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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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al’Thor war. Ungerührt ignorierte er den öligen Schmutz der Verderbnis, der in ihn einsickerte, und jonglierte mit wild tobenden Machtströmen, die drohten, ihn zu verschlingen.
    Auf diese Entfernung waren seinen Fähigkeiten allerdings Grenzen gesetzt. Genauer gesagt, es war in etwa die Grenze dessen, was er ohne Hilfe eines Angreals oder Ter’angreals noch unternehmen konnte. Höchstwahrscheinlich lenkten die Frauen aus dem gleichen Grund immer nur einen Blitz oder eine Explosion zur selben Zeit. Wenn er schon an seine Grenzen stieß, dann hatten sie die ihren bereits überschritten.
    Eine Erinnerung glitt über die Leere. Nicht die seine; sie kam von Lews Therin. Ausnahmsweise war ihm das gleich. Einen Augenblick später lenkte er die Macht und ein Feuerball hüllte eine Hügelspitze ein, die beinahe fünf Meilen entfernt war, eine sich aufbäumende, gleißend gelbe Flammenkugel. Als sie verblasste, konnte er auch ohne Fernrohr erkennen, dass der Hügel nun niedriger war und obenauf schwarz, anscheinend geschmolzen. Wenn sie alle drei im Einsatz waren, könnte vielleicht eine Schlacht der Clans gegen Couladin überflüssig werden.
    Ilyena, meine Liebste, vergib mir!
    Das Nichts bebte, und einen Moment lang taumelte Rand am Abgrund der Vernichtung. Wogen der Einen Macht schlugen mit der Gischt der Furcht über ihm zusammen. Die Verderbnis schien sich um sein Herz zusammenzuziehen und zu verfestigen wie eine stinkende Mauer.
    Er packte das Geländer, bis seine Knöchel schmerzten, und zwang sich wieder zur Ruhe, zwang die Leere, zu widerstehen. Danach weigerte er sich, der Stimme in seinem Kopf zu lauschen. Stattdessen konzentrierte er sich ganz auf das Lenken der Macht und versengte methodisch einen Hügel nach dem anderen.
    Mat stand zwischen den Bäumen auf dem Kamm des Hügels verborgen und hielt Pips’ Nase unter seinem Arm fest, damit der Wallach nicht wiehern konnte, während er tausend oder mehr Aiel beobachtete, wie sie über die Hügel von Süden her auf ihn zu marschierten. Die Sonne blinzelte gerade über den Horizont, sodass die dahinziehende Menschenmasse lange, wabernde Schatten warf. Die Wärme der Nacht wich bereits der Hitze des nahenden Tages. Sobald die Sonne ein Stück hoch stand, würde die Luft wieder vor Hitze flimmern. Er begann schon jetzt zu schwitzen.
    Die Aiel hatten ihn noch nicht bemerkt, aber er hegte keinen Zweifel, dass sie ihn bemerken würden, sollte er weiter hier warten. Es spielte kaum eine Rolle, dass es sich wahrscheinlich um Rands Männer handelte. Falls Couladin hier im Süden ebenfalls Truppen stationiert hatte, wartete eine Überraschung auf diejenigen, die dumm genug waren, sich mitten im Kampfgebiet aufzuhalten. Es war gleich, denn er hatte nicht vor, das Risiko einzugehen, sich von ihnen sehen zu lassen. Er war diesen Morgen schon einem Pfeil durchs Herz zu nahe gekommen, um noch einmal so unvorsichtig zu handeln. Geistesabwesend fühlte er nach dem sauberen Schnitt an der Schulter seines Mantels. Ein guter Schütze, wenn er ein bewegliches Ziel traf, das er zwischen den Bäumen kaum richtig erkennen konnte. Er hätte ihn ja bewundert, wäre er nicht selbst das Ziel gewesen.
    Er wandte den Blick nicht von den sich nähernden Aiel, während er sich vorsichtig mit Pips tiefer in das spärliche Dickicht zurückzog. Falls sie ihn entdeckten und ihren Schritt beschleunigten, wollte er das wissen. Die Leute behaupteten, Aiel könnten einen Berittenen in Grund und Boden rennen, und falls sie das versuchten, wollte er einen ordentlichen Vorsprung haben.
    Er beschleunigte seinen Schritt erst dann, als die Bäume ihn vor ihren Blicken verbargen, und führte Pips auf den rückwärtigen Abhang, bevor er sich in den Sattel schwang und sich nach Westen wandte. Ein Mann konnte nicht vorsichtig genug sein, wenn er an diesem Tag und in diesem Gebiet am Leben bleiben wollte. Im Reiten knurrte er einiges in sich hinein. Die Hutkrempe hatte er weit heruntergezogen, um seinem Gesicht Schatten zu spenden, und den Speer mit dem schwarzen Schaft hatte er quer über den Sattelkopf gelegt. Nach Westen. Schon wieder.
    Der Tag hatte so gut begonnen, ungefähr zwei Stunden vor dem ersten Tageslicht, als Melindhra weggegangen war, um sich mit den anderen Töchtern zu treffen. Sie hatte geglaubt, er schlafe noch, und ihm keinen Blick zugeworfen. Sie war hinausstolziert und hatte halblaut vor sich hin gesprochen, etwas von ›Rand al’Thor‹ und ›Ehre‹ und ›vor allem Far Dareis Mai ‹.

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