Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
alles, wonach sie uns fragten.«
Elayne berührte Birgitte am Arm. »Sie wissen, dass du eine gute Freundin bist, die uns geholfen hat. Du bist hier willkommen und kannst bleiben, genau wie Areina, Nicola und Marigan.«
Erst als etwas von der Anspannung aus Birgitte wich, erkannte Nynaeve, wie nervös die Frau mit den blauen Augen gewesen war. Sie hob schnell den heruntergefallenen gelben Ball auf und warf mit einer geschmeidigen Bewegung alle drei zu Thom zurück, der sie nacheinander mit einer Hand aus der Luft schnappte und sie mit einer einzigen kurzen Bewegung verschwinden ließ. Auf ihrer Miene zeigte sich der Anflug eines erleichterten Grinsens.
»Ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, euch beide hier zu sehen«, sagte Min mindestens zum vierten oder fünften Mal. Ihr Haar war länger als früher, wenn es auch noch wie eine dunkle Kappe um ihren Kopf lag, und auf irgendeine andere Art wirkte sie ebenfalls verändert, ohne dass Nynaeve hätte sagen können, wie. Überraschenderweise waren die Aufschläge ihrer Jacke offensichtlich ganz neu mit Blumen bestickt; früher hatte sie immer nur einfache Kleidung ohne jeden Zierrat getragen. »Hier sind freundliche Gesichter sehr rar.« Ihr Blick huschte einen ganz kurzen Augenblick lang zu den Behütern hinüber. »Wir müssen uns irgendwo hinsetzen und ausführlich miteinander sprechen. Ich kann es nicht erwarten, zu hören, was ihr alles erlebt habt, seit ihr aus Tar Valon abgereist seid.« Und zu berichten, was sie erlebt hatte, wenn sich Nynaeve nicht gewaltig irrte.
»Ich würde auch sehr gern mit dir sprechen«, sagte Elayne in sehr ernstem Tonfall. Min blickte sie forschend an, seufzte dann und nickte, wenn auch nicht so begierig wie noch einen Augenblick zuvor.
Thom, Juilin und Uno traten nun hinter Birgitte und Min. Ihre Mienen waren die von Männern, die Dinge zu sagen hatten, die eine Frau nicht gerne hören würde. Bevor sie allerdings den Mund aufmachen konnten, schob sich eine Frau mit lockigem Haar im Kleid einer Aufgenommenen zwischen Juilin und Uno durch, funkelte sie zornig an und pflanzte sich vor Nynaeve auf.
Faolains Kleid mit den sieben Farbstreifen am Saum für die verschiedenen Ajah war nicht ganz so sauber, wie es sein sollte, und ihr dunkelhäutiges Gesicht trug einen finsteren Ausdruck. »Ich bin überrascht, Euch hier anzutreffen, Wilde. Ich glaubte. Ihr wärt in Euer Dorf zurückgerannt und unsere feine Tochter-Erbin zu ihrer Mutter.«
»Geht Ihr immer noch Eurem Hobby nach, Milch zu säuern, Faolain?«, fragte Elayne süßlich.
Nynaeve bemühte sich, ihre freundliche Miene zu bewahren. Es gelang ihr auch beinahe. Zweimal war Faolain damals in der Burg beauftragt worden, ihr Unterricht zu erteilen. Ihrer eigenen Meinung nach, um ihr ihren Platz zuzuweisen. Wenn sowohl Lehrerin wie auch Schülerin Aufgenommene waren, besaß die Lehrerin für die Dauer des Unterrichts oder der Lektion den Status einer Aes Sedai, und das nützte Faolain weidlich aus. Die Frau mit dem Lockenkopf war acht Jahre lang Novizin gewesen und nun bereits seit fünf Jahren Aufgenommene. Es passte ihr natürlich überhaupt nicht, dass Nynaeve gar nicht erst Novizin werden musste oder dass Elayne das weiße Kleid der Novizinnen nur weniger als ein Jahr getragen hatte. Zwei Lektionen durch Faolain hatten zweimal den Weg in Sheriams Arbeitszimmer für Nynaeve bedeutet, weil sie widerspenstig gewesen sei, launisch … Die Liste war so lang wie ihr Arm. Sie sprach betont leichthin: »Wie ich hörte, sind Siuan und Leane von irgendjemandem schlecht behandelt worden. Ich denke, Sheriam will in dieser Angelegenheit ein für allemal ein Exempel statuieren.« Sie blickte der anderen fest in die Augen, und die weiteten sich vor Schreck.
»Ich habe nichts getan, seit Sheriam …« Faolains Mund klappte zu, und sie lief hochrot an. Min verbarg ihren Mund hinter einer vorgehaltenen Hand, und Faolain riss den Kopf herum. Sie musterte die anderen Frauen, von Birgitte bis Marigan. Dann bedeutete sie mit herrischer Geste Nicola und Areina, mitzukommen. »Ihr zwei werdet genügen, denke ich. Kommt mit mir. Sofort. Keine Trödelei.« Sie erhoben sich langsam. Areina blickte sie misstrauisch an, und Nicola nestelte an ihrem Kleid herum.
Elayne trat zwischen sie und Faolain und kam damit Nynaeve zuvor. Ihr Kinn hielt sie hoch und ihr wahrhaft majestätischer Blick wirkte wie blaues Eis. »Was wollt Ihr von ihnen?«
»Ich gehorche Sheriam Sedais Befehl«, antwortete
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