Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Auserwählten zu nennen, hätte der Große Herr dies nicht entschieden. Dagegen gab es keine Einwände. Trotzdem fröstelte Moghedien. Taim … M’Hael … sollte angeblich sehr stark sein, vielleicht sogar so stark wie der Rest von ihnen, aber einen aus diesem Zeitalter zu erheben, die alle nicht das geringste Wissen ihr Eigen nannten … Die Vorstellung, dass dieser M’Hael als ihr ebenbürtig betrachtet werden würde, drehte ihr den Magen um.
»Ich lese Widerspruch aus euren Blicken«, sagte Moridin und sah sie nacheinander an, »auch wenn nur eine von euch dumm genug war, das auszusprechen. M’Hael hat seine Belohnung verdient. Zu viele von uns warfen sich in Auseinandersetzungen mit al’Thor, als man ihn noch für schwach hielt. M’Hael errang stattdessen Lews Therins Vertrauen und übernahm dann den Befehl über die Ausbildung seiner Waffen. Er erhob eine neue Generation von Schattenlords für die Sache des Schattens. Was habt denn ihr drei seit eurer Befreiung vorzuweisen?«
»Ihr werdet die Früchte sehen, die ich erntete, Moridin«, sagte Demandred in gefährlich leisem Tonfall. »Ihr werdet sie in Scheffeln und Herden zählen. Vergesst nur nicht meine Forderung: ich trete al’Thor auf dem Schlachtfeld gegenüber. Sein Blut gehört mir und niemandem sonst.« Er blickte sie nacheinander an, M’Hael als Letzten. Zwischen ihnen schien eine gewisse Vertrautheit zu bestehen. Sie waren einander schon begegnet.
M’Hael lächelte weiterhin. Mit dem hast du einen Rivalen, Demandred, dachte Moghedien. Er will al’Thor fast genauso sehr haben wie du.
In letzter Zeit hatte sich Demandred verändert. Einst wäre es ihm egal gewesen, wer Lews Therin nun tötete – Hauptsache, der Mann starb. Was hatte ihn nur dazu veranlasst, so darauf zu beharren, das selbst zu erledigen?
»Moghedien«, sagte Moridin. »Demandred hat Pläne für den kommenden Krieg. Ihr helft ihm.«
»Ich soll ihm helfen ?«, sagte sie. »Ich …«
»Vergesst Ihr Euch so schnell, Moghedien?« Moridins Stimme war freundlich. »Ihr tut das, was man Euch sagt. Demandred will, dass Ihr auf eines der Heere achtet, denen nun eine vernünftige Überwachung fehlt. Beschwert Euch mit nur einem einzigen Wort, und Ihr werdet erfahren, dass die Schmerzen, die Ihr bis jetzt kennengelernt habt, nur ein Schatten wahrer Agonie sind.«
Ihre Hand fuhr zu dem Cour’souvra an ihrem Hals. Sie blickte in seine Augen und fühlte ihre Autorität schwinden. Ich hasse dich, dachte sie. Und ich hasse dich noch mehr, weil du mir das vor den anderen antust.
»Die letzten Tage stehen bevor«, verkündete Moridin und wandte ihnen wieder den Rücken zu. »In diesen Stunden verdient ihr euch eure letzten Belohnungen. Falls ihr Groll hegt, bringt es hinter euch. Falls ihr noch Intrigen spinnt, bringt sie zum Abschluss. Macht euer letztes Spiel, denn dies … dies ist das Ende.«
Talmanes lag auf dem Rücken und starrte in den dunklen Himmel. Die Wolken schienen das Licht von unten widerzuspiegeln, das Licht einer sterbenden Stadt. Das war nicht richtig. Licht kam noch immer von oben, oder nicht? Er schloss die Augen.
Kurz nach dem Aufbruch zum Stadttor war er vom Pferd gestürzt. Daran konnte er sich noch erinnern, jedenfalls meistens. Der Schmerz erschwerte das Denken. Leute brüllten sich an.
Ich hätte … ich hätte Mat viel mehr verspotten sollen, dachte er, und der Anflug eines Lächelns zeigte sich in seinen Mundwinkeln. Ein dämlicher Augenblick, so etwas zu denken. Ich muss … ich muss die Drachen finden. Oder haben wir sie bereits gefunden …
»Ich sage Euch doch, diese verdammten Dinger funktionieren so nicht!« Das war Dennels Stimme. »Das sind keine verdammten Aes Sedai auf Rädern. Wir können keine Feuermauer erschaffen. Wir können diese Eisenkugeln in die Ränge der Trollocs schleudern.«
»Sie explodieren.« Guybons Stimme. »Wir könnten diese Extradinger benutzen, wie ich sagte.«
Talmanes’ Augen schlossen sich wieder.
»Die Kugeln explodieren, ja«, sagte Dennel. »Aber zuerst müssen wir sie abschießen. Sie in einer Linie aufzustellen und die Trollocs drübersteigen zu lassen wird nicht viel ausrichten.«
Eine Hand schüttelte Talmanes’ Schulter. »Lord Talmanes«, sagte Melten. »Es liegt keine Ehrlosigkeit darin, es jetzt enden zu lassen. Ich weiß, dass die Schmerzen groß sind. Möge Euch die letzte Umarmung der Mutter behüten.«
Ein Schwert wurde gezogen. Talmanes stählte sich.
Dann entdeckte er, dass er wirklich
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