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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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durchaus im Bereich des Möglichen. Die Schwarzen Ajah haben sich erhoben, die Sieger halten die Burg, und die Verlierer wurden vertrieben und lecken in Salidar ihre Wunden.« Er sah Balwer an und hätte fast gelächelt. Eines der Kinder hätte widersprochen, es gebe keine Schwarzen Ajah, oder die Hexen seien sowieso alles Schattenfreunde. Selbst der unerfahrenste Rekrut hätte das erwidert. Balwer blickte ihn lediglich an, und das keineswegs so, als habe er eine Blasphemie an allem, wofür die Kinder standen, begangen. »Wir müssen lediglich entscheiden, ob nun die Schwarzen Ajah gewonnen oder verloren haben. Ich glaube, sie haben gewonnen. Die meisten Leute werden diejenigen als die echten Aes Sedai betrachten, die die Weiße Burg beherrschen. Lasst sie die wirklichen Aes Sedai für Mitglieder der Schwarzen Ajah halten. Al’Thor ist ein Geschöpf der Burg, ein Vasall der Schwarzen Ajah.« Er hob seinen Weinkelch vom Tisch und nippte daran. Es half auch nicht gegen die Hitze. »Vielleicht kann ich irgendwie einen Grund dafür finden, dass ich bisher nicht gegen Salidar vorgegangen bin.« Seine Abgesandten hatten verbreitet, er sei nicht gegen Salidar vorgegangen, weil er die Bedrohung durch al’Thor so ernst nahm; er sei gewillt, die Hexen auch an der Schwelle Amadicias zusammenkommen zu lassen, anstatt sich von der Gefahr durch den falschen Drachen ablenken zu lassen. »Die Frauen dort, nach all diesen Jahren das Chaos … weil die Schwarzen Ajah überall zu finden sind, und endlich von dem Bösen abgestoßen, in das sie verwickelt waren …« Sein Erfindungsreichtum versagte – sie zählten schließlich alle zu den Schattenfreunden und konnten wohl kaum von etwas Bösem abgestoßen werden –, doch einen Augenblick später nahm Balwer den Faden auf.
    »Vielleicht haben sie sich entschlossen, meinen Lord um Gnade anzuflehen und ihn sogar um seinen Schutz zu bitten. Die Verlierer in einem Machtkampf, schwächer als ihre Feinde und voller Angst, ganz unterdrückt zu werden … Ein Mann, der von einer Klippe in den sicheren Tod stürzt, wird die Hand auch dem ärgsten Gegner hinstrecken. Vielleicht …« Balwer legte nachdenklich einen knochigen Finger auf die Lippen. »Womöglich sind sie bereit, für ihre Sünden Buße zu tun und ihre Zugehörigkeit zu den Aes Sedai zu widerrufen?«
    Niall sah ihn mit großen Augen an. Er vermutete, gerade die Sünden der Hexen von Tar Valon gehörten zu den Dingen, an die Balwer nicht glaubte. »Das ist absurd«, sagte er kalt. »Diese Art von Aussagen erwarte ich eher von Omerna.«
    Die Miene seines Sekretärs blieb so steif und unergründlich wie immer, aber er begann, die Hände zu ringen, wie er es zu tun pflegte, wenn er beleidigt war. »Was mein Lord von Omerna zu hören erwartet. Aber genau diese Reden werden dort geführt, wo er die Leute belauscht, nämlich auf den Straßen und wo die Adligen beim Wein miteinander klatschen. Dort lacht man niemals über etwas so Absurdes. Im Gegenteil, man hört zu. Was zu absurd ist, wird gerade geglaubt, weil es eben zu absurd ist, um erlogen zu sein.«
    »Wie wollt Ihr ihnen das beibringen? Ich werde doch kein Gerücht in die Welt setzen, dass die Kinder mit den Hexen zusammenarbeiten!«
    »Es wäre lediglich ein Gerücht, mein Lord.« Nialls Blick wurde härter, und Balwer spreizte die Hände. »Wie mein Lord wünscht. Jedes Mal, wenn es weitererzählt wird, schmückt man ein solches Gerücht aus. Also hat eine ganz einfache Geschichte die besten Chancen, wenigstens im Kern erhalten zu bleiben. Ich schlage vier Gerüchte vor, mein Lord, nicht nur eines. Das erste: Die Spaltung der Burg wurde durch einen Aufstand der Schwarzen Ajah hervorgerufen. Das zweite: Die Schwarzen Ajah haben gewonnen und beherrschen die Burg. Das dritte: Die Aes Sedai in Salidar, von den Ereignissen aufgeschreckt und abgestoßen, widerrufen ihre Eide als Aes Sedai. Und das vierte: Sie haben sich an Euch gewandt und um Eure Gnade und Euren Schutz gebeten. Für die meisten Leute wird es so aussehen, als bestätige ein Gerücht das andere.« Balwer zupfte an seinen Ärmchen und lächelte selbstzufrieden.
    »Sehr gut, Balwer. Macht es so.« Niall nahm einen kräftigen Zug von seinem Wein. Die Hitze ließ ihn sein Alter spüren, seine Knochen erschienen ihm spröde. Aber er mochte lange genug leben, um zu sehen, wie der falsche Drache gestürzt und die Welt vereinigt würde, um gemeinsam in Tarmon Gai’don zu gehen. Und sollte er auch nicht mehr leben und sie

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