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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Ihr kunstvoll geflochtener Zopf schaukelte leicht, als sie den Kopf neigte und eine Augenbraue fragend hochzog. »Bist du dir mit Elayne in Bezug auf Uno einig?«
    »Sie wird mir sicherlich recht geben«, knurrte Nynaeve.
    »Aha. Na ja, wenn sie das tut, werde ich so viele Pferde besorgen, wie wir benötigen. Aber ich will, dass sie mir selbst sagt, warum wir Uno nicht mitnehmen sollten.«
    Die unnachgiebige Entschlossenheit in ihrer Stimme ließ Nynaeves Gesicht vor Ärger erröten. Auch wenn sie Elayne noch so lieb darum bäte, Birgitte zu sagen, Uno solle hierbleiben, wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie ihn wartend am Kreuzweg vorfinden würden, und Birgitte spielte vermutlich ganz erstaunt, weil er herausbekommen hatte, wohin sie reisen wollten. Die Frau mochte ja Elaynes Behüterin sein, doch manchmal fragte sich Nynaeve, welche von beiden in Wirklichkeit das Sagen habe. Sobald sie Lan fand, hatte sie vor, ihn die heiligsten Eide ablegen zu lassen, dass er sich an ihre Entscheidungen halten werde.
    Sie atmete ein paarmal tief durch, um sich zu beruhigen. Es hatte keinen Zweck, gegen eine Mauer rennen zu wollen. Genauso gut konnte sie allmählich zum eigentlichen Grund kommen, aus dem sie Birgitte aufgesucht hatte.
    Scheinbar gleichgültig trat sie einen Schritt weiter in die enge Gasse hinein und zwang so die andere Frau, ihr zu folgen. Auf dem Boden waren welkbraune Stoppeln von dem Gestrüpp zurückgeblieben, das man beim Anlegen der Gasse entfernt hatte. Sie bemühte sich, gleichgültig zu erscheinen, und betrachtete das Menschengewühl auf der Straße. Nach wie vor schenkte man ihnen kaum Beachtung. Trotzdem senkte sie die Stimme: »Wir müssen unbedingt in Erfahrung bringen, was Tarna dem Saal mitteilt und was sie ihr antworten. Elayne und ich haben alles versucht, um sie zu belauschen, aber sie haben zu gute Schutzgewebe um die Versammlung gelegt. Allerdings nur solche mithilfe der Macht. Sie fürchten so sehr, jemand könne sie auf diese Art belauschen, dass sie ganz zu vergessen scheinen, was ein Ohr an der Tür aufschnappen kann. Sollte jemand sie …«
    Birgitte unterbrach sie mit entschlossener Stimme: »Nein.«
    »Überlege es dir doch wenigstens. Bei Elayne und mir ist die Wahrscheinlichkeit, dass man uns erwischt, zehnmal höher als bei dir.« Sie hätte beinahe noch hinzugefügt, dass Elayne dabei doch sehr geschickt sei, ließ es aber sein, als Birgitte schnaubte.
    »Ich habe Nein gesagt! Du hast viele Rollen gespielt, seit ich dich kennenlernte, Nynaeve, aber töricht warst du doch nie! Licht, in ein oder zwei Tagen werden sie es ohnehin öffentlich bekannt geben.«
    »Wir müssen es aber jetzt wissen«, zischelte ihr Nynaeve zu, und sie konnte gerade noch ein ›du idiotisches Mannweib‹ unterdrücken. Töricht? Selbstverständlich hatte sie noch niemals töricht gehandelt! Sie durfte sich nicht aufregen. Sollte sie Elayne zur Abreise überreden können, würden sie sich in ein oder zwei Tagen nicht mehr hier befinden. Nein, am besten öffnete sie diesen Sack voll Schlangen nicht noch einmal.
    Schaudernd – ein wenig übertrieben, wie Nynaeve fand – stützte sich Birgitte auf ihren Bogen. »Man hat mich einmal dabei erwischt, wie ich Aes Sedai belauschte. Drei Tage später haben sie mich an den Ohren gepackt und hinausgeworfen, und ich verließ Schaemal so schnell, wie ich nur ein Pferd auftreiben konnte. Das werde ich nicht noch einmal durchmachen, nur, um für euch einen einzigen Tag zu gewinnen, den Ihr nicht benötigt.«
    Nynaeve bewahrte Ruhe. Sie bemühte sich sogar, eine gelassene Miene zur Schau zu tragen und keinesfalls mit den Zähnen zu knirschen oder an ihrem Zopf zu reißen. Sie war ganz ruhig. »Ich habe noch nie in einer Geschichte vernommen, dass du einmal Aes Sedai belauscht hättest.« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, hätte sie sie auch schon am liebsten zurückgerufen. Birgittes Geheimnis lag eben darin, dass sie wirklich die Birgitte der Legenden war. Nichts, was diese Verbindung verraten konnte, durfte jemals erwähnt werden.
    Einen Augenblick lang wirkte Birgittes Gesicht wie versteinert und verbarg so all ihre Gefühle. Es reichte, um Nynaeve schaudern zu lassen. Im Geheimnis der anderen Frau lag zu viel Schmerzliches verborgen. Schließlich wurde wieder Fleisch und Blut aus dem Stein, und Birgitte seufzte. »Die Zeit ändert vieles. Ich kann selbst die Ursprünge der Hälfte dieser Legenden kaum noch erkennen, und die andere Hälfte kommt mir

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