Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
aus Drachen aussehen würde. Normalerweise konnte sich ein Mann im Krieg zumindest auf eine Sache verlassen: dass er seine Fertigkeiten mit denen des Feindes messen würde. Schwert gegen Schwert. Schattengezücht war schlimm genug. Wie würde es sein, wenn sich Menschen dieser Art Macht stellen mussten?
Wir sorgen dafür, dass das nicht passiert, versprach sie sich. Rand hatte recht gehabt, ihnen den Drachenfrieden aufzuzwingen.
Die Drachenmänner waren gut ausgebildet, und die Nachladezeiten waren beeindruckend kurz. Jeder von ihnen verschoss drei Salven, bevor die Trollocs die Frontlinien erreichten. Elayne hatte den Austausch der Pfeile nicht beobachtet – dafür war sie viel zu sehr auf die Drachen konzentriert gewesen –, aber jetzt sah sie, dass ein Teil ihrer Linien mit schwarzen Pfeilen gespickt war und Männer blutend am Boden lagen.
Die Trollocs krachten in die vordere Reihe aus Armbrustmännern und Pikenträgern, die bereits zurückfielen, um den Hellebardenmännern Platz zu machen. Keiner setzte Schwerter und Keulen gegen Trollocs ein, zumindest nicht, solange es sich vermeiden ließ.
»Dann wollen wir mal«, sagte Elayne und trieb Mondschatten an.
Birgitte folgte ihr; Elayne konnte die zögernde Resignation der Frau spüren. Sie verließen den Hügel, passierten ein paar Reserveeinheiten und betraten das Schlachtfeld.
Rodel Ituralde hatte beinahe schon vergessen, wie es war, adäquate Mittel zur Verfügung zu haben.
Es war schon einige Zeit her, dass er Legionen und volle Banner Bogenschützen befohlen hatte. Dieses eine Mal waren seine Männer nicht halb verhungert, und Heiler, Pfeilmacher und gute Schmiede standen bereit, um seine Truppen und die Ausrüstung in der Nacht wieder zusammenzuflicken. Was für ein Wunder es doch war, um etwas zu bitten – ganz egal, wie ungewöhnlich es auch sein mochte – und es oft innerhalb einer Stunde geliefert zu bekommen.
Trotzdem würde er verlieren. Er stand zahllosen Trollocs gegenüber, Dutzenden von Schattenlords und sogar einigen der Verlorenen. Er hatte seine Streitkräfte in dieses Tal ohne Ausgang gebracht und das Juwel der Länder des Dunklen Königs an sich gerissen – seine Fußbank, den Schwarzen Berg. Und jetzt war die Sonne selbst erloschen, obwohl die Aes Sedai behaupteten, dass das vorübergehen würde.
Ituralde paffte seine Pfeife, während er sein Pferd den Felskamm entlanglenkte, der das Tal im Norden eingrenzte. Ja, er würde verlieren. Aber mit diesen Möglichkeiten würde er es wenigstens stilvoll tun.
Er folgte dem Kamm und erreichte eine Stelle über dem Pass nach Thakan’dar. Das Tal tief im Herzen des Verdorbenen Landes verlief von Osten nach Westen, und der Shayol Ghul stieg an der westlichen Seite empor, während sich der Pass im Osten befand. Dieser Aussichtspunkt war nur nach stundenlanger Kletterei zu erreichen – oder mit einem schnellen Schritt durch ein Wegetor. So ein Tor war wirklich praktisch. Perfekt, um seine Verteidigung zu betrachten.
Der Pass nach Shayol Ghul ähnelte einer spaltenförmigen Schlucht, deren Oberseite von Osten nicht zugänglich war, solange man nicht über Wegetore verfügte. Mit einem Tor konnte er dort oben hinauf und in die Schlucht blicken, die vielleicht gerade breit genug war, damit fünfzig Männer Schulter an Schulter hindurchmarschieren konnten. Ein perfekter Flaschenhals. Und er konnte hier oben Bogenschützen aufstellen, um auf alles zu schießen, was durch den Pass kam.
Endlich brannte sich die Sonne wie ein Tropfen geschmolzener Stahl aus der Dunkelheit. Die Aes Sedai hatten also recht gehabt. Trotzdem wogten die schwarzen Gewitterwolken wieder heran, als wollten sie den ganzen Himmel verschlingen.
Da sich der Shayol Ghul im Verdorbenen Land befand, war die Luft kalt genug, dass Ituralde einen wollenen Winterumhang trug, und sein Atem bildete weiße Wölkchen. Nebel hing über dem Tal, war nun allerdings spärlicher als zuvor, als die Schmiedeöfen noch arbeiteten.
Er verließ den Passausgang und kehrte zu der Gruppe zurück, die ihn begleitet hatte. Windsucherinnen und andere hochrangige Vertreter vom Meervolk standen dort in langen Mänteln, die sie sich mit der üblichen Wucherei besorgt hatten, bevor sie nach Norden gekommen waren. Darunter lugte bunte Kleidung hervor. Zusammen mit dem vielen Schmuck im Gesicht bildete sie einen seltsamen Kontrast zu den braunen Mänteln.
Ituralde war ein Domani. Oft genug hatte er mit dem Meervolk zu tun gehabt; wenn sie sich in
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