zerstörten Wagen; die Luft stank nach verbranntem Holz. Das Land war fast so schwarz wie Kohle. Die Nacht war hereingebrochen.
Sie blickte Gawyn an und nickte. War sie wirklich eingeschlafen? Unter diesen Umständen hätte sie das nicht für möglich gehalten.
»Ich versuche, mich wegzuschleichen«, flüsterte er. »Für ein Ablenkungsmanöver.«
»Ich begleite dich.«
»Allein kann ich mich leiser bewegen.«
»Offensichtlich hast du niemals versucht, dich an jemanden aus den Zwei Flüssen heranzuschleichen, Gawyn Trakand«, erwiderte sie. »Ich wette um hundert Mark Tar Valons, dass ich die Leisere von uns beiden bin.«
»Ja«, flüsterte er zurück, »aber falls du ein Dutzend
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