Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
mittlerweile wohl erkennen. Man würde ihren Unsinn einfach nicht durchgehen lassen. »Falls Ihr glaubt, dass Ihr immer noch Rand al’Thors Befehl Folge leistet, uns zu beschützen …«, setzte Elayne in unterkühltem Tonfall an, während Nynaeve gleichzeitig zu poltern begann: »Ihr habt versprochen, zu tun, was man Euch sagt, und ich werde dafür sorgen …«
»Das hat damit nichts zu tun«, unterbrach Thom die beiden. Mit einem knorrigen Finger strich er Elayne eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Überhaupt nichts. Kann ein humpelnder alter Mann etwa nicht ein wenig Ruhe verlangen?«
»Um die Wahrheit zu sagen«, fügte Juilin hinzu, »bleibe ich lediglich hier, weil Thom mir noch Geld schuldet. Beim Würfeln gewonnen.«
»Erwartet Ihr von uns, dass wir ausgerechnet Behütern zwanzig Pferde auf einmal stehlen, ohne mit der Wimper zu zucken?«, grollte Uno. Er schien vergessen zu haben, dass er genau dies vorher angeboten hatte.
Elayne starrte sie entgeistert an und fand keine Worte. Nynaeve hatte plötzlich ebenfalls Schwierigkeiten mit ihrer sprachlichen Ausdrucksfähigkeit. Wie tief waren sie gesunken. Nicht einmal einer der drei, der wenigstens nervös von einem Fuß auf den anderen getreten wäre. Das Dumme war, dass sie selbst hin- und hergerissen war. Sie war entschlossen gewesen, sie wegzuschicken. Auf jeden Fall, und das nicht nur, damit sie nicht sehen konnten, wie sie laufend knicksen und bei den Aes Sedai kriechen musste. Doch da in Salidar fast nichts so war, wie sie erwartet hatte, musste sie auch innerlich zugeben, zaudernd, aber immerhin, dass es … beruhigend … wäre, zu wissen, sie und Elayne hätten nicht nur Birgitte, auf die sie sich verlassen konnten. Dieses Angebot, zu fliehen – denn so sollte man ruhig das Kind beim Namen nennen –, würde sie natürlich unter gar keinen Umständen annehmen. Ihre Gegenwart wäre eben nur … beruhigend. Allerdings durfte sie sich das vor den Männern nicht anmerken lassen. Das musste nicht sein, denn sie würden gehen, ob sie das wollten oder nicht. Rand konnten sie höchstwahrscheinlich nützlich sein, während sie hier nur im Weg stünden. Außer …
Die ungestrichene Tür öffnete sich, und Siuan schritt heraus, gefolgt von Leane. Sie blickten sich kalt und abweisend an. Dann schnaubte Leane und ging überraschend geschmeidig und elegant um Croi und Avar herum in den Flur, der zur Küche führte. Nynaeve runzelte ein wenig die Stirn. Mitten in dieser Eiseskälte war es einen Moment gewesen, einen ganz kurzen Augenblick lang, sodass sie es fast übersehen hätte, obwohl es direkt vor ihrer Nase war, als ob …
Siuan wandte sich ihr zu und erstarrte dann plötzlich. Ihre Miene wurde vollkommen ausdruckslos. Jemand hatte sich ihrer kleinen Versammlung angeschlossen.
Gareth Bryne, der seinen verbeulten Harnisch über den einfachen, lederbraunen Mantel geschnallt und die stahlverstärkten Kampfhandschuhe in den Schwertgürtel gesteckt hatte, strahlte Autorität aus. Mit seinem größtenteils grauen Haar und dem derben Gesicht machte er den Eindruck eines Mannes, der alles gesehen und alles überstanden hatte; eines Mannes, der fähig war, alles zu überdauern.
Elayne lächelte und nickte wohlwollend. Das war nicht mehr der verblüffte Blick von ihrer Ankunft in Salidar, als sie ihn am anderen Ende der Straße entdeckt und erkannt hatte. »Ich kann nicht sagen, dass es mir eine reine Freude sei, Euch zu begrüßen, Lord Gareth. Ich habe von Streitigkeiten zwischen meiner Mutter und Euch gehört, aber ich bin sicher, dass sich das ändern lässt. Ihr wisst ja, dass Mutter gelegentlich etwas voreilig ist. Sie wird es sich überlegen und Euch bitten, den Euch zustehenden Platz in Caemlyn wieder einzunehmen, da könnt Ihr sicher sein.«
»Was geschehen ist, ist geschehen, Elayne.« Er ignorierte ihr Erstaunen. Nynaeve bezweifelte, dass irgendjemand, der Elaynes Rang kannte, sie jemals so kurz abgefertigt hatte. Er wandte sich stattdessen Uno zu. »Habt Ihr euch überlegt, was ich sagte? Shienarer sind die beste schwere Kavallerie auf der Welt, und ich habe Burschen hier, die genau passen würden, wenn man sie nur richtig ausbildete.«
Uno runzelte die Stirn. Der Blick aus seinem Auge wanderte zu Elayne und Nynaeve hinüber. Dann nickte er bedächtig. »Ich habe nichts Besseres zu tun. Ich werde mit den anderen sprechen.«
Bryne klopfte ihm auf die Schulter. »Das genügt mir schon. Und wie steht es mit Euch, Thom Merrilin?« Thom hatte sich
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