Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Flussbett gegangen und so davongekommen. Das ist eine Lektion, die ich nicht vergessen werde.
»Das wird gehen«, sagte er und legte die Hand auf die Karte. »Elayne?«
»Tun wir es«, sagte Elayne. »Ich hoffe, du weißt, was du machst, Mat.«
Und sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als die Würfel anfingen, in seinem Kopf zu poltern.
Galad schloss Troms Augen. Über eine Stunde hatte er das Schlachtfeld nördlich von Cairhien nach ihm abgesucht. Trom war verblutet, nur ein paar Flecken seines Umhangs waren noch weiß. Galad riss den Offiziersknoten von seiner Schulter, der erstaunlicherweise sauber war, und stand auf.
Er war erschöpft bis auf die Knochen. Er ging zurück über das Schlachtfeld, vorbei an aufgeschichteten Toten. Die Krähen und Raben waren gekommen; sie schienen sich wie eine Decke über die Landschaft hinter ihm gelegt zu haben. Eine wogende, bebende Finsternis, die den Boden wie Schimmel bedeckte. Aus der Ferne hatte es den Anschein, als hätte man den Untergrund verbrannt, so viele Aasfresser gab es.
Gelegentlich kam Galad an anderen Männern wie ihm vorbei, die zwischen den Leichen nach Freunden suchten. Es gab überraschend wenig Plünderer – auf die musste man immer auf einem Schlachtfeld aufpassen. Elayne hatte ein paar erwischt, die sich aus der Stadt schleichen wollten. Sie hatte gedroht, sie aufzuhängen.
Sie ist härter geworden, dachte Galad und ging mit schweren, erschöpften Schritten weiter in Richtung Lager. Seine Stiefel fühlten sich wie Blei an seinen Füßen an. Das ist gut. Als Kind hatte sie oft mit dem Herzen entschieden. Jetzt war sie die Königin, und sie handelte dementsprechend. Wenn er doch nur ihren moralischen Kompass in die richtige Richtung hätte lenken können. Sie war kein schlechter Mensch, aber Galad wünschte sich, dass sie und die anderen Monarchen alles so klar erkennen würden wie er.
Langsam begann er sich damit abzufinden, dass sie es nicht taten. Allmählich akzeptierte er, dass das durchaus in Ordnung war, solange sie ihr Bestes gaben. Was auch immer in seinem Inneren steckte, das ihm erlaubte, das Wahrhaftige zu erkennen, war offensichtlich ein Geschenk des Lichts, und andere zu verachten, weil sie nicht damit geboren worden waren, war einfach falsch. So wie es falsch sein würde, einen Mann zu verachten, weil er nur mit einer Hand geboren worden und darum ein schlechter Schwertkämpfer war.
An den seltenen Stellen, an denen es weder Leichen noch Blut gab, saßen viele der Überlebenden. Diese Männer sahen nicht wie die Sieger einer Schlacht aus, auch wenn die Ankunft der Asha’man diesen Tag gerettet hatte. Das Manöver mit der Lava hatte Elaynes Heer die Atempause verschafft, die es gebraucht hatte, um sich neu zu formieren und anzugreifen.
Dieser Kampf war schnell, aber brutal gewesen. Trollocs ergaben sich nicht, und man durfte nicht zulassen, dass sie die Flucht ergriffen. Also hatten Galad und die anderen gekämpft, geblutet und waren lange über den Augenblick hinaus gestorben, an dem es offensichtlich geworden war, dass sie siegreich sein würden.
Die Trollocs waren nun tot. Die übrig gebliebenen Männer saßen da und starrten auf das Leichentuch, als würde sie die Vorstellung betäuben, unter den Tausenden von Toten nach den paar Lebenden suchen zu müssen.
Die untergehende Sonne und die alles erstickenden Wolken färbten das Licht rot und tauchten Gesichter in einen blutigen Dunst.
Irgendwann erreichte Galad den langen Hügel, der die beiden Schlachtfelder voneinander trennte. Langsam stieg er ihn empor und verdrängte Gedanken, wie gut sich doch ein Bett anfühlen würde. Oder eine Pritsche. Oder ein flacher Fels an einem weit entfernten Ort, wo er seinen Umhang ausrollen konnte.
Die frische Luft oben auf dem Hügel traf ihn wie ein Schlag. Er hatte Blut und Tod nun so lange gerochen, dass die saubere Luft jetzt irgendwie falsch erschien. Kopfschüttelnd ging er an erschöpften Grenzländern vorbei, die aus Wegetoren stolperten. Die Asha’man waren losgezogen, um die Trollocs im Norden in Schach zu halten, damit Lord Mandragorans Heere entkommen konnten.
Soweit er gehört hatte, waren die Heere der Grenzländer auf einen Bruchteil ihres ursprünglichen Umfangs geschrumpft. Lord Mandragoran und seine Männer hatten den Verrat eines der Großen Hauptmänner am schlimmsten zu spüren bekommen, und das machte Galad ganz krank, denn diese Schlacht war weder für ihn noch sonst jemanden in Elaynes Gefolge leicht gewesen.
Weitere Kostenlose Bücher