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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gewesen oder zumindest zur selben Zeit eingetroffen, aber wenn Amys glaubte, sie sei diesmal nur eine Sekunde schneller gewesen, würde das bestimmt nichts ausmachen.
    Sie hatte sich nun schon fast an den Eindruck unsichtbarer Augen in dieser riesigen Halle gewöhnt. Nur die Säulen und die Schatten und dieser große, leere Raum. Trotzdem hoffte sie, es werde nicht zu lange dauern, bis Amys und auch Nynaeve einträfen. Doch es würde mit Sicherheit noch eine Weile dauern. So seltsam die Zeit oftmals in Tel’aran’rhiod verlief, musste es doch noch eine gute Stunde bis zu ihrem vereinbarten Treffen dauern. Vielleicht gab ihr das genug Zeit, um …
    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie Stimmen hörte. Es klang wie ein fernes Flüstern zwischen den Säulen. Sie griff nach Saidar und ging vorsichtig in Richtung der Geräusche auf den Ort zu, wo Rand Callandor unter der großen Kuppel zurückgelassen hatte. Die Weisen Frauen behaupteten, die Fähigkeit, Tel’aran’rhiod unter Kontrolle zu halten, sei hier genauso mächtig wie die Eine Macht, doch sie kannte sich im Gebrauch Saidars viel besser aus und vertraute ihren Fähigkeiten. Hinter den dicken Sandsteinsäulen verborgen, blieb sie stehen und ließ ihren Blick schweifen.
    Es waren keine Schwarzen Schwestern, wie sie befürchtet hatte, und auch nicht Nynaeve. Stattdessen stand Elayne in der Nähe der glitzernden Klinge Callandors , die dort im Boden steckte, und sie war in ein Gespräch mit einer Frau vertieft, die wohl die eigenartigste Kleidung trug, die Egwene je gesehen hatte. Sie hatte einen weißen Kurzmantel seltsamen Schnitts an und dazu eine weite gelbe Hose, deren Beine an den Knöcheln jeweils in zahlreichen Falten zusammengebunden waren, gleich über kurzen Stiefeletten mit hohen Absätzen. Auf ihrem Rücken hing ein kunstvoll geflochtener blonder Zopf und in Händen hielt sie einen Bogen, der wie Silber glänzte. Auch die Pfeile im Köcher glänzten silbern.
    Egwene schloss die Augen. Zuerst die Probleme mit ihrer Kleidung und nun das. Nur weil sie von Birgitte gelesen hatte – und der silberne Bogen ließ keinen anderen Schluss zu –, war das noch kein Grund, sich einzubilden, sie sei wirklich hier. Birgitte wartete irgendwo auf den Ruf des Horns von Valere, das sie und die anderen Helden zur Letzten Schlacht rufen würde. Doch als Egwene die Augen wieder öffnete, befanden sich Elayne und die seltsam gekleidete Frau immer noch dort. Sie konnte nicht ganz verstehen, was da gesprochen wurde, doch diesmal schenkte sie ihren Augen Glauben. Sie war entschlossen, hinzugehen und sich zu erkennen zu geben, als hinter ihr jemand sagte: »Habt Ihr beschlossen, früher zu kommen? Und allein?«
    Egwene wirbelte herum und sah sich Amys gegenüber. Ihr dunkelbraun gebranntes Gesicht schien zu jugendlich für das weiße Haar. Neben ihr stand Bair mit ihren ledern wirkenden Wangen. Beide hatten die Arme vor der Brust verschränkt, und sogar die Art, wie sie die Schultertücher eng zusammengezogen hatten, deutete auf Missbilligung hin.
    »Ich bin eingeschlafen«, sagte Egwene. Es war einfach zu früh, um ihre zurechtgelegte Geschichte vorzubringen. Während sie noch erklärte, wie sie eingeschlummert war und warum sie nicht zurückkehrte – ohne zu erwähnen, dass sie ein Gespräch unter vier Augen zwischen Nynaeve und Amys verhindern wollte –, war sie doch überrascht von ihren eigenen Schuldgefühlen, weil sie vorgehabt hatte zu lügen, und über ihre Erleichterung, dass ihr das nun erspart geblieben war. Vielleicht würde die Wahrheit sie nicht vor Strafe bewahren. Wohl war Amys nicht so streng wie Bair – nicht ganz –, aber sie war durchaus fähig, sie dafür den Rest der Nacht über Steine aufstapeln zu lassen. Viele Weise Frauen glaubten an die strafende Wirkung völlig nutzloser Arbeit. Man konnte sich ja dabei nicht einmal einreden, es sei etwas anderes als eben nur eine Strafe, während man beispielsweise Asche mit einem Löffel vergrub. Und das setzte noch voraus, dass sie sich nicht einfach weigerten, sie weiter zu unterrichten. Dann zog sie doch lieber die Asche vor.
    Sie konnte einen Seufzer der Erleichterung nicht unterdrücken, als Amys nickte und sagte: »Das kann passieren. Aber beim nächsten Mal kehrt Ihr zurück und träumt Eure eigenen Träume. Ich hätte auch allein anhören können, was Nynaeve zu sagen hat, und ihr mitteilen, was wir wissen. Wenn Melaine heute Nacht nicht bei Bael und Dorindha wäre, wäre auch sie hier anwesend.

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