Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
gemacht werden.«
»Der M’Hael wird darüber Bescheid wissen.«
»Männer können ohne Frauen keinen Zirkel erschaffen«, sagte Pevara. »Tatsächlich muss der Zirkel von sehr wenigen Einzelfällen abgesehen mehr Frauen als Männer enthalten. Ein Mann und eine Frau können sich verknüpfen, so wie zwei Frauen und ein Mann oder zwei Frauen und zwei Männer. Der größte Zirkel, den wir jetzt zustande bringen könnten, bestünde also aus dreien, ich und zwei von euch. Trotzdem könnte das für uns von Nutzen sein.«
»Ich suche zwei der anderen, die mit Euch üben können«, versprach Androl. »Von denen, die ich für vertrauenswürdig halte, ist Nalaam der Stärkste. Emarin ist ebenfalls sehr mächtig, und ich glaube, er hat noch nicht einmal den Höhepunkt seiner Kraft erreicht. Das gilt auch für Jonneth.«
»Sie sind die Stärksten? Ihr nicht?«
»Nein.« Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Der Regen fiel jetzt stärker, ein kalter Luftzug drang unter der Tür herein. Eine der Lampen war fast niedergebrannt und ließ Schatten ins Zimmer. Er warf einen unbehaglichen Blick auf die Dunkelheit.
»Es fällt mir schwer, das zu glauben, Meister Androl«, sagte sie. »Sie schauen alle zu Euch auf.«
»Glaubt, was Ihr wollt, Aes Sedai. Ich bin der Schwächste von ihnen. Vielleicht sogar der schwächste Mann in der Schwarzen Burg.«
Das brachte sie zum Schweigen, und Androl stand auf, um die Lampe aufzufüllen. Er hatte gerade wieder Platz genommen, als ein Klopfen an der Tür die Ankunft von Emarin und Canler ankündigte. Beide waren nass vom Regen, aber sie waren so gegensätzlich, wie zwei Männer es nur sein konnten. Der eine war hochgewachsen und zurückhaltend, der andere mürrisch und ein Klatschmaul. Aber irgendwie schienen sie Gemeinsamkeiten entdeckt zu haben und die Gesellschaft des anderen zu genießen.
»Und?«, fragte Androl.
»Es könnte funktionieren«, sagte Emarin und nahm den regennassen Umhang ab, um ihn neben der Tür an den Haken zu hängen. Darunter trug er in tairenischem Stil bestickte Kleidung. »Man würde einen kräftigen Regensturm brauchen. Die Wächter sind aufmerksam.«
»Ich komme mir vor wie ein Preisbulle auf dem Markt«, murrte Canler und trat Schlamm von den Stiefeln, nachdem er seinen Umhang aufgehängt hatte. »Egal, wo wir auch hingehen, Taims Lieblinge beobachten uns aus den Augenwinkeln. Blut und Asche, Androl. Sie wissen Bescheid. Sie wissen, dass wir fliehen wollen.«
»Habt Ihr Schwachstellen gefunden?«, fragte Pevara und beugte sich vor. »Orte an der Mauer, die weniger aufmerksam beschützt werden?«
»Das scheint von den eingeteilten Wächtern abzuhängen, Pevara Sedai«, sagte Emarin und nickte ihr zu.
»Hmm … ich vermute, das ist richtig. Habe ich übrigens schon erwähnt, wie interessant ich es finde, dass derjenige, der mir den meisten Respekt entgegenbringt, ein Tairener ist?«
»Jemandem mit Höflichkeit zu begegnen ist kein Zeichen für Respekt, Pevara Sedai«, erwiderte Emarin. »Das verrät lediglich eine gute Erziehung und eine ausgeglichene Natur.«
Androl lächelte. Emarin war großartig, wenn es um Beleidigungen ging. Oft wurde dem anderen erst klar, dass er beleidigt worden war, nachdem sie auseinandergegangen waren.
Pevara schürzte die Lippen. »Nun. Wir beobachten den Wächterwechsel. Dann benutzen wir den nächsten Sturm als Deckung und entkommen dort über die Mauer, wo die unserer Meinung nach am wenigsten aufmerksamen Wächter stehen.«
Die beiden Männer wandten sich Androl zu, der sich dabei ertappte, wie er die Zimmerecke anstarrte, wo der vom Tisch geworfene Schatten besonders dunkel war. Wurde er größer? Griff er nach ihm …
»Es gefällt mir nicht, Männer zurückzulassen«, sagte er und zwang sich, den Blick von der Ecke zu lösen. »Hier sind Dutzende Männer und Knaben, die noch nicht unter Taims Kontrolle stehen. Wir können sie nicht alle wegbringen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Und lassen wir sie zurück, riskieren wir …«
Er konnte es nicht aussprechen. Sie wussten nicht, was hier vor sich ging, jedenfalls nicht genau. Leute veränderten sich. Vertrauenswürdige Verbündete wurden über Nacht zu Feinden. Sie sahen aus wie zuvor und doch ganz anders. Ihre Augen waren anders, genau wie ihre Seelen. Androl fröstelte.
»Die von den Aes-Sedai-Rebellen geschickten Frauen warten noch immer vor den Toren«, sagte Pevara. Sie lagerten dort nun schon eine Weile und behaupteten, der Wiedergeborene Drache hätte
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