Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Leder.«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Androl und blickte seine Gruppe an. »Vielleicht ist der richtige Augenblick noch nicht gekommen.«
»Zerbrecht sie im richtigen Augenblick, und es wird dem Drachen helfen«, sagte der Mann, der sich Emarin nannte. Er klang besorgt. »Zerbrecht sie im falschen Augenblick … und dann passiert was?«
»Ich vermute nichts Gutes«, meinte Pevara. Eine Rote.
Würde er sich jemals an jenen rächen können, die ihn gedämpft hatten? Einst hatte ihn allein dieser Hass überleben lassen. Jetzt gab es da einen neuen Hunger in ihm. Er hatte Aes Sedai besiegt, hatte ihren Willen gebrochen und sie für sich beansprucht. Vergeltung erschien so … sinnlos. Sein so langsam gewachsenes Verlangen, M’Hael zu töten, hatte etwas von dieser Leere gefüllt, aber es reichte nicht. Was gab es noch?
Einst hatte er sich Wiedergeborener Drache genannt. Einst hatte er sich darauf vorbereitet, die Welt zu beherrschen. Sie niederknien zu lassen. Er strich über das Siegel für den Kerker des Dunklen Königs, während er am Rand der Schlacht stand. Er befand sich weit im Südwesten, unterhalb des Moores, wo seine Asha’man ein kleines Basislager unterhielten. In der Ferne grollte Donner – explodierende Gewebe, die zwischen Aes Sedai und Sharanern gewechselt wurden.
Dort hatte eine große Anzahl seiner Asha’man gekämpft, aber die sharanischen Machtlenker waren Aes Sedai und Asha’man zusammengenommen zahlenmäßig weit überlegen. Andere strichen über die Schlachtfelder, jagten Schattenlords und töteten sie.
Er hatte schneller Männer verloren als der Schatten. Es gab zu viele Feinde.
Er hielt das Siegel in die Höhe. Es verkörperte Macht. Die Macht, um die Schwarze Burg irgendwie zu beschützen? Wenn sie uns nicht fürchten, mich fürchten, was geschieht dann mit uns, sobald der Drache tot ist?
Unzufriedenheit strömte durch den Bund. Er erwiderte Gabrelles Blick. Sie hatte die Schlacht verfolgt, aber jetzt musterte sie ihn. Fragte ihn. Drohte ihm?
Hatte er wirklich geglaubt, er hätte die Aes Sedai gezähmt? Eigentlich hätte er bei der Vorstellung lachen sollen. Keine Aes Sedai konnte gezähmt werden, niemals.
Logain steckte das Siegel und seine Gefährten betont langsam in die Tasche an seinem Gürtel. Er knotete sie zu, erwiderte Gabrelles Blick. Ihre Sorge schoss in die Höhe. Einen Augenblick lang hatte er den Eindruck gehabt, dass sie um ihn besorgt war und nicht wegen dem, was er vielleicht tat.
Vielleicht lernte sie ja, wie man den Behüterbund überlistete, wie man Gefühle schickte, von denen sie glaubte, dass sie ihn einlullen würden. Nein, Aes Sedai konnte man nicht zähmen. Ihnen den Bund aufzuerlegen hatte sie nicht unter Kontrolle gebracht. Es hatte nur für neue Komplikationen gesorgt.
Er griff an den hohen Kragen, nahm die Drachennadel ab, die er dort trug, und hielt sie Androl hin. »Androl Genhald, Ihr seid in die Grube des Todes gegangen und zurückgekehrt. Nun stehe ich zweifach in Eurer Schuld. Ich ernenne Euch hiermit zum vollwertigen Asha’man. Tragt die Nadel mit Stolz.« Er hatte dem Mann bereits seinen Schwertanstecker zurückgegeben und ihn wieder zum Geweihten gemacht.
Androl zögerte, dann streckte er die Hand aus und nahm die Nadel andächtig in Empfang.
»Und die Siegel?«, fragte Pevara mit verschränkten Armen. »Sie gehören der Weißen Burg; die Amyrlin ist ihre Wächterin.«
»Nach allem, was ich gehört habe, ist die Amyrlin so gut wie tot«, erwiderte Logain. »In ihrer Abwesenheit bin ich ein guter Verwalter.« Er ergriff die Quelle, unterwarf sie seinem Willen. Dann öffnete er ein Wegetor auf das Plateau.
Der Krieg prallte ihm mit voller Macht entgegen, die Verwirrung, der Rauch und die Schreie. Er trat durch die Öffnung, und die anderen folgten ihm. Demandreds energisches Machtlenken strahlte wie ein Leuchtfeuer, die dröhnende Stimme des Mannes verhöhnte noch immer den Wiedergeborenen Drachen.
Rand al’Thor war nicht hier. Nun, Logain kam ihm am nächsten. Ein weiterer Ersatz. »Ich werde mit ihm kämpfen«, teilte er den anderen mit. »Gabrelle, du bleibst zurück und wartest auf meine Rückkehr, denn ich könnte Heilung brauchen. Der Rest von euch kümmert sich um Taims Männer und diese Sharaner. Lasst keinen Mann leben, der zum Schatten übergelaufen ist, ob nun freiwillig oder gezwungen. Führt die einen der Gerechtigkeit zu und die anderen der Gnade.«
Sie nickten. Gabrelle schien von ihm beeindruckt zu sein,
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