Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
darauf, ein Schiff zu suchen? Hast du deinen Tee mit ihnen zusammen getrunken, oder hast du sie bloß einfach in einem Schankraum getroffen? In den dich zweifellos dieser glatzköpfige Mann geschleppt hatte. Vielleicht war auch der König von Ghealdan dabei? Würdest du mich bitte davon überzeugen, dass ich träume, damit ich aufwachen kann?«
»Beherrsch dich bitte«, sagte Nynaeve energisch. »Jetzt regiert hier eine Königin und kein König, und ja, sie war auch da. Und er hatte keinen Glatzkopf, sondern trug eine Skalplocke. Der Shienarer, meine ich. Nicht der Prophet. Der ist so kahl wie ein …« Sie funkelte Birgitte an, bis die mit ihrem Kichern aufhörte. Das Funkeln wurde ein wenig schwächer, als sie sich daran erinnerte, wer diese Frau war und was sie ihr angetan hatte, aber hätte die andere jetzt nicht schnell ihre Züge geglättet, dann hätten sie wohl gesehen, ob sie es wirklich fertigbrachte, Birgitte so lange zu ohrfeigen, bis sie schielte. Sie setzten sich wieder in Bewegung, und sie sagte, so beherrscht, wie es ihr nur möglich war: »Das ist also geschehen: Ich habe Uno getroffen, einen der Shienarer, die auch in Falme dabei waren, als er dich auf dem Seil bewunderte, Elayne. Er hält übrigens auch nicht mehr davon als ich, dass die Tochter-Erbin von Andor ihre Beine so herzeigt. Wie auch immer, Moiraine hat sie von Falme aus hierhergeschickt, aber …«
Sie berichtete schnell alles, während sie sich durch die Menge schoben, und beachtete Elaynes immer erstauntere Ausrufe gar nicht. Alle Fragen beantwortete sie so knapp wie möglich. Trotz ihres schnell erwachenden Interesses an dem ständigen Wechsel auf dem Thron Ghealdans konzentrierte sich Elayne vor allem auf den genauen Wortlaut der Äußerungen Galads und auf die Frage, wieso Nynaeve so verrückt gewesen sei, ausgerechnet den Propheten anzusprechen, wer immer das nun auch sei. Sie benützte das Wort ›verrückt‹ so häufig, dass Nynaeve sehr an sich halten musste, um nicht die Fassung zu verlieren. Sie zog vielleicht ihre Fähigkeit in Zweifel, Birgitte zu ohrfeigen, aber bei Elayne hätte sie keine Hemmungen, Tochter-Erbin hin oder her. Birgitte dagegen interessierte sich mehr für die Absichten Masemas einerseits und die Shienarer andererseits. Wie es schien, hatte sie bereits in früheren Leben mit den Männern aus den Grenzlanden zu tun gehabt, obgleich ihre Länder damals anders hießen. Sie hielt im Großen und Ganzen einiges von ihnen. Sie sagte eigentlich wenig, schien aber doch der Idee positiv gegenüberzustehen, an den Shienarern festzuhalten.
Nynaeve erwartete, dass die anderen auf ihre Neuigkeiten Salidar betreffend überrascht oder erregt reagieren würden, aber nichts dergleichen! Birgitte nahm es genauso selbstverständlich auf, als habe sie erzählt, sie würden heute Abend mit Thom und Juilin zusammen essen. Offensichtlich hatte sie vor, bei Elayne zu bleiben, wohin auch immer das führen würde, und alles andere spielte kaum eine Rolle. Elayne selbst blickte zweifelnd drein. Zweifelnd!
»Bist du sicher? Du hast dich so angestrengt, um dich daran zu erinnern, und … Na, es scheint ja schon ein seltsamer Zufall zu sein, dass ausgerechnet Galad es dir gegenüber erwähnen sollte.«
Nynaeve kochte. »Natürlich bin ich sicher! Zufälle geschehen nun mal. Das Rad webt, wie das Rad es wünscht. Das hast du vielleicht auch schon einmal gehört. Ich erinnere mich jetzt auch daran, dass er es bereits in Sienda erwähnte, aber ich habe mich dort zu sehr mit dir und deiner Reaktion auf ihn beschäftigt, um …« Sie hörte mit Sprechen auf.
Sie waren auf einem langen, schmalen Streifen nahe der nördlichen Umzäunung angekommen, der mit Seilen abgesperrt war. An einem Ende stand etwas wie ein Teil eines Holzzaunes, zwei Schritt breit und zwei hoch. Die Zuschauer standen vier Reihen tief. Die Kinder kauerten vor ihnen oder klammerten sich an das Bein des Vaters oder den Rockzipfel der Mutter. Die Gespräche wurden lauter, als die Frauen erschienen. Nynaeve wäre auf dem Fleck stehengeblieben, aber Birgitte hatte sie am Arm gepackt, und so blieb ihr nichts übrig, als weiterzugehen.
»Ich dachte, wir gingen zu den Wohnwagen«, sagte sie lahm. Sie hatte vor lauter Reden nicht aufgepasst, wohin sie gingen.
»Höchstens, wenn du willst, dass ich im Dunklen schieße«, erwiderte Birgitte. Es klang, als sei sie durchaus gewillt, es zu versuchen.
Nynaeve hätte lieber einen schlauen Kommentar abgegeben, aber sie
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