Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
bereite Kavallerietruppe, ihre Gesichter waren wie Granit und die schräg stehenden Augen eiskalt. Sie warteten nur auf Deiras Befehl. Er hielt die Geschichten durchaus für glaubhaft, dass saldaeanische Frauen die Schwerter ihrer gestürzten Männer aufnahmen und ihre Männer in den Kampf zurückführten. Freundlich zu sein, hatte ihn bei Basheres Frau nirgendwohin gebracht. Bashere selbst zuckte nur die Achseln und sagte, sie sei manchmal schwierig, während er offensichtlich stolz grinste.
»Sagt Lord Bashere, dass ich erfreut bin«, sagte er. Er wandte Jeade’en um und schaute wieder nach Caemlyn. Die Blicke der saldaeanischen Frauen schienen gegen seinen Rücken zu drängen.
Lews Therin kicherte, anders konnte man es nicht nennen. Greife niemals eine Frau an, wenn es nicht sein muss. Sie wird dich schneller und aus geringerem Anlass töten als ein Mann, auch wenn sie später deswegen weint.
Bist du wirklich da?, fragte Rand. Bist du mehr als nur eine Stimme? Nur dieses leise, verrückte Lachen antwortete.
Er sann den ganzen Weg nach Caemlyn zurück über Lews Therin nach, sogar noch nachdem sie an einem der langen Märkte mit Ziegeldächern vorbeigeritten waren, die die Zuwege zu den Toren und in die Neustadt säumten. Er befürchtete, verrückt zu werden – es war nicht real, aber es war schlimm genug; wenn er geisteskrank würde, wie sollte er dann tun, was er tun musste? –, aber er hatte keine Anzeichen davon bemerkt. Aber andererseits – würde er es merken, wenn sein Geist versagte? Er hatte noch niemals einen Verrückten gesehen. Er musste nur von dem in seinem Kopf faselnden Lews Therin beherrscht werden. Wurden alle Menschen auf gleiche Art verrückt? Würde er so enden, dass er über Dinge lachte und weinte, die niemand sonst sah oder wahrnahm? Er erkannte, dass er eine Chance zu überleben hatte, wenn auch eine scheinbar unmögliche. Wenn du lebst, musst du sterben. Das war eine von drei ihm bekannten Wahrheiten, die ihm in einem Ter’angreal mitgeteilt worden waren; die Antworten waren immer richtig, wenn auch niemals leicht verständlich. Aber so zu leben … Er war sich nicht sicher, dass er nicht lieber sterben würde.
Die Menschenmengen in der Neustadt machten mehr als vierzig Aiel Platz, und eine Handvoll erkannten auch den Wiedergeborenen Drachen. Vielleicht erkannten ihn noch mehr Leute, aber es erklangen nur wenige raue Hochrufe, als er vorüberritt. »Möge das Licht auf den Wiedergeborenen Drachen scheinen!« und »Der Glanz des Lichts für den Wiedergeborenen Drachen!« und »Der Wiedergeborene Drache, König von Andor!«
Dieser letzte Hochruf erschütterte ihn, wann immer er ihn hörte, und er hörte ihn jetzt häufiger. Er musste Elayne finden. Er merkte, dass er mit den Zähnen knirschte. Er konnte die Menschen auf der Straße nicht ansehen. Er wollte sie zu Boden zwingen, sie anschreien, dass Elayne ihre Königin sei. Er versuchte, nicht hinzuhören, er betrachtete den Himmel, die Häuserdächer, alles, nur nicht die Menge. Und nur darum sah er den Mann in einem weißen Umhang auf einem mit roten Ziegeln bedeckten Dach aufstehen und eine Armbrust erheben.
Alles geschah innerhalb weniger Herzschläge. Rand ergriff Saidin und lenkte die Macht, während der Pfeil auf ihn zuflog. Er traf mit einem Geräusch wie Metall auf Metall auf Luft auf, einer silbrig blauen Masse, die über der Straße hing. Eine Feuerkugel entsprang Rands Hand und traf den Armbrustschützen in die Brust, während der Pfeil von dem Luftschild abprallte. Flammen umfingen den Mann, und er fiel schreiend vom Dach. Und dann sprang jemand Rand an und warf ihn aus dem Sattel.
Er traf hart auf dem Pflaster auf, ein Gewicht über sich spürend, und sein Atem und Saidar verließen ihn vollständig. Er rang nach Luft, kämpfte mit dem Gewicht, schüttelte es ab – und stellte fest, dass er Desora an den Armen hielt. Sie lächelte ihn an, ein wunderschönes Lächeln, und dann sackte ihr Kopf zur Seite. Blinde blaue Augen sahen ihn an, die bereits glasig wurden. Der Armbrustpfeil, der aus ihren Rippen hervorstak, drückte gegen sein Handgelenk. Warum hatte sie dieses wunderschöne Lächeln stets verborgen?
Hände ergriffen ihn, hoben ihn hoch. Töchter des Speers und Bergtänzer drängten ihn zum Straßenrand, dicht an die Vorderwand des Ladens eines Blechschmieds, und bildeten einen festen, verschleierten Kreis um ihn, die Hornbögen in Händen, die Blicke die Straße und die Dächer absuchend. Rufe und Schreie
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