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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Tear hatten Balwers Agenten Tedosian und Estanda dazu bewegt, sich Darlin anzuschließen und aus dem vorher gezeigten Trotz eine wirkliche Rebellion zu machen, und der Mann war sicher, in Cairhien und in Andor das Gleiche anzetteln zu können. Noch ein Monat oder höchstens zwei, dann war Eamon Valda von Tar Valon zurück. Niall wäre auch ohne Valda ausgekommen, aber so hatte er die große Mehrheit der Streitkräfte der Kinder an einem Fleck versammelt und konnte sie einsetzen, wo sie am meisten auszurichten imstande waren.
    Ja, eine ganze Menge sprach durchaus für ihn. Nichts Bestimmtes vielleicht, aber es hatte sich doch einiges herauskristallisiert. Zeit war alles, was er benötigte.
    Ihm wurde bewusst, dass er nach wie vor die Hülse in der Hand hielt. So brach er das Wachssiegel mit einem Daumennagel auf und holte vorsichtig die dünne Papierrolle aus dem Inneren hervor.
    Balwer sagte nichts dazu und presste lediglich die Lippen erneut aufeinander, doch diesmal war es nicht als Lächeln gemeint. Mit Omerna kam er zurecht, da er den Mann als den Narren kannte, der er nun einmal war, und weil er es ohnehin vorzog, selbst im Verborgenen zu arbeiten; aber es passte ihm nicht, wenn Niall Berichte erhielt, die er nicht zuvor gesehen hatte, und das von Männern, die er nicht kannte.
    Eine winzige Kritzelschrift bedeckte den Zettel, und zwar in einem Code geschrieben, den nur wenige kannten und außer Niall niemand hier in Amador. Ihm fiel es genauso leicht, das zu lesen, wie seine eigene Handschrift. Das Zeichen am Ende allerdings ließ ihn doch die Augen aufreißen, ebenso wie der Inhalt. Varadin war einer der besten unter seinen persönlichen Agenten, oder war es gewesen, ein Teppichhändler, der ihm bereits während der ›Unruhen‹ gute Dienste geleistet hatte, als er seine Waren in Altara, Murandy und Illian verkauft hatte. Was er dabei verdient hatte, ermöglichte es ihm, sich als reicher Händler in Tanchico niederzulassen, wo er regelmäßig kostbare Teppiche und Weine an die Paläste des Königs und des Panarchen lieferte und den meisten Adligen des Hofstaats, und immer hielt er dort die Augen und Ohren weit offen. Niall hatte geglaubt, er sei längst bei dem Aufruhr in Tanchico ums Leben gekommen. Nun erhielt er die erste Nachricht von dem Mann seit einem Jahr. Dem Inhalt seiner Botschaft nach zu urteilen, wäre Varadin allerdings besser bereits ein Jahr lang tot gewesen. In der krakeligen Schrift eines Mannes am Rande des Irrsinns faselte er wilde Dinge von Männern, die auf fremdartigen Kreaturen ritten, von fliegenden Geschöpfen, von Aes Sedai an der Leine und von der Hailene . In der Alten Sprache bedeutete das so viel wie ›Vorfahren‹, aber Varadin bemühte sich nicht einmal, zu erklären, wieso er sich davor fürchtete oder was das alles eigentlich bedeuten sollte. Offensichtlich hatte das Gehirn des Mannes darunter gelitten, dass er zusehen musste, wie sein Land um ihn herum im Chaos versank.
    Verärgert zerknüllte Niall den Zettel und warf ihn weg. »Zuerst muss ich mir Omernas idiotische Berichte anhören, und nun dies. Was habt Ihr noch für mich, Balwer?« Bashere! Die Lage könnte sich sehr unangenehm entwickeln, wenn Bashere al’Thors Heer führte. Der Mann hatte sich seinen Ruf ehrlich verdient. Ein Dolch im Schatten für ihn?
    Balwers Blick lag unbeirrt auf Nialls Gesicht, aber Niall war klar, dass dieses winzige Papierknäuel auf dem Boden in den Händen des Mannes landen würde, wenn er es nicht verbrannte. »Vier Dinge, die von Bedeutung sein könnten, mein Lord. Das Letzte zuerst: Die Gerüchte über die Treffen von Abgesandten der Ogier-Stedding entsprechen der Wahrheit. Für Ogier scheinen sie sich entschieden hastig zu verhalten.« Natürlich sagte er nicht, worüber die Ogier miteinander berieten, denn es war genauso unmöglich, einen Menschen in einen Ogierstumpf zu bringen, wie einen Ogier als Spion zu gewinnen. Es wäre leichter, die Sonne dazu zu bringen, bei Nacht aufzugehen. »Außerdem befindet sich eine außergewöhnliche Anzahl von Schiffen des Meervolks in den Hafenstädten im Süden. Sie nehmen keine Ladung an Bord und sie segeln auch nicht weiter.«
    »Worauf warten sie?«
    Einen Moment lang spannten sich Balwers Lippen, als habe ein unsichtbarer Marionettenspieler die Drähte angezogen. »Ich weiß es noch nicht, mein Lord.« Balwer hatte es noch nie gepasst, zugeben zu müssen, dass er irgendwelche menschlichen Geheimnisse nicht herausbekommen konnte. Doch wenn

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