Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
wahr?
Sie schaute in den Nachthimmel. Diese Sonne … Würden sie sie erkennen, wenn sie wieder aufging? Die von den Feuern am Boden beleuchteten Wolken schienen zusehends dichter zu werden. Ila zog das gelbe Schultertuch enger um den Körper, weil sie plötzlich noch mehr fror.
Vielleicht werde ich nicht mehr ganz so schlecht über jene denken, die sich einem anderen Weg verschworen haben …
Sie blinzelte ein paar Tränen fort. »Beim Licht«, flüsterte sie, als sich etwas in ihr zusammenzog. »Ich hätte ihm nicht den Rücken zukehren sollen. Ich hätte ihm helfen sollen, zu uns zurückzukehren, statt ihn zu verstoßen. Licht, o Licht. Nimm ihn in dich auf …«
In der Nähe fand eine Gruppe Söldner die Pfeile und nahm sie. »Hey, Hanlon!«, rief einer. »Seht Euch das an!«
Als die brutalen Männer die Tuatha’an zuerst in ihrer Arbeit unterstützt hatten, war sie stolz auf sie gewesen. Der Schlacht fernzubleiben, um bei der Versorgung der Verwundeten zu helfen? Die Männer hatten über ihre gewalttätige Vergangenheit hinausgesehen.
Jetzt blinzelte sie und sah etwas anderes in ihnen. Feiglinge, die eher die Taschen von Leichen durchstöberten, als zu kämpfen. Was war schlimmer? Die Männer, die, so fehlgeleitet sie auch sein mochten, den Trollocs Widerstand leisteten und sie abzuwehren versuchten? Oder diese Söldner, die sich zu kämpfen weigerten, weil sie diesen Weg bequemer fanden?
Ila schüttelte den Kopf. Sie war stets der Ansicht gewesen, alle Antworten des Lebens zu kennen. Heute entglitten ihr die meisten davon. Aber das Leben eines Menschen zu retten … daran konnte sie sich festklammern.
Sie ging weiter und suchte nach den Lebenden unter den Toten.
Olver drückte das Horn fest an den Leib und kroch zurück unter den Wagen, während Lady Faile losritt. Dutzende Reiter folgten ihr und Hunderte von Trollocs. Es war so dunkel geworden.
Allein. Wieder hatte man ihn alleingelassen.
Er kniff fest die Augen zusammen, aber das richtete nicht viel aus. In der Ferne konnte er noch immer Männer schreien und rufen hören. Er roch noch immer das Blut der Gefangenen, die bei ihrem Fluchtversuch vom Schattengezücht getötet worden waren. Über dem Blut lag dichter Rauch, der im Hals kratzte. Als stünde die ganze Welt in Flammen.
Der Boden erbebte, als wäre in der Nähe etwas außerordentlich Schweres eingeschlagen. Donner grollte am Himmel, begleitet von scharfen Peitschenschlägen, als unaufhörlich Blitze auf der Anhöhe einschlugen. Olver wimmerte.
Für wie tapfer hatte er sich doch gehalten. Und jetzt hockte er hier, endlich mitten in der Schlacht. Und konnte kaum seine Hände am Zittern hindern. Verstecken wollte er sich, sich tief im Boden eingraben.
Faile hatte ihm befohlen, ein anderes Versteck zu finden, weil sie auf der Suche nach dem Horn vermutlich zurückkehren würden.
Wagte er es, diesen Ort zu verlassen? Wagte er es hierzubleiben? Mühsam öffnete er die Augen einen Spaltbreit und hätte beinahe aufgeschrien. Zwei Beine, die in Hufen endeten, standen vor dem Karren. Im nächsten Augenblick beugte sich ein Gesicht mit einer Schnauze herab und starrte ihn an, Knopfaugen verengten sich, Nüstern blähten sich.
Olver schrie auf, robbte mit fest umklammertem Horn rückwärts. Der Trolloc schrie etwas, stieß den Karren um und schleuderte ihn um ein Haar auf Olver. Die Pfeilladung verteilte sich über den ganzen Boden, während er auf die Beine kam und losrannte. Zu einem sicheren Ort.
Den gab es aber nicht. Dutzende Tiermenschen wandten sich ihm zu, und sie riefen sich etwas in einer unbekannten Sprache zu. Hektisch schaute er sich um, das Horn in der einen, das Messer in der anderen Hand. Kein Zufluchtsort.
In der Nähe schnaubte ein Pferd. Es war Bela, die Getreide kaute, das aus einem Nachschubkarren gerieselt war. Die Stute hob den Kopf und sah Olver an. Sie trug keinen Sattel, bloß Halfter und Zaumzeug.
Blut und Asche, dachte Olver und rannte auf sie zu, ich wünschte, ich hätte Wind. Diese fette Stute würde ihn mit Sicherheit in einem Kochtopf enden lassen. Er schob das Messer in die Scheide, sprang auf Belas Rücken, packte mit einer Hand die Zügel und drückte mit der anderen das Horn fest an sich.
Der Trolloc mit der Eberschnauze vom Wagen schlug mit seinem Schwert zu und trennte Olver um ein Haar den Arm ab. Olver schrie auf, trieb Bela an, und die Stute galoppierte los. Die Bestien rannten brüllend hinterher. Im ganzen Lager ertönten Rufe; es leerte sich
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