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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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weiteres wild umherrollendes Fass aufgehalten wurde, bevor es Beine brach.
    In Nynaeves Innerem stieg immer mehr Verbitterung auf. So viele Dinge auf einmal, die man aufhalten musste, alle wohl nur klein, aber ein Mann, dem von einer Bratpfanne der Schädel eingeschlagen wurde, oder eine Frau, die vom eigenen Nachthemd erwürgt wurde, waren genauso tot wie jemand, der von der Macht niedergestreckt wurde. Nicht nur sie war niedergeschlagen. Sie spürte, wie dieses Gefühl sich von jeder Frau des Zirkels her ausbreitete, sogar von den Aes Sedai. Doch sie konnte nichts anderes tun, als mit den anderen mitzumarschieren und zuzusehen, wie Anaiya ihre gemeinsamen Stränge verwob, um gegen tausend kleine Gefahren anzukämpfen.
    Nynaeve verlor sich in dem Gefühl, ein Kanal für die Eine Macht zu sein, eins zu sein mit einem Dutzend anderer Frauen.
    Schließlich blieb Anaiya mit gerunzelter Stirn stehen. Nynaeve wurde völlig überrascht, als sich die Verknüpfung auflöste. Einen Augenblick lang sackte sie beinahe in sich zusammen und starrte verständnislos vor sich hin. Stöhnen und lautes Weinen hatten die Schreie und Rufe abgelöst. Die vom Mondschein undeutlich erhellte Straße war nun ruhig, abgesehen von Menschen, die Verletzte versorgten. Dem Stand des Mondes nach war nicht einmal eine Stunde vergangen, aber Nynaeve schienen es eher zehn Stunden gewesen zu sein. Ihr Rücken schmerzte, wo der Hocker sie getroffen hatte, ihre Knie waren weich und ihre Augen brannten. Sie gähnte so heftig, dass sie glaubte, ihre Trommelfelle müssten platzen.
    »Von einem der Verlorenen hätte ich etwas anderes erwartet«, grollte Anaiya hörbar in sich hinein. Auch sie machte einen müden Eindruck, dennoch zwang sie sich dazu, die nächsten Aufgaben in Angriff zu nehmen. Sie packte Nicola an der Schulter. »Ihr könnt Euch kaum noch auf den Beinen halten. Ins Bett mit Euch. Geht schon, Kind. Ich will gleich am Morgen mit Euch sprechen, noch vor dem Frühstück. Angla, Ihr bleibt da. Ihr könnt Euch wieder mit mir verknüpfen und mir ein wenig Kraft zum Heilen zuführen. Lanita – ins Bett.«
    »Es waren nicht die Verlorenen«, sagte Nynaeve. Oder, genauer gesagt, murmelte sie erschöpft. Licht, war sie müde! »Es war eine Blase des Bösen.« Die drei Aes Sedai blickten sie an. Und nicht nur sie – auch die anderen Aufgenommenen und die Novizinnen, alle, bis auf Elayne. Sogar Nicola, die immer noch nicht weg war, starrte sie an. Diesmal war es Nynaeve aber egal, wie abschätzend der Blick dieser Frau sein mochte; sie war einfach zu müde, um dabei etwas zu empfinden.
    »Wir haben in Tear schon einmal eine erlebt«, berichtete Elayne, »mitten im Stein.« Es waren eigentlich nur die Nachwehen gewesen, aber doch so schlimm, dass beide gehofft hatten, sich nie wieder einer solchen Blase nähern zu müssen. »Hätte uns Sammael angegriffen, würde er nicht nur mit Stöcken nach uns werfen.« Aschmanaille tauschte einen unergründlichen Blick mit Bharatine, einer Grünen, bei der sogar ein so dürrer Körper lediglich schlank und graziös wirkte, und deren lange Nase noch wohlgeformt aussah.
    Anaiya zuckte nicht mit der Wimper. »Ihr scheint noch über eine Menge Energie zu verfügen, Elayne. Ihr könnt mir beim Heilen helfen. Und was Euch betrifft, Nynaeve … Ihr habt Saidar wieder verloren, nicht wahr? Nun ja, Ihr wirkt ohnehin, als müsse man Euch ins Bett tragen, aber dorthin müsst Ihr schon alleine finden. Shimoku, steht auf und geht ins Bett, Kind. Calindin, Ihr kommt mit mir.«
    »Anaiya Sedai«, sagte Nynaeve vorsichtig, »Elayne und ich haben heute Nacht etwas herausgefunden. Könnten wir vielleicht allein mit Euch …«
    »Morgen, Kind. Ins Bett mit Euch. Und zwar sofort, bevor Ihr mir umfallt.« Anaiya wartete nicht einmal, um zu sehen, ob ihre Anweisung befolgt wurde. Sie zog Calindin mit und schritt hinüber zu einem stöhnenden Mann, dessen Kopf im Schoß einer Frau lag. Als sie sich über den Mann beugte, zog Aschmanaille Elayne mit sich fort, und Bharatine ging mit Angla in eine andere Richtung. Bevor sie in der Menge verschwand, blickte sich Elayne schnell noch einmal nach Nynaeve um und schüttelte kaum sichtbar den Kopf.
    Nun gut, dies war möglicherweise wirklich nicht der richtige Zeitpunkt und der richtige Ort, um die Schale und Ebou Dar zur Sprache zu bringen. Anaiyas Reaktion war ein wenig eigenartig gewesen, als sei sie enttäuscht darüber, dass es sich nicht wirklich um einen Angriff der Verlorenen

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