Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
ruhig dreinzublicken, aber die beiden sahen sie trotzdem entsprechend misstrauisch an. Im Falle Unos war ihr das durchaus unangenehm, denn er zog auf eine Weise an seiner Augenklappe herum, dass ihr fast schlecht wurde. Die Menschen, die sich zum Eingang schoben oder von dort herausschlenderten, beachteten sie nicht.
»Dann eben nicht Masema oder Galad zuliebe«, sagte sie energisch. »Wenn Ihr mich weiterhin begleiten wollt, werdet Ihr tun, was ich sage. Sonst könnt Ihr Eurer eigenen Wege gehen, denn dann will ich nichts mit Euch zu tun haben.«
Natürlich mussten sie erst wieder Blicke tauschen, bevor sie nickend ihr Einverständnis kundtaten. »Wenn es verdammt noch mal so sein muss«, grollte Uno, »dann also gut. Wenn Ihr keinen habt, der verflucht auf Euch aufpasst, werdet Ihr niemals überleben und den Lord Drachen erreichen. Irgendein Schaf von Bauer wird Euch zum Frühstück verspeisen, Eurer spitzen Zunge wegen.« Ragan warf ihm einen verdeckten Blick zu, der ihm wohl sagen sollte, er stimme ihm zu, zweifle aber daran, dass es geschickt gewesen sei, dies zu äußern. Wie es schien, zeigte Ragan deutliche Ansätze, zu einem klugen Mann zu werden.
Es genügte ihr, wenn sie ihre Bedingungen akzeptierten, ganz gleich, warum. Jetzt war ihr das genug. Später war noch genügend Zeit, sie zurechtzurücken.
»Ich bezweifle nicht, dass auch die anderen zustimmen werden«, sagte Ragan.
»Die anderen?« Sie riss die Augen auf. »Wollt Ihr damit sagen, dass es noch mehr außer Euch beiden gibt? Wie viele?«
»Wir sind jetzt zusammen nur noch fünfzehn. Ich glaube nicht, dass Bartu oder Nengar mitkommen.«
»Kriechen bei dem verfluchten Propheten.« Uno wandte den Kopf und spuckte übertrieben bedeutungsvoll aus. »Nur fünfzehn. Sar ist in den Bergen von dieser verdammten Felswand gestürzt, und Mendao musste dieses idiotische Duell gleich gegen drei Jäger des Horns eingehen, und …«
Nynaeve hatte alle Mühe, an sich zu halten und nicht mit offenem Mund zu staunen. Fünfzehn! Sie war versucht, im Kopf schnell zusammenzurechnen, was es kosten würde, fünfzehn Männer zu beköstigen. Auch dann, wenn sie nicht besonders hungrig waren, aßen Thom oder Juilin bereits einzeln mehr als Elayne und sie zusammen. Licht!
Andererseits bestand bei fünfzehn shienarischen Begleitsoldaten vielleicht gar keine Notwendigkeit, auf ein Schiff zu warten. Natürlich war es die schnellste Art zu reisen, wenn man ein Flussschiff benützte. Sie erinnerte sich nun daran, was sie über Salidar gehört hatte. Es war eine kleine Stadt am Fluss oder zumindest in dessen Nähe, und man konnte mit einem Schiff direkt hinkommen. Doch eine Eskorte von Shienarern würde ihren Wagen auch absichern – gegen Weißmäntel oder Banditen oder auch Anhänger des Propheten. Allerdings war der Wagen viel langsamer. Und ein einzelner Wagen, der mit einer solchen Eskorte aus Samara abfuhr, würde Aufmerksamkeit erregen. Ein Wegweiser für Moghedien oder die Schwarzen Ajah. Um die sollen sich die Blauen kümmern, und damit Schluss.
»Was ist los?«, fragte Ragan und Uno fügte entschuldigend hinzu: »Ich hätte wohl nicht erwähnen dürfen, wie Sakaru gestorben ist.« Sakaru? Das hatte er wohl erzählt, nachdem sie bereits nicht mehr hingehört hatte. »Ich verbringe nicht viel Zeit mit verd …, mit Damen. Ich vergaß, dass Ihr einen schwachen Magen … oh … äh … etwas empfindlich seid.« Wenn er nicht gleich aufhörte, an seiner Augenklappe zu zupfen, würde sie ihm zeigen, wie empfindlich ihr Magen wirklich war.
Die Anzahl änderte im Grunde nichts. Wenn zwei Shienarer als Begleitung gut waren, dann waren fünfzehn ein Geschenk des Lichts. Ihr Privatheer. Keine Sorgen mehr in Bezug auf Weißmäntel oder Briganten oder gewaltsame Ausschreitungen und nicht einmal mehr daran, ob sie im Falle Galads vielleicht doch einen Fehler begangen habe. Wie viele Schinken konnten fünfzehn Mann wohl an einem Tag verzehren? Also dann, und mit energischer Stimme: »In Ordnung. Jeden Abend gleich nach Einbruch der Dunkelheit wird einer von Euch – einer, hört Ihr! – hierherkommen und nach Nana fragen. Unter diesem Namen kennen sie mich.« Sie hatte eigentlich keinen Grund, diesen Befehl zu geben, doch sie wollte ihnen angewöhnen, genau das zu tun, was sie sagte. »Elayne heißt hier Morelin, aber Ihr fragt nach Nana. Wenn Ihr Geld braucht, kommt zu mir und nicht zu Masema.« Sie musste allerdings ein bedauerndes Seufzen unterdrücken, als sie das
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