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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wollte.

KAPITEL 24

    Eine Botschaft wird übermittelt
    D as Land veränderte sich, als die Sonne sank. Die Hügel wurden niedriger und die Gehölze ausgedehnter. Oftmals sprossen auf den überwachsenen Erhebungen ehemaliger Steinumzäunungen wild wuchernde Hecken. Solche alten Feldmauern zogen sich auch mitten durch lange Waldstreifen mit Eichen und Lederblattbäumen, Walnussbäumen und Birken und anderen, die Egwene nicht kannte. Die wenigen Bauernhäuser hatten keine Dächer mehr und drinnen wuchsen manchmal Bäume von zehn oder fünfzehn Schritt Höhe; kleine, von Mauern umschlossene Wäldchen, mit zwitschernden Vögeln und Eichhörnchen mit buschigen schwarzen Schwänzen. Die gelegentlichen Bächlein hier riefen genauso viel Erstaunen bei den Aiel hervor wie die Wälder und das Gras. Sie hatten von den Feuchtländern erzählen hören und in Büchern darüber gelesen, die sie von Kaufleuten und fahrenden Händlern wie Hadnan Kadere erworben hatten, aber nur wenige hatten diese Länder seit der Suche nach Laman tatsächlich gesehen. Allerdings stellten sie sich schnell auf die neue Umgebung ein. Das Graubraun ihrer Zelte verschmolz mit dem Braun abgestorbener Blätter unter den Bäumen und mit dem verdorrten Gras und Unkraut. Das Lager erstreckte sich über mehrere Meilen und wurde durch tausend kleine Feuer in der goldenen Abenddämmerung erhellt.
    Egwene war mehr als froh, in ihr Zelt kriechen zu können, nachdem die Gai’shain es endlich aufgebaut hatten. Drinnen flackerten die Lampen und in der Feuergrube loderte ein kleines Feuer. Sie schnürte die weichen Stiefel auf, zog sie sich gleich mit den Wollstrümpfen aus und streckte sich wohlig auf den bunten, dicken Decken aus. Aufseufzend bewegte sie ihre Zehen und wünschte sich ein Wasserbecken herbei, um die Füße zu baden. Natürlich gab sie gar nicht erst vor, so widerstandsfähig wie die Aielfrauen zu sein, aber wenn sich ihre Füße schon nach ein paar Stunden Wanderung anfühlten, als seien sie auf die doppelte Größe angeschwollen, dann verweichlichte sie tatsächlich. Eigentlich stellte hier Wasser kein Problem mehr dar. Oder sollte es jedenfalls nicht. Dabei musste sie allerdings an den recht armseligen Bach denken. Doch wenigstens sollte es hier einmal wieder zu einem richtigen Bad reichen!
    Cowinde, die in ihrem weißen Gewand so demütig und still einherglitt, brachte ihr das Abendessen: etwas von diesem hellen Fladenbrot aus Zemaimehl und dicken Eintopf in einer rot gestreiften Schüssel, den sie ganz mechanisch herunterschlang, obwohl sie eigentlich gar nicht hungrig war, nur müde. Sie kannte die getrockneten Paprikastreifen und die Bohnen, doch sicherheitshalber fragte sie nicht nach, welche Sorte von Fleisch das sei. Kaninchen, redete sie sich entschlossen ein und hoffte, es möge der Wahrheit entsprechen. Die Aiel aßen Dinge, bei deren Anblick sich ihre Haare aufstellten. Sie hätte wetten können, dass Rand seine Speisen nicht einmal genau ansah; Männer ekelten sich noch schneller als Frauen.
    Sobald sie den Eintopf aufgegessen hatte, streckte sie sich neben einer kunstvoll gehämmerten Silberlampe aus, deren Licht von einer auf Hochglanz polierten Reflektorscheibe verstärkt wurde Sie hatte ein wenig Schuldgefühle, da die meisten Aiel nachts außer den kleinen Feuern überhaupt kein Licht hatten. Nur wenige hatten Lampen und Öl mitgenommen, lediglich die Weisen Frauen und die Häuptlinge von Clans oder Septen. Aber natürlich wäre es sinnlos, im trüben Feuerschein herumzusitzen, wenn sie richtige Beleuchtung haben konnte. Das erinnerte sie an etwas anderes: Hier war der Temperaturunterschied von Tag und Nacht nicht mehr so krass wie in der Wüste. Im Zelt war es jetzt bereits unangenehm warm.
    Sie benutzte ganz kurz die Macht. Stränge aus Luft erstickten das Feuer. Dann kramte sie in ihrer Satteltasche nach dem abgegriffenen Lederband, den sie von Aviendha ausgeliehen hatte. Es war ein kleines, dickes Buch, eng bedruckt und deshalb schwer zu lesen, außer bei sehr guter Beleuchtung. Dafür konnte sie es in jeder Tasche unterbringen. ›Die Flamme, die Klinge und das Herz‹ lautete der Titel. Es war eine Geschichtensammlung über die Erlebnisse von Birgitte mit Gaidal Cain, Anselan und Baraschelle, Rogosh Adlerauge und Dunsinin und einem Dutzend anderer. Aviendha behauptete, ihr gefiele das Buch der Abenteuer und Schlachten wegen, und das mochte stimmen, aber jede Geschichte beschrieb auch die Liebe eines Mannes zu einer Frau und

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