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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Weinpokal auf einem Tablett anbot. »Niall hätte uns wenigstens mit einem anständigen Wein versorgen können.« Eine Welle ängstlichen Geschnatters antwortete ihr. Sie war halbwegs erfolgreich darin gewesen, diese Frauen etwas enger an sie zu binden. Trotzdem nahmen sie natürlich eine mögliche Herausforderung Pedron Nialls ernst, denn so etwas konnte Folgen haben. Morgase nutzte aber jede Gelegenheit, in ihrer Gegenwart solche Dinge zu sagen. Das überzeugte sie von ihrem Mut, was wiederum wichtig werden konnte, wollte sie wenigstens eine gewisse Loyalität in ihnen erwecken. Und noch wichtiger, zumindest für ihr Selbstwertgefühl: es half, die Illusion aufrechtzuerhalten, dass sie nicht Nialls Gefangene sei.
    »Wie ich hörte, zeigt Rand al’Thor den Löwenthron vor wie eine Jagdtrophäe.« Das war Marande, eine hübsche Frau mit herzförmigem Gesicht, etwas älter als die anderen. Als Schwester des Hohen Herren des Hauses Algoran war sie selbst recht einflussreich, vielleicht sogar mächtig genug, um Ailron zu widerstehen, aber nicht Niall. Die anderen ließen ihre Pferde zur Seite ausweichen, damit sie auf ihrem braunen Wallach näher zu Morgase reiten konnte. Es stand überhaupt nicht zur Debatte, ihre Loyalität oder gar Freundschaft zu gewinnen.
    »Das habe ich auch gehört«, antwortete Morgase unbekümmert. »Es ist gefährlich, einen Löwen zu jagen, und beim Löwenthron trifft das noch mehr zu. Besonders bei einem Mann. Er tötet stets die Männer, die ihn erringen wollen.«
    Marande lächelte. »Ich hörte auch, dass er Männern hohe Ämter verleiht, die mit der Macht umgehen können.«
    Das rief unter den anderen Frauen unsichere Blicke hervor und ein besorgtes Gemurmel. Eine der jüngeren Frauen, Marewin, zierlich und fast noch ein Mädchen, wankte auf ihrem glücklicherweise vorn und hinten hochgezogenen Sattel, als sei sie einer Ohnmacht nahe. Die Nachricht von al’Thors Amnestie hatte furchterregende Geschichten hervorgerufen, nur Gerüchte natürlich, wie Morgase mit aller Macht hoffte.
    Das Licht gebe, dass es sich bei alledem nur um Gerüchte handle: Männer, die mit der Macht umgehen konnten und sich nun in Caemlyn versammelten, den Königlichen Palast unsicher machten und die Stadt in Angst und Schrecken versetzten …
    »Ihr vernehmt eine ganze Menge«, sagte Morgase. »Verbringt Ihr Eure ganze Zeit damit, an Türritzen zu lauschen?«
    Marandes Lächeln verstärkte sich. Sie war nicht in der Lage gewesen, dem Druck, eine von Morgases Hofdamen zu spielen, zu widerstehen, aber sie war auch stolz genug, um ihr Missvergnügen eindeutig und ohne jede Furcht kundzutun. Sie war wie ein Dorn, der tief in ihrem Fuß steckte, ein Herausziehen war nicht möglich, und bei jedem Schritt spürte sie einen scharfen Stich. »Ich habe durch das Vergnügen, Ihrer Majestät zu dienen, nur wenig Zeit zum Lauschen übrig, doch ich bemühe mich, alle nur möglichen Neuigkeiten aus Andor aufzuschnappen, damit ich mich mit Ihrer Majestät darüber unterhalten kann. Wie ich höre, trifft der falsche Drache täglich mit den Adligen Andors zusammen. Mit Lady Arymilla und Lady Naean, Lord Jarin und Lord Lir und anderen ihrer Freunde.«
    Einer der Falkner hob einen schlanken, grauen Vogel mit schwarzen Schwingen und einer Haube über dem Kopf zu Morgase hoch. Silberglöckchen an den Halteriemen des Falken bimmelten leise, als der Vogel sein Gewicht auf dem Handschuh des Falkners verlagerte.
    »Ich danke Euch, aber für heute habe ich genug von der Jagd«, sagte Morgase zu ihm, dann erhob sie die Stimme: »Meister Gill, ruft die Eskorte zusammen. Ich kehre in die Stadt zurück.«
    Gill fuhr zusammen. Er wusste recht gut, dass er nur dazu da war, um hinter ihr herzureiten, aber nun begann er damit, zu winken und den Weißmänteln Befehle zuzurufen, als glaube er im Ernst, sie würden ihm gehorchen. Was sie selbst betraf, ließ Morgase ihre schwarze Stute auf dem Fuß wenden. Natürlich ließ sie das Tier nicht schneller als im versammelten Schritt weitergehen. Norowhin wäre wie der Blitz zugegen gewesen, hätte er die Möglichkeit ins Auge gefasst, sie wolle entkommen.
    Aber auch so galoppierten die Weißmäntel – ganz ohne ihre gewohnten weißen Umhänge – heran und bildeten eine Eskorte, bevor die Stute auch nur zehn Schritte zurückgelegt hatte, und noch vor Erreichen des Rains um die Weide war Norowhin an ihrer Seite, ein Dutzend Männer voraus und der Rest nicht weit hinter ihm. Die Diener und Musiker und

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