Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Tag einige Männer ihre Waffen hin und verschwanden. Doch nur ein Narr hätte darauf gezählt, dass dies deren Anzahl stärker beeinträchtigte als die der Anhänger Rands. Und es bestand ja durchaus die Möglichkeit, dass einige von ihnen zu Couladin überliefen. Die Aiel sprachen nicht oft und nicht freimütig genug darüber und verbargen den Gedanken an diese unangenehme Möglichkeit hinter Gesprächen über die Kriegergemeinschaften, doch nach wie vor kamen manche Männer und Töchter zu dem Schluss, dass sie weder Rands Führung noch das, was er ihnen über ihre eigene Geschichte erzählt hatte, zu akzeptieren vermochten. Jeden Morgen fehlten wieder einige, und nicht alle ließen die Speere zurück.
»Eine nette Situation, nicht wahr?«
Mats Kopf fuhr hoch, als Lans Stimme erklang, aber der Behüter war allein in das Zelt eingetreten. »Nur etwas, um mir die Wartezeit zu vertreiben. Kommt Rand zurück?«
»Er wird bald bei uns sein.« Lan hatte die Daumen in seinen Schwertgürtel eingehakt, stand neben Mat und blickte auf die Karte hinab. Sein Gesichtsausdruck verriet genauso viel wie der einer Statue. »Der morgige Tag sollte die größte Schlacht seit der Zeit Artur Falkenflügels bringen.«
»Glaubt Ihr wirklich?« Wo war Rand? Womöglich immer noch auf diesem Turm. Vielleicht sollte er hingehen. Nein, das könnte damit enden, dass er ihm durch das ganze Lager hinterherrannte, immer einen Schritt zu spät. Irgendwann würde Rand schon zurückkehren. Er wollte mit ihm noch über etwas anderes als über Couladin sprechen. Ich habe nichts mit diesem Kampf zu tun. Ich renne nicht vor etwas davon, was mich nicht im geringsten betrifft. »Wie steht es mit denen?« Er deutete auf vier Fetzen, die die Miagoma und die anderen darstellen sollten. »Irgendeine Nachricht, ob sie vorhaben, sich Rand anzuschließen, oder wollen sie nur da hocken und zuschauen?«
»Wer weiß das schon? Rhuarc scheint genauso wenig Ahnung davon zu haben wie ich, und falls die Weisen Frauen etwas wissen, sagen sie es nicht. Das Einzige, was wir sicher wissen, ist die Tatsache, dass Couladin nirgendwohin weiterzieht.«
Wieder Couladin. Mat trat nervös von einem Fuß auf den anderen und machte dann einen halben Schritt auf den Ausgang zu. Nein, er würde warten. So richtete er den Blick fest auf die Landkarten und tat so, als studiere er sie wieder genau. Vielleicht würde ihn Lan in Ruhe lassen. Er wollte doch nur Rand sagen, was er auf dem Herzen hatte, und dann gehen. Der Behüter schien sich aber unterhalten zu wollen. »Was denkt Ihr, Meister Gaukler? Sollen wir morgen Couladin mit allen Kräften angreifen, die wir zu Verfügung haben, und ihn so vernichten?«
»Das klingt in meinen Ohren genauso gut wie jeder andere Plan«, erwiderte Natael mürrisch. Er kippte den Inhalt des Kelchs auf einmal herunter, ließ ihn auf den Teppich fallen, nahm seine Laute auf und begann, eine düstere Melodie zu zupfen, die auch auf eine Beerdigung gepasst hätte. »Ich führe keine Heere, Behüter. Ich beherrsche niemanden außer mir selbst, und sogar das nicht immer.«
Mat knurrte, und Lan blickte ihn an, bevor er sich wieder dem Studium der Karte zuwandte. »Ihr haltet es nicht für einen guten Plan? Warum nicht?«
Er sagte das so nebensächlich, dass Mat antwortete, ohne weiter nachzudenken: »Zwei Gründe. Wenn Ihr Couladin umstellt und ihn zwischen Euch und der Stadt einschließt, könntet Ihr ihn vielleicht gegen die Stadtmauer drängen und vernichten.« Wie lange brauchte Rand denn noch? »Aber Ihr drängt ihn möglicherweise auch über die Stadtmauer ins Innere. Demzufolge, was ich gehört habe, wäre er schon zweimal beinahe durchgebrochen, und das ohne Tunnelbauer oder Belagerungsmaschinen, und die Stadt hält sich nur noch mit äußerster Mühe.« Einfach seinen Spruch aufsagen und gehen: das war das Richtige. »Wenn Ihr ihn mit aller Macht gegen die Stadt treibt, werdet Ihr euch plötzlich dabei ertappen, dass Ihr mitten in Cairhien kämpft. Das ist eine ziemlich tückische Angelegenheit, Straßenkämpfe in einer Stadt. Und außerdem wollt Ihr ja die Stadt retten und sie nicht vielmehr endgültig in Schutt und Asche legen.« Das ging alles so klar und deutlich aus den Pergamentfetzen auf der Karte und aus der Karte selbst hervor.
Er hockte sich, die Ellbogen auf die Knie gestützt, stirnrunzelnd nieder. Lan hockte sich neben ihn, aber er bemerkte es kaum. Ein verwürfeltes Problem. Und faszinierend dazu. »Am besten versucht Ihr, ihn
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