Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
vor?
»Wir wollen ihm anbieten, ihn nach Tar Valon zu begleiten«, sagte Katerine Alruddin und regte sich leicht. Sie war sich niemals schlüssig, ob die Stühle in Cairhien genauso unbequem waren, wie sie aussahen, oder ob man sie einfach für unbequem hielt, weil sie unbequem aussahen. »Wenn er Cairhien verlässt, um nach Tar Valon aufzubrechen, wird hier eine … Leere entstehen.«
Lady Colavaere, die ihr gegenüber nachdenklich auf einem vergoldeten Stuhl saß, beugte sich leicht vor. »Ihr macht mich neugierig, Katerine Sedai. Lasst uns allein«, fuhr sie die Diener an.
Katerine lächelte.
»Wir wollen ihm anbieten, ihn nach Tar Valon zu begleiten«, sagte Nesune deutlich, aber sie war leicht verärgert. Trotz seines ruhigen Gesichtsausdrucks bewegte der Tairener unruhig die Füße, in der Gegenwart einer Aes Sedai ängstlich, weil er vielleicht erwartete, dass sie die Macht lenkte. Nur eine Amadician wäre schlimmer gewesen. »Wenn er erst nach Tar Valon aufbricht, wird Cairhien gestärkt werden müssen.«
Der Hochlord Meilan leckte sich die Lippen. »Warum erzählt Ihr mir das?«
Nesunes Lächeln hätte alles bedeuten können.
Als Sarene das Wohnzimmer betrat, befanden sich nur Coiren und Erian dort und tranken Tee. Ein Diener wartete natürlich darauf nachzugießen. Sarene bedeutete ihm zu gehen. »Berelain wird sich vielleicht als schwierig erweisen«, sagte sie, nachdem sich die Tür geschlossen hatte. »Ich weiß nicht, ob bei ihr besser das Zuckerbrot oder die Peitsche wirkt. Ich soll zwar morgen Aracome treffen, aber ich glaube, dass Berelain noch mehr Zeit braucht.«
»Zuckerbrot oder Peitsche«, sagte Erian angespannt. »Was auch immer notwendig ist.« Ihr Gesicht hätte aus von Rabenschwingen umkränztem, hellem Marmor sein können. Sarenes geheimes Laster war die Lyrik, obwohl sie niemals zugegeben hätte, dass sie etwas so … Gefühlvolles interessierte. Sie wäre vor Scham gestorben, wenn Vitalien, ihr Behüter, entdeckt hätte, dass sie ihn in Gedichten unter anderen anmutigen, mächtigen und gefährlichen Tieren mit einem Leoparden verglichen hatte.
»Reißt Euch zusammen, Erian.« Coiren klang wie üblich, als hielte sie eine Rede. »Sarene macht sich Sorgen über ein Gerücht, das Galina gehört hat – das Gerücht, dass eine Grüne Schwester mit dem jungen Rand al’Thor in Tear gewesen und jetzt hier in Cairhien sei.« Sie nannte ihn stets den ›jungen Rand al’Thor‹, als wollte sie ihre Zuhörer daran erinnern, dass er jung und daher unerfahren war.
»Moiraine und eine Grüne«, sann Sarene. Das konnte tatsächlich auf Schwierigkeiten hindeuten. Elaida beharrte darauf, dass Moiraine und Siuan eigenmächtig gehandelt hätten, als sie al’Thor allein hatten gehen lassen, aber wenn eine Aes Sedai darin eingebunden war, könnte das vielleicht bedeuten, dass auch andere beteiligt waren, und das war eine Fährte, die den ganzen Weg bis zu einigen – vielleicht sogar vielen – anlässlich der Absetzung Siuans der Burg Entflohenen zurückführen könnte. »Aber es ist nur ein Gerücht.«
»Vielleicht nicht«, sagte Galina, während sie den Raum betrat. »Habt Ihr es nicht gehört? Jemand hat heute Morgen die Macht auf uns gelenkt. Ich weiß nicht, zu welchem Zweck, aber ich denke, wir können es uns recht genau vorstellen.«
Die Perlen in Sarenes winzigen dunklen Zöpfen klangen zusammen, als sie den Kopf schüttelte. »Das ist kein Beweis für eine Grüne, Galina. Es ist nicht einmal ein Beweis für eine Aes Sedai. Ich habe Geschichten darüber gehört, dass einige Aielfrauen, diese Weisen Frauen, die Macht lenken können. Es könnte irgendeine arme unglückliche Person gewesen sein, die aus der Burg verwiesen wurde, weil sie die Prüfung als Aufgenommene nicht bestanden hat.«
Galina lächelte. »Ich denke, es ist ein Beweis für Moiraine. Ich habe gehört, dass sie einen Trick kannte zu lauschen, und ich glaube diese Geschichte nicht, dass sie so passenderweise tot sein soll, da keine Leiche zu sehen war und niemand Einzelheiten weiß.«
Das beunruhigte auch Sarene. Teilweise, weil sie Moiraine gemocht hatte – sie waren als Novizinnen und als Aufgenommene Freundinnen gewesen, obwohl Moiraine ihr ein Jahr voraus gewesen war, aber diese Freundschaft hatte über ihre wenigen Treffen während der folgenden Jahre weiterbestanden –, und teilweise, weil es tatsächlich eine zu ungenaue und zu passende Geschichte war, dass Moiraine gestorben sei, tatsächlich verschwunden
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