Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
gestorben. Normalerweise wäre ich bei ihnen gewesen.«
»Das ist richtig«, sagte Lanfear. »Wir müssen uns beeilen. Diese Gelegenheit hält nicht ewig.«
Sie wandte sich den beiden Frauen zu. Nynaeve und Moiraine. Seine Freunde . Und dann … und dann Rand . Sie würde ihn töten, das war ihm klar. Sie würde ihn zwingen, vor ihr auf die Knie zu gehen, und dann würde sie ihn töten. Die ganze Zeit über hatte ihr Ziel darin bestanden, eine Situation herbeizuführen, in der der Dunkle König selbst hilflos sein würde und sie ihn dann retten konnte.
Perrin trat an ihre Seite.
»Wir schlagen gemeinsam zu«, sagte Lanfear leise. »Die Grenzen zwischen den Welten sind hier zerbrochen. Wenn wir nicht schnell sind, werden sie sich wehren können. Wir müssen sie gleichzeitig töten.«
Das ist falsch, dachte Perrin. Das ist so schrecklich falsch. Er durfte es nicht zulassen, und doch hoben sich seine Hände.
DAS IST FALSCH. Aber er wusste nicht, warum das so war. Seine Gedanken erlaubten ihm nicht, darüber nachzudenken und es zu ergründen.
»Bereit«, sagte Lanfear, den Blick auf Nynaeve gerichtet.
Perrin wandte sich ihr zu.
»Ich zähle bis drei«, sagte die Verlorene, ohne ihn anzusehen.
Meine Pflicht liegt darin, die Dinge zu tun, die Rand nicht kann, dachte Perrin.
Das hier war der Wolfstraum. Im Wolfstraum wurde das, was er fühlte, zur Realität.
»Eins«, sagte Lanfear.
Er liebte Faile.
»Zwei.«
Er liebte Faile.
»Drei.«
Er liebte Faile. Der Zwang verschwand wie Rauch im Wind, als würde man in der Spanne eines Wimpernschlags einfach seine Kleidung abwerfen. Bevor Lanfear zuschlagen konnte, packte Perrin ihren Hals. Ein kräftiger Ruck reichte aus. Ihr Genick brach zwischen seinen Fingern.
Lanfear sackte zusammen, und er fing sie auf. Sie war wunderschön. Als sie starb, verwandelte sie sich zurück in die andere Gestalt, die sie zuvor angenommen hatte, ihren neuen Körper.
Das Gefühl eines schrecklichen Verlusts durchzuckte Perrin. Er hatte das, was sie mit seinem Verstand gemacht hatte, nicht völlig weggewischt. Er hatte es überwunden, es möglicherweise mit etwas Neuem, etwas Richtigem überlagert. Nur der Wolfstraum und seine Fähigkeit, sich so zu sehen, wie er sein sollte , hatten ihm das ermöglicht.
Unglücklicherweise verspürte er tief in seinem Inneren noch immer Liebe für diese Frau. Das widerte ihn an. Diese Liebe war nicht annähernd so stark wie seine Liebe für Faile, aber es gab sie. Er ertappte sich dabei, wie er weinte, als er ihren in kostbares Weiß und Silber gekleideten Körper auf dem Felsboden ablegte.
»Es tut mir leid«, flüsterte er. Eine Frau zu töten, und erst recht eine, die ihn nicht persönlich bedroht hatte … Niemals hätte er geglaubt, zu so etwas fähig zu sein.
Jemand hatte es tun müssen. Zumindest dieser Prüfung würde sich Rand nicht stellen müssen. Das war eine Last, die Perrin für seinen Freund schultern konnte.
Er blickte ihn an. »Geh«, flüsterte er. »Tu, was du tun musst. Ich halte dir den Rücken frei. So wie immer.«
Die Siegel zerbröckelten. Der Dunkle König brach in die Freiheit.
Rand hielt den Dunklen König in festem Griff.
Erfüllt mit der Einen Macht und in einer Lichtsäule stehend, zog Rand den Dunklen König in das Muster hinein. Allein hier existierte die Zeit. Allein hier konnte der Schatten getötet werden.
Die Macht in seiner Hand, die zugleich unendlich und doch winzig war, zitterte. Ihre Schreie klangen wie zusammenstoßende Welten.
Ein bemitleidenswertes Subjekt. Unvermittelt hatte Rand das Gefühl, nicht eine der Urmächte der Existenz zu halten, sondern ein sich windendes Ding aus dem Dreck eines Schafsstalls.
DU BIST WIRKLICH EIN NICHTS , sagte Rand, denn er kannte alle Geheimnisse des Dunklen Königs. DU HÄTTEST MIR NIEMALS DEN VERSPROCHENEN FRIEDEN GEGEBEN, VATER DER LÜGEN. DU HÄTTEST MICH GENAUSO VERSKLAVT WIE ALLE ANDEREN AUCH. DU KANNST KEIN VERGESSEN GEBEN. FRIEDEN IST NICHT DEINE SACHE. NUR FOLTER UND QUALEN.
Der Dunkle König bebte in seinem Griff.
DU SCHRECKLICHE, BEDAUERNSWERTE ZECKE , sagte Rand.
Er starb. Das Blut strömte aus seinem Körper, davon abgesehen würde ihn die Menge der von ihm gehaltenen Macht bald verbrennen.
Rand hielt den Dunklen König in der Hand. Er drückte zu, dann hielt er inne.
Er kannte alle Geheimnisse. Er wusste, was der Dunkle König getan hatte. Und beim Licht, er begriff. Vieles von dem, was sein Feind ihm gezeigt hatte, waren Lügen gewesen.
Aber
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