Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
die Vision, die er selbst erschaffen hatte – die ohne den Dunklen König –, das war die Wahrheit gewesen. Wenn er seinem Verlangen nachgab, würde er die Menschheit nicht besser zurücklassen, als es der Dunkle König selbst getan hätte.
Was war ich doch für ein Narr!
Rand schrie auf, stieß den Dunklen König durch den Krater dorthin zurück, wo er hergekommen war. Er riss beide Arme hoch, ergriff mit den Gedanken zwei Säulen aus Saidar und Saidin , die mit der durch Moridin geschöpften Wahren Macht umgeben waren. Der Verlorene kniete mit weit aufgerissenen Augen auf dem Boden; durch seinen Körper floss so viel Macht, dass er sich nicht einmal bewegen konnte.
Mit der Kraft seines Willens schleuderte Rand die beiden Mächte und verflocht sie miteinander. Saidin und Saidar, beides gleichzeitig benutzt, überzogen von der Wahren Macht, die bereits die Bohrung mit einer Abschirmung bedeckte.
Dann webte er etwas Majestätisches, ein Muster aus miteinander verflochtenem Saidar und Saidin in ihrer reinsten Form. Kein Feuer, kein Geist, kein Wasser, keine Erde, keine Luft. Reinheit. Das Licht selbst. Es handelte sich dabei um keine Reparatur, es war auch kein Flicken. Es schmiedete alles neu.
Mit dieser neuen Form der Macht zog Rand den Riss zusammen, der einst vor so langer Zeit von dummen Menschen verursacht worden war.
Endlich hatte er begriffen, dass der Dunkle König nicht der Feind war.
Er war es nie gewesen.
Moiraine ergriff Nynaeve, bewegte sich allein durch ihren Tastsinn, denn das Licht blendete sie.
Sie zog Nynaeve auf die Füße. Zusammen liefen sie los. Weg von dem brennenden Licht hinter ihnen. Den Korridor hinaus, Hals über Kopf. Moiraine schoss aus der Höhle an die frische Luft; ohne es zu bemerken, wäre sie beinahe über den Rand des Pfades hinausgelaufen, was sie den steilen Hang hätte hinunterstürzen lassen. Jemand fing sie auf.
»Ich habe dich«, sagte Thoms Stimme, als sie völlig erschöpft in seinen Armen zusammenbrach. In der Nähe stürzte Nynaeve keuchend zu Boden.
Thom drehte Moiraine von dem Felskorridor weg, aber sie weigerte sich, den Blick abzuwenden. Sie öffnete die Augen, obwohl sie wusste, dass das Licht zu grell war, und sie sah etwas. Rand und Moridin, die mitten im Licht standen, während es sich ausbreitete, um den ganzen Berg mit seinem Schein zu verschlingen.
Die Finsternis vor Rand hing wie ein Loch da, das alles in sich hineinsaugte. Dann schrumpfte dieses Loch Stück für Stück, bis es nur noch die Größe einer Nadelspitze aufwies.
Es verschwand.
EPILOG
Die Antwort verstehen
R and glitt auf seinem Blut aus.
Er konnte nichts sehen. Er trug etwas. Etwas Schweres. Einen Körper. Er stolperte den Tunnel hinauf.
Er schließt sich, dachte er. Er schließt sich. Die Decke senkte sich wie ein zuschnappender Rachen, Stein knirschte auf Stein. Keuchend erreichte er die Freiheit, während der Felsen hinter ihm wie aufeinanderschlagende Zähne zusammenkrachte.
Rand stolperte. Der Körper auf seinen Armen war so schwer. Er brach zusammen.
Er konnte … etwas sehen, ganz schwach. Eine Gestalt kniete neben ihm nieder. »Ja«, flüsterte eine Frau. Er erkannte ihre Stimme nicht. »Ja, das ist gut. Genau das musst du tun.«
Er blinzelte, seine Sicht war so schrecklich verschwommen. War das Aiel-Kleidung? Eine alte Frau mit grauem Haar? Ihre Umrisse zogen sich zurück, und Rand streckte die Hand nach ihr aus, denn er wollte nicht allein sein. Wollte sich erklären. »Ich verstehe die Antwort jetzt«, flüsterte er. »Den Aelfinn stellte ich die falsche Frage. Es ist unser Schicksal, sich entscheiden zu können. Hat man keine Wahl, dann ist man kein Mensch mehr. Dann ist man bloß eine Marionette …«
Rufe.
Rand fühlte sich schwer. Er verlor das Bewusstsein.
Mat stand auf, als der Nebel Mashadar von ihm weggebrannt wurde und verschwand. Das Feld war übersät mit den Kadavern dieser unheimlichen Trollocs mit den Löchern im Gesicht. Er schaute nach oben durch die sich auflösenden Schwaden und entdeckte genau über sich die Sonne.
»Nun, du bist ja ein Anblick«, sagte er zu ihr. »Du solltest öfters rauskommen. Du hast ein hübsches Gesicht.« Er lächelte, dann schaute er auf den Toten zu seinen Füßen. Padan Fain sah wie ein Bündel Stöcke und Moos aus, das Fleisch rutschte von seinen Knochen. Die Finsternis des Dolches hatte sich über seine verfaulende Haut ausgebreitet. Es stank.
Beinahe hätte Mat nach diesem Dolch gegriffen. Dann spuckte er
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