Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
gar nicht sagen, wie gut es tut, Siuan zur Abwechslung mal als die Maus zu sehen. Sie weiß nicht, ob der Adler sie fressen oder zum Haustier machen wird, aber sie hat die gleiche Entscheidungsfreiheit, die sie anderen immer lässt. Gar keine nämlich!«
Elayne beschleunigte ihren Schritt, um mitzuhalten, als sie über den Hof gingen. Was das auch sollte, jedenfalls gab es ihr keine Möglichkeit, auf ihr Thema zu sprechen zu kommen. »Hast du geahnt, was Thom vorschlagen würde? Wir bleiben jedenfalls.«
»Das habe ich ihnen vorhergesagt. Dazu brauchte ich keine Vision.« Min verlangsamte ihren Schritt. Sie befanden sich zwischen dem Stall und einer bröckligen Mauer in einer schmalen Gasse von niedergetrampeltem Gestrüpp und Unkraut. »Ich habe einfach nicht glauben können, dass ihr euch die Chance entgehen lasst, weiterzustudieren. Du warst doch immer so ehrgeizig. Auch Nynaeve, aber sie gibt es nicht zu. Ich wünschte, ich hätte unrecht. Ich würde mit euch kommen. Zumindest …« Sie knurrte wütend irgendetwas vor sich hin. »Die drei, die ihr mitgebracht habt, bedeuten Schwierigkeiten, und das ist eine Vision.«
Da war er. Der Ansatzpunkt, den sie benötigte. Doch anstatt zu fragen, was sie auf der Zunge hatte, sagte sie: »Du meinst damit Marigan und Nicola und Areina? Wie könnten sie denn Schwierigkeiten bedeuten?« Nur ein Idiot missachtete Mins Visionen.
»Ich weiß auch nicht genau. Ich habe lediglich aus dem Augenwinkel so etwas wie eine Aura entdeckt. Nie, wenn ich sie direkt anblickte, wo ich etwas hätte erkennen können. Es gibt nicht viele, die die gesamte Zeit über eine Aura tragen, weißt du. Schwierigkeiten. Vielleicht klatschen sie zu viel. Habt ihr etwas unternommen, wovon die Aes Sedai nichts erfahren sollten?«
»Bestimmt nicht«, sagte Elayne knapp. Min sah sie von der Seite her an, und sie fügte hinzu: »Na ja, jedenfalls nichts, wozu wir nicht gezwungen gewesen wären. Und davon können sie eigentlich unmöglich etwas wissen.« Das brachte das Gespräch auch nicht dorthin, wo sie es haben wollte. So holte sie tief Luft und wagte den Sprung ins kalte Wasser. »Min, du hattest doch eine Vision in Bezug auf Rand und mich, ja?« Sie ging zwei Schritte weiter, bevor ihr bewusst wurde, dass die andere stehengeblieben war.
»Ja.« Es klang sehr vorsichtig.
»Du hast gesehen, dass wir uns verlieben würden.«
»Nicht genau. Ich sah, dass du dich in ihn verlieben würdest. Ich weiß nicht, was er für dich empfindet, nur, dass er auf irgendeine Weise an dich gebunden ist.«
Elaynes Mundpartie spannte sich. Das war ungefähr, was sie erwartet hatte, aber nicht unbedingt hören wollte. Über ›ich wünschte‹ und ›ich möchte‹ kann man stolpern, aber ›es ist‹ gibt einen glatten Pfad. Das hatte Lini gesagt. Man musste sich an das halten, was wirklich war, und nicht, was man gerne hätte. »Und du hast gesehen, dass da noch jemand war. Jemand, mit der ich … ihn teilen … musste.«
»Zwei«, sagte Min heiser. »Zwei andere. Und … und ich bin eine davon.«
Elayne hatte den Mund bereits zur nächsten Frage geöffnet, doch nun schnappte sie nach Luft. »Du?«, brachte sie schließlich mühsam heraus.
Min fauchte: »Ja, ich! Glaubst du etwa, ich könnte mich nicht verlieben? Ich wollte ja nicht, aber es ist eben passiert und damit hat sich’s.« Sie stolzierte an Elayne vorbei die Gasse hinunter. Diesmal brauchte Elayne länger, um sie einzuholen.
Das erklärte natürlich einiges. Warum Min immer so nervös das Thema umgangen hatte. Die Stickerei auf ihren Aufschlägen. Und wenn sie sich nicht täuschte, trug Min auch etwas Rouge auf den Wangen. Was empfinde ich nun eigentlich dabei?, fragte sie sich. Sie kam nicht ganz klar damit. »Wer ist die dritte?«, fragte sie leise.
»Keine Ahnung«, murmelte Min. »Ich weiß nur, dass sie ziemlich launisch sein muss. Aber es ist nicht Nynaeve, dem Licht sei Dank.« Sie lachte schwach. »Ich glaube, das hätte ich nicht überlebt.« Noch einmal warf sie Elayne einen vorsichtig forschenden Seitenblick zu. »Was wird das für uns beide bedeuten? Ich mag dich. Ich hatte niemals eine Schwester, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass du … Ich will deine Freundin sein, Elayne, und ich werde dich weiterhin mögen, gleich, was passiert, aber ich kann auch nicht einfach aufhören, ihn zu lieben.«
»Mir gefällt der Gedanke nicht besonders, einen Mann teilen zu müssen«, sagte Elayne verkrampft. Das war wohl die Untertreibung ihres
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