Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
wirft niemals etwas weg. Er ist wie eine gute Hausfrau mit ihren Schnurknäueln und kaputten Teekesseln irgendwo ganz unten in der Truhe, die nur auf den richtigen Augenblick warten, um wieder nützlich zu sein. Genau da irrst du dich, Aybara. Ein normaler Sterblicher tötet das erfolgreiche Werkzeug vielleicht, weil er Angst hat, es könnte ihn irgendwann bedrohen. Das ist nicht die Art des Dunklen Königs. Er wird mich belohnen.«
Perrin wollte etwas erwidern, aber der Schlächter versetzte sich im Glauben, ihn abgelenkt zu haben, genau vor ihn. Perrin verschwand, und sein Gegner traf bloß Luft. Der Schlächter fuhr herum, und seine Klinge durchteilte die Luft, aber Perrin hatte sich auf die andere Seite versetzt . Zu seinen Füßen zuckten kleine Meeresgeschöpfe mit vielen Armen verwirrt wegen des plötzlich fehlenden Wassers. Hinter dem Schlächter schwamm etwas Großes und Dunkles durch das schattenverhüllte Meer.
»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, sagte Perrin. »Was bist du?«
»Ich bin kühn«, antwortete der Schlächter und setzte sich in Bewegung. »Und ich bin es leid, Angst zu haben. In diesem Leben gibt es Raubtiere, und es gibt ihre Beute. Oft enden Raubtiere selbst als Fressen. Man kann nur auf eine Weise überleben, man muss die Kette hinauf und selbst zum Jäger werden.«
»Darum tötest du Wölfe?«
Das Gesicht des Schlächters war in Schatten gehüllt, er lächelte gefährlich. Durch die Sturmwolken am Himmel und die hohen Wasserwände war es hier unten auf dem Grund sehr dunkel – obwohl das seltsame Licht des Wolfstraums auch an diese Orte drang, war es dennoch gedämpft.
»Wölfe und Männer sind die besten Jäger dieser Welt«, sagte der Schlächter leise. »Töte sie, und du setzt dich über sie. Nicht jedem von uns war es vergönnt, in einem behaglichen Heim mit einem warmen Herd und lachenden Geschwistern aufzuwachsen.«
Sie fingen an, sich im Kreis zu bewegen; Schatten verschmolzen, Blitze aus der Höhe flackerten im Wasser.
»Wenn du mein Leben kennen würdest, würdest du aufheulen«, sagte der Schlächter. »Die Hoffnungslosigkeit, die Qualen … Ich fand schnell meinen Weg. Meine Macht. An diesem Ort bin ich ein König.«
Er überbrückte die Distanz so schnell, dass er wie ein Schemen erschien. Perrin bereitete sich auf einen Schlag vor, aber der Schlächter setzte sein Schwert nicht ein. Stattdessen krachte er gegen ihn und schleuderte sie beide in die Wassermauer hinein. Um sie herum brodelte das Meer.
Dunkelheit. Perrin erschuf Licht, schaffte es irgendwie, die Felsen zu seinen Füßen leuchten zu lassen. Im dunklen Wasser hielt der Schlächter mit der einen Hand seinen Umhang fest und schwang mit der anderen die Klinge. Das Schwert hinterließ Luftblasen, bewegte sich aber genauso schnell wie in der Luft. Perrin schrie auf, Blasen sprudelten aus seinem Mund. Er wollte parieren, aber seine Arme bewegten sich zu langsam.
In diesem erstarrten Augenblick versuchte er sich vorzustellen, dass das Wasser seine Bewegungen nicht behinderte, aber sein Verstand verwarf die Idee. Das war nicht natürlich. Das konnte es auch nicht sein.
Das Schwert des Schlächters hatte ihn fast erreicht, als er das Wasser um sie beide herum verzweifelt gefrieren ließ. Das zermalmte ihn um ein Haar, aber es hielt den Schlächter für den kostbaren Moment auf, den er brauchte, um sich zu orientieren. Er ließ seinen Umhang verschwinden, damit er den Schlächter nicht mit sich nehmen würde, dann versetzte er sich.
Perrin landete auf dem felsigen Strand, direkt neben einem steilen Hügel, den die Macht der Elemente zur Hälfte abgetragen hatte. Keuchend stürzte er auf Hände und Knie. Wasser strömte aus seinem Bart. Sein Verstand fühlte sich … taub an. Es fiel ihm schwer, das Wasser wegzudenken, um sich zu trocknen.
Was passiert mit mir?, dachte er zitternd. Um ihn herum tobte der Sturm und fetzte Rinde von Baumstämmen, deren Äste er schon längst weggerissen hatte. Er war so … müde. Erschöpft. Wann hatte er das letzte Mal geschlafen? In der realen Welt waren Wochen vergangen, aber hier konnten es doch unmöglich Wochen gewesen sein, oder? Es …
Das Meer brodelte aufgewühlt. Perrin drehte sich um. Irgendwie hatte er seinen Hammer festgehalten, und er hob ihn, um sich dem Schlächter zu stellen.
Das Wasser kam nicht zur Ruhe, aber niemand erhob sich aus den Wellen. Plötzlich zerbarst der Hügel hinter ihm in zwei Hälften. Etwas Schweres wie ein Schlag traf ihn an
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