Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
sagte Jalani fast ebenso tonlos.
Rand öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Verdammtes Ji’e’toh . Es hatte natürlich keinen Zweck zu erwähnen, dass er der Car’a’carn war. Aviendha wirkte leicht überrascht, dass er sich überhaupt wehrte. Für sie war es anscheinend eine Selbstverständlichkeit. Er hob unbehaglich die Schultern, wenn auch nicht wegen Aviendha. Dieses unreine Gefühl war weiterhin spürbar und wurde jetzt noch stärker. Vielleicht war Lews Therin zurückgekommen. Rand rief ihn schweigend, aber er bekam keine Antwort.
Ein Klopfen an der Tür wurde sofort vom Eintreten Frau Harfors gefolgt, die ihren üblichen tiefen Hofknicks vollführte. Der Haushofmeisterin war die frühe Stunde natürlich nicht anzusehen. Reene Harfor wirkte, gleichgültig zu welcher Tageszeit, stets, als hätte sie sich gerade erst zurechtgemacht. »Mehrere Leute sind in der Stadt eingetroffen, mein Lord Drache, und Lord Bashere dachte, Ihr solltet es so bald wie möglich erfahren. Lady Aemlyn und Lord Culhan sind gestern Abend eingetroffen und weilen bei Lord Pelivar, Lady Arathelle traf eine Stunde später mit großem Gefolge ein. Lord Barel und Lord Macharan, Lady Sergase und Lady Negara sind in der Nacht getrennt mit jeweils nur wenig Gefolge eingetroffen. Niemand von ihnen hat dem Palast seine Aufwartung gemacht.« Sie äußerte Letzteres in einem merkwürdigen Tonfall, aber ohne Hinweis auf ihre eigene Meinung darüber.
»Das sind gute Nachrichten«, belehrte er sie, und das stimmte auch, ob sie nun den Palast aufgesucht hatten oder nicht. Aemlyn und ihr Mann Culhan waren fast genauso mächtig wie Pelivar, und Arathelle war mächtiger als alle anderen außer Dyelin und Luan. Die anderen entstammten geringeren Häusern, und nur Barel war unter ihnen der Hohe Herr seines Hauses, aber die Adligen, die sich gegen ›Gaebril‹ gestellt hatten, begannen sich zu versammeln. Zumindest waren dies gute Nachrichten, falls er Elayne fand, bevor sie zu versuchen beschlossen, ihm Caemlyn wegzunehmen.
Frau Harfor betrachtete ihn einen Moment und zog dann einen Brief mit blauem Siegel hervor. »Dieser wurde gestern Abend spät überbracht, mein Lord Drache. Durch einen Stallburschen. Ein schmutziger Stallbursche. Die Herrin der Wogen des Meervolks war nicht sehr erfreut, dass Ihr fort wart, als sie zur Audienz erschien.« Dieses Mal war die Missbilligung deutlich aus ihrer Stimme herauszuhören, wenn auch nicht ersichtlich war, ob sie der verpassten Audienz oder der Art der Überbringung des Briefes galt.
Er seufzte. Er hatte vollkommen vergessen, dass sich Angehörige des Meervolks in Caemlyn aufhielten. Das erinnerte ihn an den Brief, den man ihm in Cairhien übergeben hatte, und er nahm ihn hervor. Beide Siegel, das grüne wie auch das blaue, trugen dasselbe Gepräge, obwohl er nicht erkennen konnte, was es darstellen sollte: Es waren zwei flache, Schalen ähnliche Gegenstände mit einer breiten Reihe Ornamente, die sich von einer Schale durch die andere zogen. Beide Briefe waren an den ›Coramoor‹ gerichtet, wer auch immer das sein mochte. Er selbst vermutlich. Vielleicht nannte das Meervolk den Wiedergeborenen Drachen so. Er brach zunächst das blaue Siegel. Es gab keine Anrede, und der gesamte Brief unterschied sich sicherlich von allen anderen, die jemals an den Wiedergeborenen Drachen gerichtet worden waren.
Wenn das Licht es will, werdet Ihr schließlich nach Caemlyn zurückkehren. Da ich weit gereist bin, um Euch zu sehen, werde ich vielleicht die Zeit dafür finden, wenn Ihr zurückkehrt.
Zaida din Parede Schwarzflügel
vom Clan Catelar, Herrin der Wogen
Frau Harfor hatte anscheinend recht. Die Herrin der Wogen war nicht sehr erfreut. Das grüne Siegel verbarg kaum Besseres.
Wenn es dem Licht gefällt, werde ich Euch an Deck der Gischt empfangen, sobald es Euch beliebt.
Harine din Togara Zwei Winde
vom Clan Shodein, Herrin der Wogen
»Schlechte Nachrichten?«, fragte Aviendha.
»Ich weiß es nicht.« Er betrachtete stirnrunzelnd die Briefe und merkte kaum, als Frau Harfor eine Frau in Rot und Weiß hereinließ und leise mit ihr sprach. Keine dieser Meervolk-Frauen klang wie jemand, mit dem er auch nur eine Stunde gemeinsam verbringen wollte. Er hatte jede Übersetzung der Prophezeiungen des Drachen gelesen, die er finden konnte, und obwohl auch die eindeutigste oft noch ungenau war, erinnerte er sich an nichts, was auf die Atha’an Miere hingedeutet hätte. Vielleicht waren sie auf ihren Schiffen
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