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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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die Blauen gerichtet gewesen. Und Alviarin besaß viel Erfahrung darin, solche Situationen auszunützen. Der Gedanke verdrehte ihr fast den Magen, wenn auch weniger als die offensichtliche Erklärung: Geheime Anhänger Elaidas befanden sich in Salidar. Jeder musterte misstrauisch jeden anderen, und der Waldarbeiter war nicht der Einzige, von dem Nynaeve in letzter Zeit solche Dinge gehört hatte, mehr oder weniger das Gleiche und auf die gleiche Art vorgebracht. Aes Sedai sprachen es nicht offen aus, aber Nynaeve nahm an, dass ein paar von ihnen dasselbe dachten. Das alles machte Salidar zu einem gewaltigen Suppenkessel, in dem alles Mögliche zusammentraf, aber die Suppe wollte beim besten Willen nicht schmecken. Deshalb war das, was sie sich vorgenommen hatte, umso richtiger.
    Sie brauchte eine Weile, um diejenige zu finden, die sie gesucht hatte. Dazu musste sie erst einmal Gruppen spielender Kinder aufspüren, aber Kinder gab es in Salidar nicht viele. Und tatsächlich, da stand Birgitte und beobachtete fünf Jungen, die sich auf der Straße herumbalgten. Sie warfen mit Kieselsteinen gefüllte Säckchen herum und lachten jedes Mal schrill, wenn einer von ihnen getroffen wurde. Auch der Getroffene lachte mit. Das ergab genauso wenig Sinn wie die meisten Spiele von Jungen. Oder von Männern.
    Birgitte war natürlich nicht allein. Das war sie selten, außer sie wollte einmal ihre Ruhe haben. Areina stand neben ihr, tupfte sich den Schweiß vom Gesicht und bemühte sich, ihre Langeweile ob der Kinderspiele zu verbergen. Sie war ein oder zwei Jahre jünger als Nynaeve und trug ihr dunkles Haar zu einem Zopf geflochten, der dem goldenen Zopf Birgittes sehr ähnlich sah, wenn er auch nur ein Stückchen über ihre Schulter herabfiel, während Birgittes Zopf bis zur Hüfte reichte, wie es schicklich war. Auch hinsichtlich ihrer Kleidung ahmte sie Birgitte nach – hüftlanger, hellgrauer Kurzmantel, bauschige, bronzefarbene Hose, an den Knöcheln über den kurzen Stiefeletten mit hohen Absätzen geschnürt –, und sie hatte sich sogar einen Köcher umgeschnallt und den dazugehörigen Bogen über dem Rücken. Nynaeve glaubte nicht, dass Areina jemals, zumindest vor ihrem Zusammentreffen mit Birgitte, einen Bogen auch nur berührt hatte. Sie beachtete die Frau nicht.
    »Ich muss mit dir reden«, sagte sie zu Birgitte. »Unter vier Augen.«
    Areina blickte zu ihr herüber, und in ihren blauen Augen lag fast so etwas wie Verachtung. »Man sollte denken, Ihr würdet an einem so schönen Tag Eure Stola tragen, Nynaeve. O je. Ihr scheint zu schwitzen wie ein Pferd. Warum eigentlich?«
    Nynaeve verzog das Gesicht. Sie hatte die Frau noch vor Birgitte äußerst freundschaftlich behandelt, doch diese Freundschaft war bei ihrer Ankunft in Salidar dahingeschmolzen. Zu erfahren, dass Nynaeve keineswegs eine vollwertige Aes Sedai war, hatte sie wohl mehr als nur ein bisschen enttäuscht. Nur Birgittes Aufforderung, nichts davon zu erwähnen, hatte Areina davon abgehalten, die Aes Sedai darüber in Kenntnis zu setzen, dass sie sich als eine solche ausgegeben hatte. Außerdem hatte Areina den Eid als Jägerin des Horns abgelegt, und was diese Aufgabe betraf, war Birgitte sicherlich ein besseres Vorbild als Nynaeve. Und sie hatte die Frau ihrer Schrammen wegen damals so bemitleidet!
    »Deiner Miene nach«, stellte Birgitte mit einem verschmitzten Grinsen fest, »hast du entweder vor, jemanden mit bloßen Händen zu erwürgen – wahrscheinlich Areina –, oder du hast dein Kleid inmitten einer Truppe von Soldaten verloren und dabei keinen Unterrock getragen.« Areina schnaubte vor Vergnügen, doch ihrer Miene nach schien sie schockiert. Nynaeve wusste nicht, warum, denn die Frau hatte nun wahrlich genug Zeit gehabt, sich an Birgittes eigenartigen Humor zu gewöhnen, der ihr eher für einen unrasierten Kerl geeignet schien, der die Nase in einen Krug steckte und den Bauch voll Bier hatte.
    Nynaeve musterte eine Weile die Gesichter der Jungen, damit sich ihre Erregung etwas legen konnte. Es wäre widersinnig, wenn sie sich im Zorn zu etwas hinreißen ließe, obwohl sie schließlich um einen Gefallen bitten wollte.
    Seve und Jaril gehörten zu den Jungen, die die Säckchen einander zuwarfen. Die Gelben hatten recht gehabt, was die beiden betraf: Sie hatten einfach nur Zeit benötigt. Nach beinahe zwei Monaten in Salidar – ohne Angst und unter anderen Kindern – lachten und schrien sie genauso laut herum wie die anderen.
    Plötzlich

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