Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
es.
»Diese Festländer kämpfen besser, als ich je gedacht hätte«, sagte Tylee. »Ich habe an der Seite von Cauthons Soldaten gekämpft. Ich glaube, sie werden Euch überraschen, General. Auch ich schlage demütig vor, dass wir zurückkehren und helfen.«
»Aber ist das im besten Interesse des Kaiserreiches?«, fragte Yulan. »Cauthons Truppen werden den Schatten schwächen, genau wie es der Marsch des Schattens von Merrilor nach Ebou Dar tun wird. Wir können die Trollocs unterwegs aus der Luft angreifen. Der lange Sieg sollte unser Ziel sein. Vielleicht können wir den Prinzen von Damane holen und in Sicherheit bringen lassen. Er schlug sich gut, aber in dieser Schlacht ist er dem Gegner nicht gewachsen.«
Min runzelte die Stirn und beugte sich vor. Eines der Bilder über Yulans Kopf … es war so seltsam. Eine Kette. Warum sollte er eine Kette über dem Kopf haben?
Er ist ein Gefangener, dachte sie plötzlich. Licht! Jemand zupft an seinen Saiten wie auf einem Instrument.
Mat fürchtete einen Spion. Min wurde es eiskalt.
»Die Kaiserin, möge sie ewig leben, hat ihre Entscheidung getroffen«, sagte Galgan. »Wir kehren zurück. Es sei denn natürlich, sie hat in ihrer Weisheit die Meinung geändert …?« Er wandte sich ihr mit einem fragenden Gesichtsausdruck zu.
Unser Spion kann die Macht lenken, erkannte Min und musterte Yulan. Dieser Mann steht unter einem Zwang.
Machtlenker. Schwarze Ajah? Eine Damane als Schattenfreundin? Ein Schattenlord? Es konnte jeder sein. Und der Spion würde sich aller Voraussicht nach mit einem Gewebe tarnen.
Wie sollte sie also diesen Spion jemals entlarven?
Ihre Visionen. Aes Sedai und andere Machtlenker verbreiteten stets Bilder. Immer. War darin ein Hinweis zu finden? Yulans Kette bedeutete, dass er jemandes Gefangener war, das verriet ihr der Instinkt. Also war er nicht der eigentliche Spion, sondern eine Marionette.
Sie fing mit den anderen Adligen und Generälen an. Natürlich hatten viele Omen über dem Kopf schweben, wie es für solche Leute nun einmal üblich war. Wie sollte sie etwas Ungewöhnliches entdecken? Min betrachtete die Menge, und ihr stockte der Atem, als ihr zum ersten Mal eine der So’jhin ins Auge fiel, eine jung aussehende Frau mit Sommersprossen. Über ihrem Kopf schwebte eine Reihe Bilder.
Die Frau war ihr unbekannt. Hatte sie hier die ganze Zeit über gedient? Sicherlich wäre ihr doch aufgefallen, wenn die Frau bereits zuvor in ihrer Nähe beschäftigt gewesen wäre. Menschen, die keine Machtlenker, Behüter oder Ta’veren waren, wiesen nur selten so viele Bilder auf. Ob sie nun bloß nicht daran gedacht oder es einfach übersehen hatte, sie war eben nicht auf den Gedanken gekommen, sich die Diener genau anzusehen.
Jetzt war ihr die Tarnung offensichtlich. Sie blickte weg, um nicht das Misstrauen der Frau zu erregen, und dachte über ihren nächsten Schritt nach. Ihr Instinkt flüsterte ihr zu, einfach anzugreifen, ein Messer zu ziehen und ohne Vorwarnung zu werfen. Falls diese Dienerin ein Schattenlord war – oder gar eine der Verlorenen, beim Licht! –, war ein unvermuteter Angriff vielleicht die einzige Möglichkeit, sie zu besiegen.
Aber es war durchaus möglich, dass die Frau unschuldig war. Min zerbrach sich den Kopf, dann stand sie einfach auf. Mehrere Angehörige des Blutes raunten über den Bruch der Etikette, aber sie ignorierte sie. Sie kletterte auf die Armlehne ihres Stuhls und balancierte dort, um auf gleicher Höhe mit Tuon zu sein. Sie beugte sich vor.
»Mat hat uns um unsere Rückkehr gebeten«, sagte sie leise. »Wie lange wollt Ihr noch darüber nachdenken, seinen Wunsch zu erfüllen?«
Tuon musterte sie. »Bis ich überzeugt bin, dass es für mein Kaiserreich das Beste ist.«
»Er ist Euer Gemahl.«
»Das Leben eines Mannes ist nicht das tausend anderer wert«, sagte Tuon, aber sie klang ehrlich besorgt. »Wenn die Schlacht tatsächlich so schlecht verläuft, wie Yulans Kundschafter sagen …«
»Ihr habt mich Wahrheitssprecherin genannt«, sagte Min. »Was bedeutet das genau?«
»Es ist Eure Pflicht, mich in der Öffentlichkeit zu tadeln, wenn ich etwas Falsches tue. Aber Ihr seid für diese Stellung nicht vorbereitet. Es wäre das Beste für Euch, Ihr haltet Euch zurück, bis ich für die richtige …«
Min wandte sich den Generälen und der versammelten Menge zu. Ihr Herz pochte wild. »Als Wahrheitssprecherin der Kaiserin Fortuona verkünde ich nun die Wahrheit. Sie hat die Heere der Menschheit im
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