Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Einfluss aus. Nun, sie brauchte fünf Jahre, bis sie den Fluss Erinin erreicht hatte. Aber das Land, das Andors Königinnen beherrschten, gehörte ihnen unumschränkt, wohingegen die meisten anderen, die sich Könige oder Königinnen nannten, eher daran interessiert waren, weitere Länder zu erringen, als zu festigen, was sie bereits besaßen.«
Sie schöpfte Atem, und Rand schaltete sich schnell ein. Elenia sprach von diesen Menschen, als kenne sie sie persönlich, aber die Namen, die er niemals zuvor gehört hatte, gerieten in seinem Kopf durcheinander. »Warum gibt es kein Haus Maravaile?«
»Keiner von Isharas Söhnen wurde älter als zwanzig Jahre.« Elenia zuckte die Achseln und trank von ihrem gewürzten Wein. Das Thema interessierte sie nicht. Aber es gab ihr ein neues Stichwort. »Neun Königinnen regierten während des Hundertjährigen Krieges, aber keine dieser Königinnen hatte einen Sohn, der älter als dreiundzwanzig wurde. Es wurde beständig gekämpft, und Andor wurde von allen Seiten bedrängt. Nun, während Maragaines Regierungszeit erhoben vier Könige ihr Heer gegen sie – an der Stelle ist eine Stadt nach dieser Schlacht benannt. Die Könige waren …«
»Aber alle Königinnen waren Abkömmlinge Sourans und Isharas?«, warf Rand schnell ein. Die Frau hätte ihm täglich eine neue Geschichte erzählen können, wenn er es zugelassen hätte. Da er saß, bot er auch ihr einen Sitzplatz an.
»Ja«, sagte sie widerwillig, wahrscheinlich, weil sie Souran nicht einbeziehen wollte. Aber sie strahlte sofort wieder. »Es geht darum, wie viel von Isharas Blut ein jeder besitzt. Wie viele Linien den Einzelnen mit ihr verbinden und in welchem Maß. In meinem Fall …«
»Das ist für mich nicht leicht zu verstehen. Nehmen wir, zum Beispiel, Tigraine und Morgase. Morgase hatte den aussichtsreichsten Anspruch, Tigraine zu folgen. Das bedeutet vermutlich, dass Morgase und Tigraine eng miteinander verwandt waren?«
»Sie waren Cousinen.« Elenia bemühte sich, ihre Verärgerung darüber zu verbergen, dass sie so oft unterbrochen wurde, besonders jetzt, wo sie dem so nahe war, was sie sagen wollte, aber noch immer gehindert wurde. Sie wirkte wie ein bissiger Fuchs –, aber das Huhn gelangte immer wieder außer Reichweite.
»Ich verstehe.« Cousinen. Rand trank einen großen Schluck, mit dem er den Becher halbwegs leerte.
»Wir sind alle Cousinen. Alle Häuser.« Sein Schweigen schien sie zu stärken. Sie lächelte wieder. »Da die Häuser während tausend Jahren immer wieder untereinander geheiratet haben, gibt es kein Haus ohne einen Tropfen von Isharas Blut. Aber das Maß zählt und die Anzahl der Verbindungslinien. In meinem Fall …«
Rand blinzelte. »Ihr seid alle Cousinen? Ihr alle ? Das scheint mir …« Er beugte sich aufmerksam vor. »Elenia, wenn Morgase und Tigraine … Kaufleute oder Bauern gewesen wären – wie nahe wären sie dann miteinander verwandt gewesen?«
»Bauern?«, rief sie aus und starrte ihn an. »Mein Lord Drache, welch absonderlicher …« Alles Blut wich langsam aus ihrem Gesicht. Er war immerhin ein Bauer gewesen. Sie benetzte nervös ihre Lippen. »Ich vermute … ich sollte zunächst darüber nachdenken. Bauern? Ich vermute, das bedeutet, dass man sich alle Häuser als Bauernhäuser vorstellen muss.« Ein nervöses Kichern entschlüpfte ihr, bevor sie es in ihrem gewürzten Wein ertränkte. »Wenn sie Bauern gewesen wären, glaube ich nicht, dass irgendjemand sie überhaupt als Verwandte angesehen hätte. Alle Verbindungen liegen zu weit zurück. Aber sie waren keine Bauern, mein Lord Drache …«
Er hörte nur noch mit halbem Ohr zu und sank in seinem Sessel zurück. Nicht verwandt.
»… habe einunddreißig Verbindungslinien zu Ishara, während Dyelin nur dreißig hat, und …«
Warum fühlte er sich plötzlich so entspannt? Muskelverkrampfungen hatten sich gelöst, die er nicht einmal bemerkt hatte, bis sie verschwanden.
»… wenn ich so sagen darf, mein Lord Drache.«
»Was? Verzeiht mir. Meine Gedanken sind einen Moment abgeschweift … Ich habe Eure letzte Bemerkung nicht gehört.« Sie hatte jedoch etwas beinhaltet, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
Elenia hatte das unterwürfige, schmeichlerische Lächeln aufgesetzt, das auf ihrem Gesicht so fremd wirkte. »Nun, ich sagte gerade, dass Ihr selbst Tigraine in gewisser Weise ähnelt, mein Lord Drache. Ihr könntet vielleicht sogar einen Hauch von Isharas Blut besitzen …« Sie brach mit
Weitere Kostenlose Bücher