Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
gleichmachen.«
»Natürlich«, rief Dennel zurück. »Aber wir wollen keine Stellung stürmen …« Er verstummte.
Beim Licht, dachte Talmanes. Wir sind alle so erschöpft. Wir hätten das doch sehen müssen. »Ihr da in der Mitte, Rydens Drachentrupp, alles umdrehen!«, brüllte Talmanes. »Der Rest von euch bleibt in Position und feuert auf die angreifenden Trollocs! Bewegt euch, los, los, los! «
Blitzartig kam Bewegung in die Drachenmänner, Ryden und seine Leute drehten ihre Waffen mit quietschenden Rädern eilig um. Die anderen Drachen feuerten über den ganzen Platz. Die Donnerschläge waren ohrenbetäubend und ließen die Flüchtlinge aufschreien und sich die Ohren zuhalten. Es klang wie das Ende der Welt. Hunderte, Tausende Trollocs krachten blutüberströmt zu Boden, als die Dracheneier in ihrer Mitte explodierten. Der Platz füllte sich mit weißem Qualm, der aus den Drachenmündungen strömte.
Die Flüchtlinge, die bereits das, was sie gerade gesehen hatten, völlig aus dem Gleichgewicht geworfen hatte, schrien auf, als sich Rydens Drachen jetzt auf sie richteten, und die meisten von ihnen warfen sich voll Furcht zu Boden und machten den Weg frei. Ein Weg, der die vom Feind besetzte Stadtmauer entblößte. Rydens Drachenreihe bog sich nach innen wie eine Becheröffnung, eine genau entgegengesetzte Formation der Geschütze, die auf den Platz feuerten. Diese Rohre zeigten alle auf die gleiche Stelle der Stadtmauer.
»Gebt mir einen dieser verfluchten Stäbe!«, rief Talmanes und streckte die Hand aus. Einer der Drachenmänner gehorchte und reichte ihm eine der Stangen mit der glühenden roten Spitze. Er stieß sich von Melten ab, fest entschlossen, einen Augenblick lang allein zu stehen.
Guybon eilte heran. In Talmanes’ überanstrengten Ohren klang die Stimme des Mannes ganz leise. »Diese Mauer steht seit Hunderten von Jahren. Meine arme Stadt. Meine arme, bedauernswerte Stadt.«
»Das ist nicht länger Eure Stadt«, sagte Talmanes und reckte die glühende Stange hoch in die Luft, voller Trotz vor einer Mauer voller Trollocs, eine brennende Stadt im Rücken. »Sie gehört ihnen.«
Talmanes schwang den Stab nach unten und zeichnete eine rot glühende Spur in die Luft. Sein Signal löste tosendes Drachenfeuer aus, das über den Platz hallte.
Trollocs oder vielmehr Stücke von ihnen flogen durch die Luft. Die Mauer unter ihnen explodierte wie ein Stapel Bauklötze, auf den jemand mit voller Kraft eingetreten hatte. Talmanes schwankte und ihm wurde schwarz vor Augen, aber er sah noch, wie die Stadtmauer rings um das Loch herum nach außen einstürzte. Als er das Bewusstsein verlor und umkippte, schien der Boden durch die Gewalt seines Sturzes zu erbeben.
KAPITEL 1
Ostwärts blies der Wind
D as Rad der Zeit dreht sich, Zeitalter kommen und vergehen und lassen Erinnerungen zurück, die zu Legenden werden. Legenden verblassen zu Mythen, und sogar der Mythos ist lange vergessen, wenn das Zeitalter wiederkehrt, aus dem er geboren wurde. In einem Zeitalter, das von einigen das Dritte Zeitalter genannt wurde, einem Zeitalter, das noch kommen sollte, einem lange vergangenen Zeitalter, erhob sich in den Verschleierten Bergen ein Wind. Der Wind war nicht der Anfang. Es gibt bei der Drehung des Rades der Zeit keinen Anfang und kein Ende. Aber es war ein Anfang.
Ostwärts blies der Wind, senkte sich herab von kühnen Gipfeln und strich über einsame Hügel. Er kam zu dem Ort, den man Westwald nannte, ein Gebiet, in dem einst Kiefern und Zwerglorbeer wucherten. Hier fand der Wind kaum mehr als dichtes Unterholz und gelegentlich hohe Eichen. Die Bäume sahen krank aus, die Rinde schälte sich, die Äste hingen herab. Anderswo waren die Nadeln von den Kiefernzweigen abgefallen und hüllten den Boden in einen braunen Teppich. Keiner der knochenartigen Äste des Westwaldes wies Knospen auf.
Nach Norden und Osten blies der Wind durch Unterholz, das knisterte und barst, wenn es geschüttelt wurde. Es war Nacht, und dürre Füchse strichen über den verfaulenden Boden, auf der vergeblichen Suche nach Beute oder Aas. Der Frühling hatte keine Vögel gebracht, und im ganzen Land war das Heulen der Wölfe verstummt, was noch viel bezeichnender war.
Der Wind verließ den Wald und strich über Taren-Fähre. Nach örtlichem Maßstab war dies einst eine prächtige Stadt gewesen. Dunkle Häuser, die sich hoch über ihr Fundament aus Rotstein erhoben, eine gepflasterte Straße, das alles erbaut an der Öffnung des
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