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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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die Verlorenen waren, vor denen er in jenen Träumen davongelaufen war, oder der Dunkle König oder Tarmon Gai’don oder vielleicht sogar Lews Therin. So von sich eingenommen. Natürlich träumte der Wiedergeborene Drache, vom Dunklen König verfolgt zu werden. Trotz all seiner Einwände, Rand al’Thor zu sein, schien es, als könnte er es genauso leicht vergessen wie jeder andere, Rand al’Thor war vor Elayne davongelaufen, vor seiner Angst davor, Elayne zu lieben, genau wie er aus Angst davor, Aviendha zu lieben, davongelaufen war.
    Der Spiegel zersprang, Scherben fielen in die Porzellanwaschschüssel. Die im Rahmen verbliebenen Reste warfen ein bruchstückhaftes Bild seines Gesichts zurück.
    Er ließ Saidin fahren, schabte vorsichtig die letzten Reste Seifenschaum von seinen Wangen und klappte die Rasierklinge bedächtig ein. Kein Davonlaufen mehr. Er würde tun, was er tun musste, aber kein Davonlaufen mehr.
    Zwei Töchter des Speers warteten im Gang, als er hinaustrat. Harilin, eine schlanke Rothaarige ungefähr seines Alters, lief los, um die anderen herbeizuholen, sobald er auftauchte. Chiarid, eine Blonde mit lustigen Augen, die alt genug war, um seine Mutter zu sein, begleitete ihn durch Gänge, in denen nur wenige Diener umhergingen, die überrascht waren, ihn so früh zu sehen. Chiarid liebte es üblicherweise, Späße auf seine Kosten zu machen, wenn sie allein waren – auch wenn er nur einige davon verstand. Sie sah ihn als jüngeren Bruder an, der davor bewahrt werden musste, übermütig zu werden, aber sie erspürte seine Stimmung an diesem Morgen und schwieg. Sie warf nur einmal einen angewiderten Blick auf sein Schwert.
    Nandera und die restlichen Töchter des Speers holten sie ein, bevor sie die Hälfte des Weges zur Reisekammer zurückgelegt hatten, und erkannten sein Schweigen ebenso schnell. Wie auch die Mayener und die Schwarzaugen, welche die quadratisch geschnittene Tür bewachten. Rand dachte, er könnte Cairhien verlassen, ohne dass jemand sprach, bis eine junge Frau in dem Rot und Blau der persönlichen Diener Berelains heraneilte und in einen tiefen Hofknicks verfiel, während er gerade das Wegetor öffnete.
    »Die Erste schickt dies«, keuchte sie und hielt ihm einen Brief mit einem großen grünen Siegel entgegen. Sie war offensichtlich den ganzen Weg bis zu ihm gelaufen. »Er kommt vom Meervolk, mein Lord Drache.«
    Rand steckte den Brief in seine Manteltasche und trat durch das Tor, wobei er die Frage der Frau unbeachtet ließ, ob er ihr eine Antwort mitgeben wollte. Heute Morgen war ihm nach Schweigen zumute. Er ließ einen Daumen über die Gravur auf dem Drachenszepter gleiten. Er würde stark und hart sein und all sein Selbstmitleid hinter sich lassen.
    Die dunkle Große Halle in Caemlyn ließ Alanna sich wieder tief in seinen Geist einnisten. Die Nacht hielt sie noch umfangen, aber sie war wach. Er wusste es so sicher, wie er wusste, dass sie weinte, so sicher, wie er wusste, dass ihre Tränen versiegten, kurz nachdem er das Tor hinter der letzten der Töchter des Speers geschlossen hatte. Ein kleiner Rest widerstreitender, undeutbarer Gefühle ballte sich noch immer in seinem Unterbewusstsein, und doch war er sich sicher, dass sie wusste, dass er zurückgekehrt war. Zweifellos hatten sie und ihr Behüterbund ihren Beitrag zu seiner Flucht geleistet, aber er erkannte diesen Bund jetzt zumindest an, auch wenn er ihm nicht gefiel. Dieser Gedanke ließ ihn beinahe erstickt kichern. Er sollte ihn besser anerkennen, da er es ohnehin nicht ändern konnte. Sie hielt ihn an einem Faden fest – nur ein Faden: Licht, lass es nicht mehr sein –, was keine Gefahr bedeuten sollte, es sei denn, er ließ sie nahe genug an sich heran, dass eine Leine daraus werden könnte. Er wünschte, Thom Merrilin wäre da. Thom wusste wahrscheinlich alles über Behüter und den Bund. Er wusste überraschend viele Dinge. Nun, wenn er Elayne fände, würde er auch Thom finden. Ganz einfach.
    Saidin formte eine Kugel aus Licht, Feuer und Luft, um den Weg aus dem Thronsaal zu weisen. Die uralten Königinnen, die in der Dunkelheit weit über ihm verborgen waren, störten ihn überhaupt nicht. Sie waren nur Bilder aus buntem Glas.
    Was man von Aviendha nicht behaupten konnte. Vor seinen Räumen entließ Nandera alle Töchter des Speers außer Jalani, und die beiden gingen mit ihm hinein, um die Räume zu überprüfen, während er die Macht lenkte, um die Lampen zu entzünden, und das Drachenszepter auf einen

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