Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
drei Aes Sedai bei sich. Sie hatte das Gewebe gelernt, das ihr verriet, wenn ein Mann in der Nähe die Macht lenkte – es machte bei den Weisen Frauen und den Aes Sedai die Runde –, aber einen Machtlenker dabeizuhaben war viel nützlicher.
Flinn zeigte auf ein paar Feuerstrahlen an der Talseite. Sie eilten vorbei an Leichen und qualmenden Stellen in diese Richtung. Im stärker werdenden Licht der Morgendämmerung konnte Aviendha trotz des kalten Nebels sehen, dass Darlins Streitkräfte noch immer den Taleingang hielten.
Die Trollocs waren zu den niedrigen Erdschanzen vorgedrungen, die Ituralde errichtet hatte. Dort war auf beiden Seiten gestorben worden. Die Tiermenschen hatten weitaus größere Verluste davongetragen – aber es gab ja auch viel mehr von ihnen. Ein schneller Blick schien Aviendha zu verraten, dass sie einige der Hindernisse überrannt hatten, aber Domani-Kavallerie aus der Reserve drängte sie gerade wieder zurück.
Gruppen Aiel kämpften am Taleingang. Ein paar mit roten Schleiern, ein paar mit schwarzen. Zu viele, dachte Aviendha, als sie ihren Zirkel mit erhobener Hand langsamer gehen ließ. Dann ging sie leise allein weiter. Sie konnte sich ein paar Hundert Schritte von den Frauen entfernen und hatte noch immer Zugang zu ihrer Macht.
Sie suchte sich einen Weg über den steinigen Talboden. Rechts von ihr lagen drei Tote, zwei davon hatten schwarze Schleier. Schnell überprüfte sie sie mit einer Tiefenschau; sie würde sich nicht von dem alten Trick überrumpeln lassen, sich zwischen Leichen zu verstecken. Das hatte sie selbst schon gemacht.
Die drei Männer waren wirklich tot, also ging sie tief geduckt weiter. Zusätzlich zu der Stelle, an der die Tairener und Domani die Trollocs zurückhielten, bewachte eine zweite Streitmacht das Lager und den Weg zu dem Ort, an dem Rand kämpfte. Dazwischen streiften Gruppen von Aiel und Rotschleier umher und versuchten einander zu bezwingen. Nur einige der Rotschleier konnten die Macht lenken.
In der Nähe erbebte der Boden. Erde flog durch die Luft. Aviendha duckte sich noch tiefer, beschleunigte aber ihre Schritte.
Voraus eilte über ein Dutzend Siswai’aman auf die Position von zwei Rotschleiern zu, die beide Machtlenker waren. Die Rotschleier ließen den Boden unter ihren Angreifern aufbrechen und schleuderten Körper in alle Richtungen.
Aviendha wusste, warum die Aiel trotzdem weiterhin angriffen. Die Rotschleier waren ein Affront, ein Verbrechen. Nicht einmal die Seanchaner, die es wagten, Weise Frauen zu Gefangenen zu machen, waren so abscheulich. Irgendwie hatte der Schatten die tapfersten der Aiel genommen und sie in diese … diese Dinger verwandelt.
Aviendha schlug schnell zu, zog Kraft durch ihr Angreal und ihren Zirkel, webte zwei Stränge Feuer und schleuderte sie auf die Rotschleier. Sofort webte sie erneut, zerstörte den Boden unter den Machtlenkern, fing mit einem dritten Paar Gewebe an. Schleuderte Feuer auf die Männer, als sie taumelten; einer sprang zur Seite, während der andere vom aufbrechenden Boden erwischt wurde.
Sie traf den Flüchtenden mit Feuerspeeren. Dann schlug sie mit einer zusätzlichen Aufwallung der Macht auf beide Leichen ein, nur um sicherzugehen. Diese Männer folgten nicht länger dem Ji’e’toh . Sie lebten nicht länger. Sie waren Unkraut, das man ausmerzen musste.
Sie sah nach den Siswai’aman . Acht lebten noch, drei davon waren verwundet. Aviendha war im Heilen nicht besonders gut, aber sie konnte das Leben eines Mannes retten, indem sie verhinderte, dass er durch die Wunde am Hals verblutete. Die anderen Überlebenden sammelten die Verwundeten ein und gingen zurück zum Lager.
Aviendha stand über einer der beiden Leichen. Sie entschied sich, sie sich nicht zu genau anzusehen. Es war schlimm genug gewesen, einen ihr bekannten Mann zu sehen. Die …
Ein Schock durchfuhr sie, und eine ihrer Machtquellen verschwand. Aviendha keuchte auf. Eine weitere erlosch.
Augenblicklich ließ sie den Zirkel los und eilte wieder zu der Stelle, an der sie die Frauen zurückgelassen hatte. Explosionen und Lichtblitze drohten sie von den Füßen zu holen. Sie klammerte sich an die Eine Macht, und verglichen mit der Machtfülle, die sie eben noch gelenkt hatte, fühlte sich ihre eigene Kraft erbarmungswürdig klein an.
Rutschend kam sie vor den qualmenden Leichen von Kiruna und Faeldrin zum Stehen. Die schreckliche Frau, die sie zuvor gesehen hatte – die Frau, bei der sie sich zusehends sicher war,
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