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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ihren Stuten und Wallachen um sie scharten, angetan mit bunten Reitkleidern und breitkrempigen Hüten mit farbigen Federn, das Haar zu langen Locken gebrannt, wie es am Hof Amadicias gerade Mode war, bestand Morgases Gefolge in Wirklichkeit nur aus zwei Männern: Basel Gill, der sich plump und ungeschickt auf seinem Ross zur Seite verdrückt hatte und dessen Lederwams mit den aufgenähten Metallscheiben sich um seinen Bauch über dem rotseidenen Rock spannte, den sie ihm besorgt hatte, damit die Diener nicht besser aussahen als er, und Paitr Conel, der in seiner rot-weißen Pagenuniform noch deplatzierter wirkte und noch immer genauso nervös war wie damals, als sie ihm eröffnet hatte, er werde in ihrem Gefolge mitkommen. Die Frauen waren Adlige aus Ailrons Hofstaat, ›Freiwillige‹, die Morgase als Hofdamen dienen sollten. Der arme Meister Gill fühlte nach seinem Schwert und beäugte die Weißmantel-Wächter mit trostlosem Blick. Denn sie waren Wächter, obwohl sie gewöhnlich ihre weißen Umhänge nicht angelegt hatten, wenn sie mit Morgase aus der Festung des Lichts ritten. Wenn sie zu weit wegritt oder zu lange ausbleiben wollte, kam ihr Kommandant, ein junger Mann namens Norowhin mit harten Augen, der es nicht leiden konnte, etwas anderes als einen Weißmantel darzustellen, und ›schlug vor‹, sie sollten nach Amador zurückkehren, weil die Hitze zu stark werde oder weil plötzlich ein Gerücht aufgetaucht war, Banditen hielten sich in der Gegend auf. Man konnte sich nicht mit fünfzig Mann herumstreiten und dabei die Würde bewahren. Beim ersten Mal hätte Norowhin ihr fast die Zügel aus der Hand gerissen. Das war der Grund dafür, warum sie sich auf diesen Ritten niemals von Tallanvor begleiten ließ. Dieser junge Narr würde ihre Ehre und ihre Rechte noch verteidigen, und wenn er hundert Mann gegen sich hätte. So verbrachte er seine freie Zeit damit, mit dem Schwert zu üben, als erwarte er, ihr den Weg in die Freiheit damit bahnen zu müssen.
    Überraschend streichelte ihr eine plötzliche Brise über das Gesicht, und sie bemerkte erst jetzt, dass Laurain sich aus dem Sattel gebeugt hatte und ihr mit einem weißen Spitzenfächer Luft zufächelte. Laurain war eine schlanke junge Frau mit dunklen Augen, die ein wenig zu nahe beieinanderstanden. Außerdem trug sie ständig ein gekünsteltes Lächeln zur Schau. »Es muss so wundervoll für Ihre Majestät sein, zu erfahren, dass Euer Sohn sich den Kindern des Lichts angeschlossen hat. Und dass er so schnell im Rang aufgestiegen ist!«
    »Das sollte nicht weiter überraschen«, sagte Altalin und fächelte ihrem runden Gesicht Luft zu. »Der Sohn Ihrer Majestät steigt selbstverständlich schnell auf, so wie die Sonne in ihrer Pracht.« Sie genoss das beifällige Murmeln einiger der anderen Frauen ob ihres mühseligen Bonmots.
    Morgase behielt mit Mühe eine ruhige Miene bei. Nialls Nachricht, die er ihr bei einem seiner unangekündigten Besuche gestern Abend überbracht hatte, hatte sie denn doch überrascht. Galad als Weißmantel! Wenigstens befand er sich in Sicherheit, wie Niall gesagt hatte. Aber er sei nicht in der Lage, sie zu besuchen, denn die Pflichten eines Kindes des Lichts hielten ihn davon ab. Doch ganz sicher würde er zu ihrer Eskorte gehören, wenn sie an der Spitze eines Heeres der Kinder nach Andor zurückkehrte.
    Nein, Galad war nicht sicherer als Elayne oder Gawyn. Vielleicht sogar noch weniger. Das Licht gebe, dass sich Elayne in der Burg in Sicherheit befinde. Das Licht gebe, dass Gawyn am Leben sei. Niall behauptete, er wisse nicht, wo sich Gawyn aufhalte; jedenfalls sei er nicht in Tar Valon. Galad war das Messer an ihrer Kehle. Niall wäre niemals plump genug, um das auch nur anzudeuten, aber ein einfacher Befehl seinerseits konnte Galad an einen Ort schicken, an dem er mit Sicherheit ums Leben käme. Der einzige Umstand, der in seinem Fall einen Schutz darstellte, war Nialls Meinung, ihr liege nicht so viel an ihm wie an Elayne und Gawyn.
    »Es freut mich für ihn, wenn es das ist, was er will«, sagte sie in gleichgültigem Plauderton zu ihnen. »Aber er ist Taringails Sohn und nicht meiner. Die Hochzeit mit Taringail war eine politische Angelegenheit, müsst Ihr wissen. Seltsam, er ist nun schon so lange tot, dass ich mich kaum an sein Gesicht erinnern kann. Galad kann tun und lassen, was er will. Gawyn wird Erster Prinz des Schwertes, wenn Elayne mir auf dem Löwenthron nachfolgt.« Sie winkte einem Diener ab, der ihr einen

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