Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
sie am letzten Abend gegessen hatten. Soweit er das beurteilen konnte, blieben ihm nicht allzu viele Chancen. »Anfangs jedenfalls. Dann wird schon irgendwo eine Taverne stehen, und es wird Frauen geben, die nicht gerade Speere schwenken.« Melindhra. Sie würde ein Problem darstellen. Er hatte das Gefühl, sie sei die Art von Frau, die nicht lockerließ, bis sie selbst genug hatte. Nun, er würde sich so oder so damit auseinandersetzen müssen. Vielleicht sollte er einfach losreiten, bevor sie etwas merkte. »Das hier ist nichts nur mich, Rand. Ich verstehe nichts von Schlachten, und ich will auch gar nichts davon wissen.« Er vermied jeden Blick in Richtung Lan oder Natael. Wenn einer von beiden sich auch nur rührte, würde er ihm eine aufs Maul verpassen. Sogar dem Behüter. »Das verstehst du doch, oder?«
Rands Nicken konnte durchaus Verständnis bedeuten. Möglicherweise. »Wenn ich du wäre, würde ich vergessen, Egwene auf Wiedersehen zu sagen. Ich bin mir nicht mehr sicher, wie viel von dem, was ich ihr sage, letztendlich bei Moiraine oder den Weisen Frauen oder bei beiden landet.«
»Zu diesem Schluss bin ich auch vor einiger Zeit gekommen. Sie hat sich weiter von Emondsfelde entfernt als jeder andere von uns. Und sie bereut es weniger als wir.«
»Vielleicht«, sagte Rand traurig. »Das Licht leuchte dir, Mat«, fügte er hinzu und streckte die Hand aus, »und gebe dir gerade Straßen, gutes Wetter und angenehme Gesellschaft, bis wir uns wiedersehen.«
Falls es nach Mat ging, würde das eine Weile dauern. Das machte ihn selbst ein wenig traurig. Außerdem kam es ihm töricht vor, Trauer darüber zu empfinden. Ein Mann musste schließlich selbst sehen, wo er blieb. Wenn nun alles besprochen und getan war, dann war’s das wohl.
Rands Griff war so hart wie immer. All diese Schwertkämpferei und was sonst noch hatten den alten Schwielen des Bogenschützen neue hinzugefügt. Doch die harten Ränder des reiherförmigen Brandzeichens in seiner Handfläche konnte Mat trotzdem noch deutlich fühlen. Das sollte ihn nur daran erinnern, dass er die Male an den Unterarmen des Freundes und die noch eigenartigeren Dinge in seinem Kopf, die ihn die Macht lenken ließen, niemals vergaß. Wenn er schon vergaß, dass Rand die Macht benützen konnte, und daran hatte er nun tagelang nicht mehr gedacht – tagelang! –, dann war es mehr als nur höchste Zeit für ihn, zu gehen.
Sie wechselten noch ein paar verlegene Worte im Stehen. Lan schien sie zu ignorieren. Er hatte die Arme verschränkt und studierte schweigend die Landkarte, während Natael damit begonnen hatte, müssig an seiner Laute herumzuzupfen. Mat hatte ein feines Gehör, und ihm kam die unbekannte Melodie ironisch vor. Er fragte sich, warum der Kerl ausgerechnet diese spielte. Noch ein paar Augenblicke; Rand tat einen zögernden Schritt und beendete damit das Gespräch, und dann war Mat draußen. Dort standen eine Menge Leute herum: gut hundert Töchter des Speers hatten die Hügelkuppe umstellt und gingen vor kampfbereiter Anspannung beinahe auf Zehenspitzen umher, alle sieben Clanhäuptlinge warteten geduldig und unbeweglich wie Felsblöcke, und drei tairenische Lords bemühten sich, so zu tun, als schwitzten sie nicht und als gäbe es keine Aiel.
Er hatte von der Ankunft der Lords gehört und war sogar hingegangen, um einen Blick auf ihr Lager – oder ihre Lager – zu werfen, doch es hatte sich niemand darunter befunden, den er kannte, und keiner hatte Lust auf die Würfel oder ein Kartenspielchen. Diese drei musterten ihn von oben bis unten, runzelten missbilligend die Stirn und entschieden offensichtlich, er sei nicht besser als die Aiel, also in anderen Worten: nicht einmal wert, angeschaut zu werden.
Mat klatschte sich den Hut auf den Kopf, zog die Krempe tief über seine Augen herunter und musterte die Tairener seinerseits einen Augenblick lang kalt. Es machte ihm Spaß, zu bemerken, dass wenigstens die beiden jüngeren ihm noch einmal unangenehm berührt nachblickten, bevor er endgültig den Hügel hinabschritt. Der Graubart wirkte immer noch so ungeduldig, als wolle er am liebsten in Rands Zelt stürmen, aber es spielte alles keine Rolle. Er würde keinen von ihnen jemals wiedersehen.
Er hatte keine Ahnung, warum er sie nicht einfach ignoriert hatte. Nur war sein Schritt jetzt leichter und er fühlte sich beschwingt. Kein Wunder natürlich, da er morgen endlich gehen würde. Die Würfel schienen durch seinen Kopf zu wirbeln, und er konnte
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